Der Auftritt von Gretas Mutter am ESC 2009 in Moskau
0:29
Gretas Mutter am ESC 2009:Der Auftritt von Gretas Mutter am ESC 2009 in Moskau

Malena Ernman (48) war ein Opernstar
Gretas Mutter opferte für ihre Tochter die Karriere

Malena Ernman (48) war die schwedische Antwort auf Cecilia Bartoli. Doch jetzt steht ihre Tochter Greta (16) im Rampenlicht. Sie zwang ihr Mami, ihre Karriere als Opernstar gründlich zu überdenken.
Publiziert: 25.01.2019 um 18:43 Uhr
|
Aktualisiert: 05.03.2019 um 16:11 Uhr
Da durfte sie noch fliegen: Gretas Mutter beim Auftritt am Eurovision Song Contest 2009 in Moskau.
1/6
Cinzia Venafro

Rom, Madrid, Paris, London, Los Angeles und Tokio: Das sind nur einige der Stationen, in denen Malena Ernman (48) mit ihrem Mezzosopran Konzerthallen und Opernhäusern füllte. 2009 flog die Schwedin nach Moskau – und vertrat ihr Land beim Eurovision Song Contest.

Mit dem Song «La Voix», einem extravaganten Mix aus Pop- und Klassikklängen, schaffte sie es zwar ins Finale – landete dort aber auf dem enttäuschenden 21. Platz.

Doch trotz ESC-Debakel: Malena Ernman wurde in Opernkreisen auch schon als schwedische Antwort auf Cecila Bartoli gehandelt. Doch während das Mami in der Welt Arien schmetterte, verstummte zu Hause in Stockholm sein Töchterchen Greta. Die heutige Klima-Ikone hörte auf zu sprechen, zu essen – besser ging es ihr erst, als sie ihr Leben dem Kampf gegen den Klimawandel widmete.

Mutter Malena: «Greta wurde zur Anführerin – und wir sind ihr gefolgt»

Und auch für Mutter Malena änderte Gretas Entscheidung alles: Die erfolgreiche Opernsängerin musste ihre internationale Karriere auf Eis legen. Grund: Tochter Greta kämpft gegen die CO2-intensive Fliegerei – und verlangte, dass auch die Mutter ihre Werte lebt. «Ich habe aufgehört zu fliegen, weil in der Familie entschieden wurde, dass es jetzt genug ist», sagte Mami Malena unlängst der schwedischen Zeitung «Expressen».

«Greta wurde zur Anführerin, und wir sind ihr gefolgt. Sie sah die Welt so, wie sie war.» Denn mit der heutigen Emissionsrate hätten wir in 18 Jahren keine Atmosphäre mehr. «Und ohne können wir nicht leben.»

Gretas Schwester Beata leidet an ADHS

Leben konnte auch Malena Ernman «fast nicht mehr», wie sie im autobiografischen Buch «Szenen aus dem Herzen» beschreibt. «Unserer Familie ging es sehr schlecht. Sogar der Hund litt.» Denn nachdem klar war, dass die ältere Greta an einer Ausprägung des Asperger-Syndroms leidet, fanden die Ärzte endlich auch den Grund für das Verhalten von Gretas kleiner Schwester Beata (13): Das Mädchen hat ADHS.

Und heute, wo Greta die Ikone der Schüler im Klimastreik ist – und ihre Sprache wiedergefunden hat –, singt auch das Mami wieder. Nicht auf den Bühnen der Welt, sondern zuletzt im Musical «As in Heaven» in Stockholm. Doch so ganz mag das Mami der Tochter nicht folgen: Malena wurde «nur» Vegetarierin – der Rest der Familie lebt Greta zuliebe vegan.

Darum gehts beim Klimastreik

Wie kam es zu den Klimastreiks?
Begonnen hat alles am 20. August 2018. An diesem Montag schwänzte die damals 15-jährige Schwedin Greta Thunberg zum ersten Mal die Schule, um vor dem Reichstag, dem schwedischen Parlament, fürs Klima in den Sitzstreik zu treten. Drei Wochen – bis zu den Parlamentswahlen – streikte Greta täglich. Seither noch jeden Freitag. 

