Die Sechsbeiner breiten sich in der Schweiz ungehindert aus
Angriff der Stinkwanzen

Besonders wohl fühlt sich die Marmorierte Baumwanze in Städten, wo sie die Nähe der Menschen suchen. Nicht mal mit Chemie lassen sich die kleinen Plagegeister bekämpfen.
Publiziert: 27.10.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 02:05 Uhr
Von Deborah Lacourrège

Sie krabbelt in Wohnungen, sie hockt auf den Himbeeren der Hobbygärtner: Die Marmorierte Baumwanze, im Volksmund auch Stinkwanze genannt, macht sich in der Schweiz breit. «In diesem Jahr haben wir besonders viele Meldungen aus Zürich», sagt Tim Haye (40), international renommierter Wanzen-Spezialist und Forscher am Umweltinstitut CABI in Delsberg.

Die übel riechenden Insekten stammen ursprünglich aus Asien. Fühlen sie sich bedroht, sondern sie ein stinkendes Sekret ab. Vermutlich wanderten sie auf Zierpflanzen in die Schweiz ein. Jetzt herrscht Wanzenalarm!

In Städten fühlen sie sich wohl

«Erstmals wurde die Marmorierte Baumwanze 2004 im Zürcher Seefeld nachgewiesen», sagt Haye. Seither werden die Krabbeltiere vor allem in Zürich und Basel gesichtet. In den Städten fühlen sie sich wohl, weil es dort wärmer ist und die Auswahl an Nahrungspflanzen gross.

Besonders unangenehm: Im Herbst suchen Stinkwanzen die Nähe des Menschen.

Sie sammeln sich auf sonnigen Terrassen und an warmen Wänden. Von dort wandern sie in ihre Winterquartiere – und richten sich auch in Wohnungen und Mauerritzen häuslich ein. In Estrichen und Blumentöpfen überwintern die Baumwanzen ebenfalls gern.

Zunehmend auch in ländlichen Gebieten

Sorgen bereitet den Insekten-Experten, dass sich die Stinkwanzen zunehmend auch in ländlichen Gebieten niederlassen.

Im letzten September meldete ein Bauer aus dem Aargau, dass sie seine Peperoni befallen hatten. In den USA, wo die Marmorierte Baumwanze erstmals 1996 nachgewiesen wurde, schaden die Insekten der Landwirtschaft massiv.

In den Bundesstaaten New Jersey, Pennsylvania und Maryland kam es in diesem Jahr zu beachtlichen Ernteausfällen: Jeder vierte Apfel und Pfirsich war durch die Krabbler beschädigt.

Ähnliches könnte auch in der Schweiz passieren: «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch hier enorme Schäden auftreten», sagt Forscher Tim Haye.

Zur Plage werden die tierischen Immigranten, weil sie hierzulande keine natürlichen Feinde haben. Auch Chemie kann ihnen nichts anhaben.

Deshalb untersuchte man am CABI-Centre im letzten Jahr, ob sich die Viecher mit Wespen bekämpfen lassen – allerdings ohne Erfolg. In Nordamerika prüfen Forscher derzeit, ob ihnen mit einer asiatischen Wespenart Einhalt geboten werden kann. 

Dann würden Einwanderer die Einwanderer bekriegen ...

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