Das Wunder von Elgg ZH
25 Patienten in Altersheim infiziert – und alle überleben!

Das Pflegeheim Eulachtal in Elgg ZH wird von mehreren Corona-Wellen heimgesucht und übersteht diese ohne auch nur einen einzigen Toten beklagen zu müssen. Das verblüfft nicht nur die Kantonsärztin.
Publiziert: 02.10.2020 um 12:24 Uhr

Was im Pflegeheim Eulachtal in Elgg ZH geschieht, grenzt an ein Wunder: Die Bewohner und die Angestellten werden in zwei Ansteckungswellen vom Coronavirus heimgesucht. Insgesamt sind 56 Personen infiziert, 25 davon hochbetagt, wie die «NZZ» berichtet.

Einige haben einen schwereren Verlauf, die anderen nur eine leichte Erkrankung. Doch: Keine einzige Person stirbt! Mittlerweile sind alle Infizierten aus der Isolation entlassen. Heimleitung, Ärzte, wie auch Experten des Unispitals Zürich sind verblüfft.

Zufall oder nicht?

Wie die «NZZ» schreibt, suchte die erste Welle das Pflegeheim Mitte August heim. Anfang September sind die Infizierten bereits wieder gesund. Kurz darauf: Die zweite Welle! Doch auch hier genesen alle. Insgesamt stehen die Bewohner rund fünf Wochen unter Quarantäne.

Im Pflegeheim Eulachtal in Elgg ZH haben die Bewohner zwei Corona-Wellen ohne Tote überlebt.
Foto: imago/photothek
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Gegenüber der Zeitung sagt Hugo Sax, Infektiologe am Unispital Zürich und Chef-Grenzarzt am Flughafen Zürich, dass der Sachverhalt äusserst erstaunlich sei: Zwar könne dies alles nur einem glücklichen Zufall geschuldet sein, «aber die Zahlen sind so hoch, dass sie einen stutzig machen».

Laut Sax ist es nicht ausgeschlossen, dass sich das Virus so verändert hat, dass es weniger Schaden anrichtet. «Es ist ja letztlich eine der grossen Hoffnungen, dass dieses Virus sich irgendwann abschwächt. Es wäre deshalb spannend, den Virenstamm, der im Elgger Pflegeheim grassierte, genauer zu analysieren.»

Ein Fall, aus dem man Lehren ziehen soll

Beat Zürcher, Hausarzt und zuständig für die Betreuung einer Abteilung im Pflegeheim, fordert in der «NZZ» ebenfalls eine genaue Untersuchung: «Wir müssen verstehen, warum es hier keine schweren Erkrankungen gegeben hat. Ich glaube, es wäre eine riesige Chance, wenn wir aus diesem Fall Lehren für den Herbst und den Winter ziehen und beim Testen und Isolieren differenzierter vorgehen könnten.»

Aus seiner Sicht war die Isolation von symptomfreien Bewohnern mit positivem Test eine zu grosse Belastung – und man müsse sich fragen, ob das verhältnismässig gewesen sei.

Kantonsärztin Christiane Meier sieht jedoch keinen Grund, das aktuelle Regime anzupassen: «Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht.» Auch Personen ohne oder mit nur schwachen Symptomen seien ansteckend. In Elgg ist trotz der positiven Entwicklung noch kein Zurücklehnen angesagt. Nun beginnt die Analyse, wie das Virus überhaupt in das Heim kommen und sich verbreiten konnte. Die Schutzmassnahmen werden ebenso geprüft und bei Bedarf angepasst. (myi)

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