Was will Greta erreichen?
Sie fordert, dass Schweden die Treibhausgasemissionen jedes Jahr um 15 Prozent senkt, um so die im Pariser Klimaabkommen festgehaltenen Ziele zu erreichen. Was den Klimaschutz anbelangt, ist Schweden zwar ganz weit vorne. Doch für Greta steht ihr Heimatland gerade deshalb in der Verantwortung, als Vorbild voranzugehen. 

Warum interessiert sich Greta so fürs Klima?
Greta war etwa acht Jahre alt, als sie in der Schule zum ersten Mal von der Klimaerwärmung und ihren Konsequenzen hörte. Seither gibt es für sie praktisch kein anderes Thema mehr. Das hat auch mit ihrer Persönlichkeit zu tun. Sie hat Asperger, eine Form von Autismus. Typisch für Betroffene ist, dass sie sich nicht gut in andere Menschen hineinversetzten können, dafür oftmals eine grosse Leidenschaft für ein ganz bestimmtes Thema entwickeln.

Wie kam der Protest in die Schweiz?
Demonstrierte Greta anfangs noch alleine, schlossen sich ihr mit der Zeit in ganz Schweden Schüler an. Die Proteste schwappten in andere Länder über, beispielsweise nach Deutschland, Finnland, Belgien, die Niederlanden, Österreich, ja sogar in Kanada, den USA und Australien gingen Schüler auf die Strasse. In der Schweiz fand am 14. Dezember in Zürich der erste Klimastreik statt. Einige Hundert Schüler nahmen daran teil. In Anlehnung an Gretas Klimastreik finden die Demonstrationen jeweils freitags statt.

Wie ging es weiter?
In der Schweiz weitete sich der Protest auch auf andere Städte aus. Am 21. Dezember gingen laut Angaben der Organisatoren 4000 Schüler, Studenten und Stifte in Basel, Bern, St. Gallen und Zürich auf die Strasse. Ein weiterer Streik folgte am 11. Januar. Eine Woche später protestierten über 22'000 Schüler in insgesamt 16 Städten – der bisherige Streikrekord. 

Wer sind die Köpfe hinter der Schweizer Klimastreik-Bewegung?
Eine «Schweizer Greta» gibt es nicht. Die Organisatoren der Schweizer Klimastreikbewegung wollen keine Einzelpersonen in den Vordergrund stellen, sondern betonen, dass sie sehr basisdemokratisch organisiert sind. Eine Hauptleitung oder ein Organisationskomitee, das gegen aussen auftritt, gibt es nicht. Im Januar fand aber eine Versammlung statt, an der unter anderem gemeinsame Forderungen aufgestellt wurden.

Was sind ihre Forderungen?
Die Schweizer Klimastreikbewegung hat zwei Hauptforderungen. Einerseits will sie, dass in der Schweiz der «Klimanotstand» ausgerufen wird. Das bedeutet: Die Schweiz soll die Klimaerwärmung als zu bewältigende Krise anerkennen und darauf reagieren, schreibt die Bewegung auf ihrer Homepage. Zweitens fordern die Schweizer Klimastreikenden dass die Schweiz die Treibhausgasemissionen bis 2030 auf netto null reduziert. Das CO2-Gesetz, das derzeit im Parlament debattiert wird, sieht eine Reduktion von 50 Prozent bis 2030 vor.

Wie reagieren die Schulen auf die Klimastreiks?
Das ist von Kanton zu Kanton, teilweise von Schule zu Schule unterschiedlich. Beim ersten Streik waren die Schulen noch tolerant. Beim zweiten Streik dann hatten beispielsweise die St. Galler Kantonsschulen eine Unterschrift von den Eltern und eine schriftliche Stellungnahme gefordert. Beim dritten Streik drohte den Teilnehmenden in mehreren Kantonen eine unentschuldigte Absenz. Die Klimastreikenden wollen das nicht akzeptieren. In Basel haben sie dem Bildungsdepartement vorgeschlagen, gemeinnützige Arbeit zu leisten oder an Lesungen teilzunehmen, um den verpassten Unterricht zu kompensieren. Noch ist in dieser Sache nicht entschieden.

Wie kam es zu den Klimastreiks?
Begonnen hat alles am 20. August 2018. An diesem Montag schwänzte die damals 15-jährige Schwedin Greta Thunberg zum ersten Mal die Schule, um vor dem Reichstag, dem schwedischen Parlament, fürs Klima in den Sitzstreik zu treten. Drei Wochen – bis zu den Parlamentswahlen – streikte Greta täglich. Seither noch jeden Freitag. 

