Schweizer Forscher melden
Luft in Europa ist aussergewöhnlich trocken

Forschende des Eidgenössischen Forschungsinstitut für Wald, Schnee und Landschaft haben herausgefunden, dass die Lufttrockenheit in Europa in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen ist.
Publiziert: 27.12.2023 um 11:12 Uhr
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Aktualisiert: 27.12.2023 um 14:09 Uhr

Die Luft über weiten Teilen Europas ist in den letzten Jahrzehnten deutlich trockener geworden. Das zeigten Jahrringe von Bäumen, die ein internationales Forschungsteam unter Schweizer Leitung untersuchte.

Die für die am Mittwoch im Fachblatt «Nature Geoscience» veröffentlichte Studie untersuchten Jahrringdaten reichen zurück bis ins Jahr 1600. 

Angesichts der Dürreereignisse in vielen Regionen Europas in den letzten Jahren sei dies bedenklich, sagte Kerstin Treydte, Erstautorin der Studie und Forscherin am Eidgenössischen Forschungsinstitut für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in einer Mitteilung des Forschungsinstituts. Denn trockene Luft entziehe dem Boden und Pflanzen vermehrt Wasser.

In ganz Europa ist die Lufttrockenheit in den letzten Jahrhunderten deutlich gestiegen.
Foto: imago/imagebroker

Schlechte Nachricht für die Landwirtschaft

Die Folge: Pflanzen wachsen schlechter, manche sterben ab. Von grosser Bedeutung sei dies ausserdem für die Landwirtschaft. «Mehr Bewässerung wird nötig und die Erträge sinken», so Treydte.

Als Mass für die Lufttrockenheit diente den Forschenden das sogenannte Dampfdruckdefizit (VPD). Es beschreibt die Differenz zwischen dem maximalen Wassergehalt, den die Luft bei einer bestimmten Temperatur haben könnte, und dem tatsächlichen Wassergehalt der Luft.

Zentraleuropäische Länder am stärksten betroffen

In den bis zu über 400 Jahre alten Jahrringen spiegelt sich das VPD in den sogenannten Sauerstoffisotopen wider. Isotope sind unterschiedlich schwere Varianten von Atomen. Aus der Zusammensetzung der Sauerstoffisotope in den Jahrringen können die Forschenden ablesen, wie hoch das VPD in einem Jahr war.

Die Analyse zeigte, dass die Lufttrockenheit in Europa im 21. Jahrhundert im Vergleich zur vorindustriellen Zeit aussergewöhnlich hoch ist. Schon zuvor war bekannt, dass das VPD in einem sich erwärmenden Klima ansteigt. Über die räumliche Ausprägung und langfristige Schwankungen bis in vorindustrielle Zeit ohne menschlichen Einfluss wusste man laut WSL-Mitteilung bisher jedoch wenig.

Am stärksten zeigte sich dies laut der Studie in den zentraleuropäischen Tiefländern, in den Alpen und in den Pyrenäen. Die höchsten Werte wurden demnach in den Dürrejahren 2003, 2015 und 2018 erreicht. Anhand von zusätzlichen Modellsimulationen konnten die Autorinnen und Autoren ausserdem zeigen, dass die heutigen VPD-Werte ohne Treibhausgas-Emissionen nicht hätten erreicht werden können. (SDA)

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