Nach Syrien-Eskalation
Nato bekräftigt ihre Solidarität mit Türkei

Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden militärischen Konfrontation zwischen der Türkei und den syrischen Regierungstruppen in Idlib hat die Nato ihre Solidarität mit Ankara bekräftigt.
Publiziert: 28.02.2020 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2020 um 14:40 Uhr
Nach Angriffen syrischer Truppen in Idlib mit mehr als 20 Toten hat die Türkei unter Präsident Erdogan ihrerseits syrische Stellungen bombardiert. (Archivbild)
Foto: Keystone/AP
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Nach einem Dringlichkeitstreffen des Nordatlantikrats sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel, die Nato-Partner stimmten überein, dass die bestehenden Massnahmen zur Unterstützung Ankaras beibehalten werden sollten. Zusätzliche Unterstützungsleistungen kündigte die Allianz aber nicht an.

Die Nato-Partner unterstützten die Türkei bereits, sagte Stoltenberg. «Wir verstärken ihre Luftverteidigung, ein Awacs-Aufklärungsflugzeug hilft bei der Luftraumüberwachung», betonte Stoltenberg. Überdies kontrolliere die Nato regelmässig Häfen und unterstütze die Türkei «auf andere Weise».

Zu konkreten zusätzlichen Unterstützungsleistungen angesichts der Eskalation in Idlib äusserte sich Stoltenberg nicht. Er betonte jedoch, dass die Nato-Partner «permanent» prüften, «was sie noch tun können, um die Türkei darüber hinaus zu unterstützen».

Türkei übt Vergeltung für tote Soldaten

Die Türkei hatte das Dringlichkeitstreffen unter Artikel 4 der Nato-Verträge einberufen. Im Vorfeld rief ein Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zur Schaffung einer Flugverbotszone über Idlib auf.

Bei syrischen Luftangriffen auf türkische Stellungen waren am Donnerstag 33 türkische Soldaten getötet worden. Türkische Vergeltungsangriffe töteten am Freitag laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 16 syrische Kämpfer.

Stellvertreterkrieg von Russland und Türkei

Die militärische Eskalation verschärfte auch die Spannungen zwischen Ankara und Moskau. Russland steht in dem Konflikt auf der Seite von Syriens Machthaber Baschar al-Assad, während die Türkei einige Milizen in Idlib unterstützt, die gegen die Assad-Truppen kämpfen. In der Region sind überwiegend islamistische und dschihadistische Milizen aktiv.

Stoltenberg rief Damaskus und Moskau dazu auf, die Gewalt in Idlib zu beenden. Die «willkürlichen Luftangriffe» in der nordsyrischen Provinz müssten aufhören, sagte der Nato-Generalsekretär. Er forderte Assad und Russland zudem dazu auf, «die Uno-geführten Bemühungen für eine andauernde, politische und friedliche Lösung für die Krise in Syrien» zu unterstützen. (SDA)

Krieg in Syrien: Wer kämpft gegen wen?

Seit 2011 tobt der Krieg in Syrien. Zeitweise sah es so aus, als verliere Präsident Baschar al-Assad seine Macht. Mittlerweile aber konnten Regierungsgruppen grosse Gebiete des Landes wieder einnehmen. Ein Überblick:

  • Syrische Regierung
    Assads Anhänger kontrollieren fast den gesamten westlichen Teil des Landes von Aleppo im Norden über das Zentrum um die Hauptstadt Damaskus bis zur Stadt Daraa im Süden, wo der Aufstand im Frühjahr 2011 begonnen hatte. Regierungstreue Kräfte beherrschen damit den grössten Teil der noch verbliebenen Einwohner und die wichtigsten Städte. Allerdings ist die Armee dabei auf Hilfe angewiesen.
    Das sind einerseits lokale Milizen, die oft von Kriegsherren kommandiert werden. Dazu zählen aber auch ausländische schiitische Milizen, die vom Iran unterstützt werden, wie die Hisbollah aus dem Libanon. Russlands Armee unterstützt die Regierung mit Luftangriffen.

  • Die Rebellen
    Eine ihrer letzten verbliebenen Hochburgen ist die Region um die Stadt Idlib im Nordwesten Syriens. Eine der stärksten bewaffneten Gruppen dort ist die Organisation Tahrir al-Scham (HTS), die früher zum Terrornetzwerk Al-Kaida gehörte. In dem Gebiet leben auch mehr als eine Millionen Menschen, die aus anderen Regionen vor den Assad-Truppen geflohen sind. Die humanitäre Lage ist schwierig.

