Rita S. (72) auf den Philippinen plötzlich pleite
«Migros Bank sperrte mein Konto – monatelang und ohne Vorwarnung!»

Ohne Zugriff auf ihr Erspartes von rund 20'000 Franken weiss Rita S. nicht weiter. Auf den Philippinen lebt sie bescheiden und erfährt grosse Hilfsbereitschaft von ihren Nachbarn, doch eine Lösung mit der Bank ist nicht in Sicht. Bis Blick sich einschaltet.
Publiziert: 23.07.2024 um 01:12 Uhr
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Aktualisiert: 23.07.2024 um 08:46 Uhr
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Sebastian BabicReporter Blick

Im Oktober letzten Jahres wandert Rita S.* (72) aus dem Kanton Solothurn auf die Philippinen aus. Wenige Monate später wird ohne Vorwarnung ihr Konto gesperrt. Fast ein halbes Jahr kämpft die Rentnerin darum, Zugriff auf ihr Geld zu bekommen. Alle Versuche, das Konto wieder entsperren zu lassen, laufen ins Leere – selbst nachdem sie persönlich in die Schweiz zurückgereist war, um die Angelegenheit zu klären. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an Blick. Dann geht auf einmal alles ganz schnell.

Plötzlich war das Konto gesperrt

Doch von Anfang an. In der Annahme, alles sei geregelt, verliess Rita S. im Herbst letzten Jahres die Schweiz, um ihren Ruhestand auf den Philippinen zu geniessen. Das feuchtwarme Klima in Südostasien tut ihr gut. Die Gelenke schmerzen nicht mehr, das Wetter ist perfekt – das Leben einfach. Auf den Philippinen hat sie sich ihr eigenes, kleines Paradies geschaffen. Wäre da nur nicht die Migros Bank Langenthal, rund 10'000 Kilometer entfernt.

Fast ein halbes Jahr hatte die Rentnerin Rita S. keinen Zugriff auf ihr Konto. Der Grund: Zwei fehlende Dokumente.
Foto: Sebastian Babic
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«Da mir gesagt wurde, dass die Post auf den Philippinen unzuverlässig sei, habe ich bei meiner Auswanderung die Adresse meines Sohnes als Adresse für meine Bank angegeben», erzählt sie. Ebenso erhielt der Sohn eine Vollmacht über ihr Konto. «Wie ich mittlerweile herausgefunden habe, wurden dennoch alle Briefe der Bank auf meine philippinische Adresse geschickt.» Gesehen habe sie diese nie: «Wahrscheinlich sind die immer noch unterwegs», sagt sie lachend.

Von der Kontosperrung habe sie darum erst erfahren, als sie mit ihrer Karte zahlen wollte. Ging sie anfänglich noch von einem Fehler aus, wurde der Rentnerin schnell klar: «Hier stimmt etwas ganz und gar nicht.» Mit der Kontosperrung hatte die Frau weder Zugang auf ihr Erspartes von rund 20'000 Franken, noch auf ihre AHV-Rente.

Rita S. reist zurück in die Schweiz

Monatelang versucht sie, von den Philippinen aus ihr Konto zu entsperren. Vergeblich. Weder die Bank, die Schweizer Botschaft, noch das EDA können ihr helfen. Dabei steht der Sohn, der als Kontakt bei der Bank angegeben wurde, im stetigen Austausch mit seiner Mutter. Da Rita S. knapp bei Kasse ist, hilft er ihr aus und bezahlt ihr ein Flugticket. In der Hoffnung, das Problem vor Ort lösen zu können, reist Rita S. zurück in die Schweiz – und wird bitter enttäuscht.

«Knapp fünf Wochen lang versuchte ich, in der Schweiz mein Konto zu entsperren. Erfolglos!», erzählt die Frau. Ihr sei klar gewesen, dass es von den Philippinen aus nicht einfach sei. «Dass ich aber auch in der Schweiz nicht vorankomme, enttäuscht mich. So kompliziert kann das nicht sein.» Die Auswanderin erzählt von unzähligen Telefonaten, die ergebnislos oder mit falschen Informationen endeten. «Bei den Beratungen mit der Bank wurde mir immer gesagt, die fehlende Steueridentifikationsnummer sei schuld.» Doch die Sache ist noch komplizierter.

Falschinformation oder Missverständnis?

Als Blick die Bank konfrontiert, kommt endlich Bewegung in die Sache. Nur drei Tage später ist das Konto wieder entsperrt. Auf Nachfrage erklärt eine Sprecherin der Bank: «Frau S. hat Ende Juni die letzten erforderlichen Dokumente eingereicht. Seit dem 11. Juli ist das Konto daher wieder für sie zugänglich.» Dabei ging es laut Aussagen der Banksprecherin eigentlich nie um die Steueridentifikationsnummer – hier sei es zu einem Missverständnis gekommen.

Stattdessen fehlten zwei Steuerformulare mit den Bezeichnungen «Deklaration Steuerstatus» und «Dokument zur Steuerehrlichkeit und Verzicht auf das Bankkundengeheimnis». Aus diesem Grund sei ihr Konto vorübergehend gesperrt worden. Über E-Banking sei Rita S. zwar kontaktiert worden, habe allerdings nicht reagiert. Das bestreitet Rita S. allerdings vehement.

Zurück im neuen Zuhause

Rita S. ist inzwischen einfach nur froh, dass alles wieder seinen geregelten Gang geht. Sie ist zurück auf den Philippinen. «Wenn ich etwas aus der Sache gelernt habe, dann, dass ich nächstes Mal schneller zum Blick gehe», lacht sie am Telefon, bevor sie sich zu einem Kindergeburtstag eines Nachbarskindes verabschiedet. «Ich schicke gleich ein paar Fotos!»

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