Was will Greta erreichen?
Sie fordert, dass Schweden die Treibhausgasemissionen jedes Jahr um 15 Prozent senkt, um so die im Pariser Klimaabkommen festgehaltenen Ziele zu erreichen. Was den Klimaschutz anbelangt, ist Schweden zwar ganz weit vorne. Doch für Greta steht ihr Heimatland gerade deshalb in der Verantwortung, als Vorbild voranzugehen. 

Warum interessiert sich Greta so fürs Klima?
Greta war etwa acht Jahre alt, als sie in der Schule zum ersten Mal von der Klimaerwärmung und ihren Konsequenzen hörte. Seither gibt es für sie praktisch kein anderes Thema mehr. Das hat auch mit ihrer Persönlichkeit zu tun. Sie hat Asperger, eine Form von Autismus. Typisch für Betroffene ist, dass sie sich nicht gut in andere Menschen hineinversetzten können, dafür oftmals eine grosse Leidenschaft für ein ganz bestimmtes Thema entwickeln.

Wie kam der Protest in die Schweiz?
Demonstrierte Greta anfangs noch alleine, schlossen sich ihr mit der Zeit in ganz Schweden Schüler an. Die Proteste schwappten in andere Länder über, beispielsweise nach Deutschland, Finnland, Belgien, die Niederlanden, Österreich, ja sogar in Kanada, den USA und Australien gingen Schüler auf die Strasse. In der Schweiz fand am 14. Dezember in Zürich der erste Klimastreik statt. Einige Hundert Schüler nahmen daran teil. In Anlehnung an Gretas Klimastreik finden die Demonstrationen jeweils freitags statt.

Wie ging es weiter?
In der Schweiz weitete sich der Protest auch auf andere Städte aus. Am 21. Dezember gingen laut Angaben der Organisatoren 4000 Schüler, Studenten und Stifte in Basel, Bern, St. Gallen und Zürich auf die Strasse. Ein weiterer Streik folgte am 11. Januar. Eine Woche später protestierten über 22'000 Schüler in insgesamt 16 Städten – der bisherige Streikrekord. 

Wer sind die Köpfe hinter der Schweizer Klimastreik-Bewegung?
Eine «Schweizer Greta» gibt es nicht. Die Organisatoren der Schweizer Klimastreikbewegung wollen keine Einzelpersonen in den Vordergrund stellen, sondern betonen, dass sie sehr basisdemokratisch organisiert sind. Eine Hauptleitung oder ein Organisationskomitee, das gegen aussen auftritt, gibt es nicht. Im Januar fand aber eine Versammlung statt, an der unter anderem gemeinsame Forderungen aufgestellt wurden.

Was sind ihre Forderungen?
Die Schweizer Klimastreikbewegung hat zwei Hauptforderungen. Einerseits will sie, dass in der Schweiz der «Klimanotstand» ausgerufen wird. Das bedeutet: Die Schweiz soll die Klimaerwärmung als zu bewältigende Krise anerkennen und darauf reagieren, schreibt die Bewegung auf ihrer Homepage. Zweitens fordern die Schweizer Klimastreikenden dass die Schweiz die Treibhausgasemissionen bis 2030 auf netto null reduziert. Das CO2-Gesetz, das derzeit im Parlament debattiert wird, sieht eine Reduktion von 50 Prozent bis 2030 vor.

Wie reagieren die Schulen auf die Klimastreiks?
Das ist von Kanton zu Kanton, teilweise von Schule zu Schule unterschiedlich. Beim ersten Streik waren die Schulen noch tolerant. Beim zweiten Streik dann hatten beispielsweise die St. Galler Kantonsschulen eine Unterschrift von den Eltern und eine schriftliche Stellungnahme gefordert. Beim dritten Streik drohte den Teilnehmenden in mehreren Kantonen eine unentschuldigte Absenz. Die Klimastreikenden wollen das nicht akzeptieren. In Basel haben sie dem Bildungsdepartement vorgeschlagen, gemeinnützige Arbeit zu leisten oder an Lesungen teilzunehmen, um den verpassten Unterricht zu kompensieren. Noch ist in dieser Sache nicht entschieden.

Mehr
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?