Am Dienstagmorgen wurde die Leiche von Anna R.* im Tessiner Hotel La Palma au Lac in Muralto TI gefunden. Die 22-jährige Britin starb qualvoll – sie erstickte. Ihr Freund Dirk W.** (29) wurde als Hauptverdächtiger festgenommen und wegen vorsätzlicher Tötung und nachrangigem Totschlag angeklagt (BLICK berichtete).
Stückweise fügen sich jetzt die letzten Stunden der Millionärstochter vor ihrem Tod zusammen. Stunden, die sie verliebt an der Seite ihres Freundes verbrachte.
Am Montag scheint die Welt für die beiden noch in Ordnung: BLICK-Recherchen zeigen, dass sie das Wetter geniessen und eine teure Boutique besuchen (BLICK berichtete). Anna R. wählt zwei edle Kleider, Dirk W. bezahlt in bar. «Sie schien sehr zufrieden und glücklich, mit ihrem Freund zu sein», sagt ein Verkäufer zu BLICK.
Letztes Abendmahl in Ascona
Am Montagabend fuhr das Paar mit einem Boot nach Ascona TI. Das berichtet der «Mirror». Im Restaurant Osteria Nostrana, fünf Kilometer vom Hotel in Muralto entfernt, nahmen sie zusammen zum Znacht draussen Platz. Das Restaurant liegt an der Seepromenade. Risto Kitanov (60), der das Paar bediente, erzählt gegenüber BLICK: «Sie wirkten wie ein friedliches, glückliches Paar.»
Der Kellner, der seit über 25 Jahren im Restaurant arbeitet, erinnert sich weiter: «Wir sprachen miteinander auf Deutsch. Sie waren beide sehr nett und anständig. Zunächst assen sie einen Salat. Anschliessend nahm die Frau Riesengarnelen mit Wildreis zu sich.» Dazu trinken sie einen toskanischen Wein: «Eine Flasche Brunello di Montalcino für 75 Franken.» Zwischendurch bestellt Dirk W. Zigaretten, erzählt der Restaurant-Angestellte. «Er fragte mich, ob er welche haben könne. Ich brachte ihm ein Päckchen. Er bezahlte mit einer Zwanzigernote und sagte, den Rest könne ich als Trinkgeld behalten.»
Insgesamt lassen sich die beiden ihren Znacht laut dem Kellner 170 Franken kosten. Dirk W. bezahlt mit Karte.
Plötzlich wird es kalt, Regen setzt ein. Kitanov: «Sie fragte nach einer Decke, weil sie in ihrem schwarzen Abendkleid fror. Ihr Freund wickelte sie mit dieser ein und umarmte sie.» Nach rund 90 Minuten verliess das Paar die Osteria Nostrana.
Kellner ist schockiert
Kellner Kitanov sagt betroffen: «Es tut mir so leid, was nach dem Abendessen passierte. So junge Leute. Sie sprachen auch mit anderen Gästen am Tisch nebenan. Ich und meine Kollegen musterten den Mann, da er wegen seiner Tattoos seltsam wirkte.»
Für Anna R. wird die Mahlzeit in der Osteria zu ihrer letzten. Ging das Paar nach dem Essen in der Osteria direkt ins Hotel zurück, wo der Liebestrip in Zimmer 501 tödlich endete?
Hotelgäste hören mitten in der Nacht Schreie aus dem Zimmer im fünften Stock. Um 6.30 Uhr nimmt Dirk W. den Lift runter an die Rezeption, ist angespannt, bittet um Hilfe, da es seiner Freundin «gesundheitlich nicht gut gehe». Zu spät: Anna R. liegt tot im Badezimmer.
Der Deutsche selbst gibt zwar an, Anna sei bei einem Sexunfall ums Leben gekommen. Die Ermittler haben jedoch Zweifel an seiner Version. Die Leiche der Britin wies ausser Spuren von Strangulierung auch kleine Schnitte sowie Frakturen auf. Die Autopsie wurde mittlerweile abgeschlossen, die Resultate wurden aber noch nicht öffentlich kommuniziert.
Dirk W. hatte Drogen- und Alkoholprobleme
Mit der zierlichen Britin kam der tätowierte Rocker erst in diesem Jahr zusammen. Wie sich das ungleiche Paar kennengelernt hat und was sie am Protz-Deutschen fand, ist unklar. Die Britin stammt aus einer wohlhabenden Familie, die im Pferdezuchtgeschäft in der Stadt Harrogate in der Grafschaft North Yorkshire tätig ist. Dirk W. verdiente sein Geld laut Freunden in Zürich als Türsteher. Diese haben keine Erklärung. Weder für den luxuriösen Lebensstil von Dirk W. noch für den grausamen Tod seiner Freundin Anna R.
* Name bekannt
** Name geändert