Hamsterkäufer plündern Regale
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Trotz Beruhigungsappellen:Hamsterkäufer plündern Regale

Nach ausgerufener Notlage muss Aldi in Aesch BL die Kunden aussperren
Hamsterkäufe immer extremer!

Der Bund und die Grossverteiler warnen vor Hamsterkäufen. Doch keiner hört. Seit mehreren Tagen werden die Einkaufswägeli gefüllt und die Regale geleert. Nachdem in Basel-Land die Notlage ausgerufen wurde, greift Aldi in Aesch BL zu drastischen Massnahmen.
Publiziert: 16.03.2020 um 15:57 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2020 um 16:55 Uhr
Der Coop in Zürich.
Foto: BLICK-Leserreporter
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Anastasia Mamonova

Die Hamsterkäufe in der Schweiz werden immer extremer! BLICK-Leser Robert L.* will am Montagmorgen im Coop am Albisriederplatz in Zürich einkaufen. «Meine Freundin und ich haben zu Hause noch die letzten zwei Rollen WC-Papier. Letzten Freitag und Samstag waren die Regale komplett leer.» Dieses Mal hat er Glück. Wenige Packungen sind noch da. «Das ist doch nicht normal. Weil irgendwelche Leute Panik schieben und sich mit Klopapier für die nächsten 100 Jahre eindecken, müssen normale Menschen tagelang suchen», ärgert er sich. Im Gegensatz zum WC-Papier ist die Milch um kurz nach 11 Uhr schon komplett ausverkauft.

«Ich habe die Kassiererin darauf angesprochen. Sie sagte, das Personal komme seit Mitte letzter Woche kaum mehr nach mit Nachfüllen. Sobald etwas ausgepackt werde, würden die Leute hinrennen und den Mitarbeitern alles aus den Händen reissen. Sie meinte, dass WC-Papier bis am Abend bestimmt wieder ausverkauft sein werde», erzählt er. Von insgesamt drei bedienten Kassen neben dem Self-Checkout, sei nur eine besetzt gewesen. «Alle anderen Mitarbeiter waren ununterbrochen am Einräumen und machten nichts anderes mehr», sagt der Leser.

In der Migros ein Effretikon ZH waren die Regale sogar bereits um 8.30 Uhr leer. «Ich dachte noch, ich gehe etwas früher einkaufen. Doch da stürmten die Leute schon rein wie die Geier», sagt BLICK-Leser Enrico S. (46). Einige seien aggressiv gewesen und hätten gedrängelt.

Aldi-Kunden müssen draussen warten

In Aesch BL zeigt sich ein noch extremeres Bild. BLICK-Leser Ivan Rizzo (44) führt seinen Hund um kurz nach 9 Uhr spazieren, als er vor dem Aldi 20 Leute beim Anstehen sieht. «Ich dachte, ich sehe nicht richtig», sagt er zu BLICK. «Die Leute mussten draussen warten, bis sie reindürfen, weil nur noch wenige gleichzeitig in den Laden durften», sagt er. Ein Mitarbeiter habe vor dem Eingang die Leute kontrolliert. «Weil nun alle hamstern, muss jetzt zu solchen Massnahmen gegriffen werden», sagt Rizzo.

Vier qm pro Kunde

Aldi-Sprecher Philippe Vetterli erklärt die Massnahme: «In vereinzelten Filialen im Tessin und im Kanton Basel-Landschaft haben wir zusätzlich Sicherheitsleute im Einsatz, die anlässlich des sehr starken Kundenandrangs auf die offiziellen BAG-Empfehlungen hin sensibilisieren und – wenn nötig – den Kundenandrang etwas regulieren.»

Aktuell gilt die Regel: Vier qm pro Kunde. In der Filiale in Aesch dürfen sich demnach bis zu 80 Personen gleichzeitig aufhalten.

«Hamsterkäufe nicht notwendig»

Weiter betont Vetterli: «Hamsterkäufe sind derzeit nicht notwendig, und die Warenversorgung unserer Filialen wird weiterhin gewährleistet. Wir appellieren an die Vernunft und Solidarität unserer Kundinnen und Kunden.»

Leser Ivan Rizzo beobachtet später eine ähnliche Situation in Reinach BL. «Vor einer Apotheke wurde ein Gitter aufgestellt, damit die Leute nicht alle gleichzeitig reinstürmen», sagt er. «WC-Papier, Seife, Salz und Mehl waren weg. So etwas habe ich noch nie gesehen.» Der Kanton Basel-Landschaft hat am Sonntag den Notstand ausgerufen.

Bei Lidl müssen Büroangestellte ran

Auch Lidl kämpft mit dem grossen Kundenandrang. Aus diesem Grund müssen aktuell Mitarbeiter aus den Büros zur Unterstützung der Filialen und Lager ausrücken.

«Wir haben dazu intern einen Aufruf gestartet zur freiwilligen Unterstützung der Lager und Filialen. Die Rückmeldungen waren überwältigend und es hat uns sehr gefreut, dass diverse Mitarbeitende dazu bereit sind, ihre Kolleginen und Kollegen an der Front zu unterstützen», sagt Sprecherin Corina Milz.

Grossverteiler rufen zur Vernunft auf

Coop und Migros appellieren an ihre Kunden, von Hamsterkäufen abzusehen. Engpässe seien bei Coop kein Thema, sagt Sprecherin Rebecca Veiga. Migros-Sprecher Marcel Schlatter betont ebenfalls: «Es wird keine Versorgungslücken geben, es sind genügend Lebensmittel für alle vorhanden».

Auch der Bundesrat versucht, die Bevölkerung zur Vernunft zu bringen. «Die Lebensmittelläden sind und bleiben offen. Es gibt kein Grund zur Panik», sagte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (59) am Freitag.

* Name geändert

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Coronavirus, Sars-Cov-2, Covid-19 – Was ist was?

Bei der Corona-Pandemie herrscht Verwirrung bezüglich der Begriffe. Dabei geraten diese drei Bezeichnungen immer wieder durcheinander:

  • Coronavirus:
    Coronaviren sind eine Virenfamilie. Diese können sowohl Tiere als auch Menschen befallen und unterschiedliche Symptome auslösen. Corona (dt. Krone) bezieht sich auf ihre kronenartigen Fortsätze.

  • Sars-Cov-2:
    Im Januar 2020 wurde in der chinesischen Stadt Wuhan ein neues Coronavirus identifiziert. Sars-Cov steht für Severe acute respiratory syndrome coronavirus (dt. schweres akutes Atemwegssyndrom-Coronavirus). Da es zur gleichen Art wie das Coronavirus in der Sars-Epidemie in den Jahren 2002 und 2003 gehört, erhielt es die Nummer 2.

  • Covid-19:
    Das Sars-Cov-2 löst in bestimmten Fällen eine Atemwegserkrankung aus. Diese wird als Covid-19 bezeichnet, also Coronavirus disease (dt. Coronavirus-Krankheit). Die Zahl 19 bezieht sich auf das Jahr 2019, indem die Krankheit zum ersten Mal diagnostiziert wurde. Zu den Symptomen gehören schwere Lungenentzündungen.

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Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

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