Steigende Infektionszahlen
95 Prozent der Affenpocken-Fälle durch sexuelle Kontakte

Wie eine neue Studie zeigt, sind 95 Prozent der Affenpocken-Fälle die Folge einer Infektion durch sexuelle Kontakte. Für die Untersuchung wurden 528 Infektionen in 16 Ländern ausgewertet. Trotzdem handle es sich beim Virus um keine traditionelle Geschlechtskrankheit.
Publiziert: 22.07.2022 um 06:30 Uhr

Die Affenpocken breiten sich aus – auch in der Schweiz. Das BAG hat deshalb gar vor Kurzem entschieden, dass eine Infektion mit dem Virus meldepflichtig ist. Wie eine neue Studie jetzt zeigt, entstehen 95 Prozent der Affenpocken-Fälle durch eine Infektion durch sexuelle Kontakte.

Dies resultiert aus einer wissenschaftlichen Untersuchung, bei der 528 bestätigte Infektionen in 16 Ländern zwischen dem 27. April und dem 24. Juni ausgewertet wurden.

«Es ist wichtig zu betonen, dass die Affenpocken keine Geschlechtskrankheit im traditionellen Sinne sind; sie können durch jede Art von engem körperlichen Kontakt übertragen werden», erklärte John Thornhill, Autor der Studie, die am Donnerstag im Fachmagazin «New England Journal of Medicine» veröffentlicht wurde.

Die Affenpocken breiten sich stark aus. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/AP CDC
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«Unsere Arbeit legt aber nahe, dass die meisten Übertragungen in Verbindung mit sexueller Aktivität stehen - hauptsächlich, aber nicht ausschliesslich zwischen Männern, die Sex mit Männern haben.» Der Studie zufolge waren 98 Prozent der Infizierten homosexuelle oder bisexuelle Männer. 41 Prozent waren mit dem HI-Virus infiziert, das Medianalter betrug 38 Jahre.

WHO-Chef besorgt über die Zunahme der Fälle

Wegen der Ausbreitung der Affenpocken war am Donnerstag das Notfallkomitee der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu Beratungen über die Frage zusammengekommen, ob ein weltweiter Gesundheitsnotstand ausgerufen werden soll. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus zeigte sich dabei «besorgt» über die Zunahme der Fälle. Wann das Ergebnis der knapp sechsstündigen Beratungen veröffentlicht wird, war unklar.

Bei ihrer Dringlichkeitssitzung im Juni hatten die Experten dem WHO-Generalsekretär noch davon abgeraten, die höchste Alarmstufe auszurufen. Seitdem haben sich die Infektionsfälle jedoch weiter ausgebreitet, die US-Gesundheitsbehörde CDC berichtet inzwischen von rund 15'400 Fällen in 71 Ländern.

Bei den Affenpocken handelt es sich um eine weniger gefährliche Verwandte der seit etwa 40 Jahren ausgerotteten Pocken, die üblicherweise in West- und Zentralafrika vorkommt. Seit Mai breiten sich die Affenpocken aber auch in anderen Ländern aus, vor allem in Westeuropa, darunter auch in der Schweiz.

Zu den typischen Symptomen der Krankheit gehören hohes Fieber, geschwollene Lymphknoten und Windpocken-ähnliche Pusteln. Übertragen wird die Krankheit durch engen Körper- und Hautkontakt. (SDA/dzc)

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