Milliardär wollte am Matterhorn für Skitouren-Rennen trainieren
«Möglich, dass er in eine Gletscherspalte gefallen ist»

Einer der reichsten deutschen Unternehmer ist verschwunden. Vom deutschen Grossunternehmer Karl-Erivan Haub (58) fehlt seit Samstag jede Spur.
Publiziert: 10.04.2018 um 20:44 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:45 Uhr
Am Samstag bestieg Haub die Klein-Matterhorn-Bahn, später verlieren sich seine Spuren vermutlich in diesem von Gletscherspalten durchzogenen Gebiet.
Foto: Google Street View
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Myrte Müller, Dominique Rais

Die Sorge wächst mit jeder Minute. Karl-Erivan Haub, Erbe des Tengelmann-Konzerns, wollte am Samstagmorgen in den Schnee. Er hatte die Nacht in einem Hotel in Zermatt VS verbracht. Gegen 8.30 Uhr steigt der Milliardär in die Klein-Matterhorn-Bahn. In voller Ski-Montur. Danach verliert sich die Spur des berühmten Grossunternehmers. 

Als Haub nicht zu einer Verabredung in seinem Hotel in Zermatt erscheint, alarmiert seine Familie die Polizei. Am Samstagabend ist sein Smartphone noch in Betrieb. Dann verstummt das Handy.

Familie stellt Mittel für Suche zur Verfügung

Suchtrupps ziehen los. Auch auf italienischem Gebiet. «Die Familie hat den Suchmannschaften unbegrenzte Mittel zur Verfügung gestellt», sagt Adriano Favre, leiter der Bergrettungsdienste im Aosta-Tal. «Aber bei diesen Bedingungen sind sie nutzlos.» Man habe sechs erfahrene Bergführer losgeschickt. Diese konnten in der Zeit zwischen Dienstagnachmittag und Mittwochmorgen wegen der schlechten Witterung jedoch nicht weitersuchen.

Am Samstag bestieg Haub die Klein-Matterhorn-Bahn, später verlieren sich seine Spuren vermutlich in diesem von Gletscherspalten durchzogenen Gebiet.
Foto: Google Street View

Der Suchtrupp setze am Mittwoch die Suche auf Tourenskis fort. Die gesamte Suchaktion vom Bergrettungsdienst Zermatt koordiniert. Favre erklärt der italienischen Nachrichtenagentur Ansa: «Der Suchtrupp verfolgt heute die Route von der Theodul-Hütte in Richtung Furggen. Das Ziel ist die Hütte 'Duca degli Abruzzi'». Nach dieser Route seien aufgrund der Wetterverhältnisse in dieser Höhe alle möglichen Zonen abgegrast, meint Favre weiter. «Man muss abwarten, bis man mit dem Helikopter rauf kann. Gemäss den aktuellen Wetterprognosen wird der erste mögliche Tag eines solchen Heli-Einsatzes der Freitag sein.» 

Favre sagte bereits am Mittwochmorgen zu BLICK: «Die Situation ist verzweifelt. Herr Haub ist auf 3800 Metern aus der Klein-Matterhorn-Bahn ausgestiegen. Er ist alleine unterwegs und das Gebiet ist riesig. Da es sich um ein Gletschergebiet handelt ist es möglich, dass er in eine Gletscherspalte gefallen ist.»

Auf der Schweizer Seite überfliegen Helikopter das Gebiet. Gesucht wird auch ausserhalb der Pisten, auf Gletschereis bis hin zum Plateau des Rosa-Massivs. Die grosse Anzahl alpiner Ski-Fahrer sorgt für verwirrende Spuren im Schnee.

Um 16 Uhr werden die Walliser Retter in einer Medienkonferenz über die Suche informieren.

«Mein Bruder ist ein sehr erfahrener Skitourengänger»

Die Tengelmann-Erben zählen zu den 100 reichsten Familien der Welt. Das Vermögen der Familie wurde erst 2014 auf 3,5 Milliarden Euro geschätzt.

«Die Suche läuft auf Hochtouren, wir tun alles Menschenmögliche, um ihn zu finden», erklärte eine Tengelmann-Sprecherin. In einem internen Schreiben wendet sich der Bruder des Vermissten, Christian Haub, laut der «Bild-Zeitung» an die Angestellten. «Mein Bruder ist ein sehr erfahrener Skitourengänger und Bergsteiger, so dass wir trotz der Zeit, die inzwischen verstrichen ist, die Hoffnung nicht aufgeben, ihn bald zu finden», so Christan Haub.

Trotz des Verschwindens des Tengelmann-Chefs ist es der Familie laut Christian Haub ein Anliegen, dass «der Geschäftsbetrieb ganz ruhig und geordnet weiterlaufen wird». Trotz der bereits verstrichenen Tage gibt Christan Haub die Hoffnung nicht auf, seinen älteren Bruder lebend zu finden. «Bitte halten Sie uns die Daumen, dass wir meinen Bruder schnell finden», wendet er sich im Schreiben an die Angestellten.

Tengelmann-Imperium in Top 10 der grössten Familienunternehmen

Karl-Erivan Haub ist passionierter Ski-Alpinist und wollte für die Patrouille des Glaciers trainieren. Seit Jahren nimmt der sportliche Grossunternehmer aus Deutschland am traditionellen Skitourenrennen teil. Die diesjährige, vom Militär organisierte Veranstaltung steigt am 17. April. Möglicherweise ohne ihr prominentestes Mitglied.

Zusammen mit seinem Bruder Christian ist Karl-Erivan Haub seit 2010 an der Spitze des Tengelmann-Imperiums. Das Unternehmen ist ein Gigant in der Einzelhandels-Branche und rangiert laut «Wirtschaftsblatt» derzeit auf Platz zehn der 500 grössten Familienunternehmen Deutschlands. Zum 1867 in Deutschland gegründeten Unternehmen zählen unter anderem die OBI-Baumärkte, der Textil-Discounter Kik sowie Kaiser's Tengelmann.

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