  • Die Türkei
    Gemeinsam mit syrischen Rebellen beherrschen Ankaras Truppen ein Gebiet nördlich von Idlib rund um die Stadt Afrin. Die türkische Armee war hier im Frühjahr einmarschiert und hatte die Kurdenmiliz YPG vertrieben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan droht nun mit einer neuen Offensive gegen die Kurden.

  • Die Kurden
    Sie beherrschen grosse Gebiete im Norden und Osten Syriens und haben eine Selbstverwaltung errichtet. Die Kurdenmiliz YPG führt eine Koalition an, zu der auch lokale arabische Gruppen gehören. Die so genannten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) bekämpfen nahe der Grenze zum Irak einer der letzten Bastionen des IS. Die Kurden kontrollieren auch die wichtigsten Ölvorräte des Bürgerkriegslandes.

  • Die USA
    Washington hat etwa 2000 Mann im Land, die die YPG und SDF unterstützen, unter anderem mit Ausbildung. Als Hauptziel nennen sie die Zerschlagung des IS. Die USA führen auch eine internationale Koalition an, die Luftangriffe auf die Extremisten fliegt. Trump liess die US-Truppen im Oktober 2019 abziehen und brach die Unterstützung der kurdischen Kämpfer ab.

  • Der IS
    Die Terrormiliz Islamischer Staat hat ihr früheres Herrschaftsgebiets fast vollständig verloren. Im Osten kontrolliert sie noch ein kleines Gebiet. In den Wüstenregionen Syriens und auch des Iraks sind aber noch Zellen aktiv, die Terroranschläge verüben.

Seit 2011 tobt der Krieg in Syrien. Zeitweise sah es so aus, als verliere Präsident Baschar al-Assad seine Macht. Mittlerweile aber konnten Regierungsgruppen grosse Gebiete des Landes wieder einnehmen. Ein Überblick:

  • Syrische Regierung
    Assads Anhänger kontrollieren fast den gesamten westlichen Teil des Landes von Aleppo im Norden über das Zentrum um die Hauptstadt Damaskus bis zur Stadt Daraa im Süden, wo der Aufstand im Frühjahr 2011 begonnen hatte. Regierungstreue Kräfte beherrschen damit den grössten Teil der noch verbliebenen Einwohner und die wichtigsten Städte. Allerdings ist die Armee dabei auf Hilfe angewiesen.
    Das sind einerseits lokale Milizen, die oft von Kriegsherren kommandiert werden. Dazu zählen aber auch ausländische schiitische Milizen, die vom Iran unterstützt werden, wie die Hisbollah aus dem Libanon. Russlands Armee unterstützt die Regierung mit Luftangriffen.

  • Die Rebellen
    Eine ihrer letzten verbliebenen Hochburgen ist die Region um die Stadt Idlib im Nordwesten Syriens. Eine der stärksten bewaffneten Gruppen dort ist die Organisation Tahrir al-Scham (HTS), die früher zum Terrornetzwerk Al-Kaida gehörte. In dem Gebiet leben auch mehr als eine Millionen Menschen, die aus anderen Regionen vor den Assad-Truppen geflohen sind. Die humanitäre Lage ist schwierig.

  • Die Türkei
    Gemeinsam mit syrischen Rebellen beherrschen Ankaras Truppen ein Gebiet nördlich von Idlib rund um die Stadt Afrin. Die türkische Armee war hier im Frühjahr einmarschiert und hatte die Kurdenmiliz YPG vertrieben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan droht nun mit einer neuen Offensive gegen die Kurden.

  • Die Kurden
    Sie beherrschen grosse Gebiete im Norden und Osten Syriens und haben eine Selbstverwaltung errichtet. Die Kurdenmiliz YPG führt eine Koalition an, zu der auch lokale arabische Gruppen gehören. Die so genannten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) bekämpfen nahe der Grenze zum Irak einer der letzten Bastionen des IS. Die Kurden kontrollieren auch die wichtigsten Ölvorräte des Bürgerkriegslandes.

  • Die USA
    Washington hat etwa 2000 Mann im Land, die die YPG und SDF unterstützen, unter anderem mit Ausbildung. Als Hauptziel nennen sie die Zerschlagung des IS. Die USA führen auch eine internationale Koalition an, die Luftangriffe auf die Extremisten fliegt. Trump liess die US-Truppen im Oktober 2019 abziehen und brach die Unterstützung der kurdischen Kämpfer ab.

  • Der IS
    Die Terrormiliz Islamischer Staat hat ihr früheres Herrschaftsgebiets fast vollständig verloren. Im Osten kontrolliert sie noch ein kleines Gebiet. In den Wüstenregionen Syriens und auch des Iraks sind aber noch Zellen aktiv, die Terroranschläge verüben.
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