Syrien
Türkei verkündet dauerhafte Waffenruhe im Norden Syriens

Die Türkei hat nach Angaben von US-Präsident Donald Trump eine dauerhafte Waffenruhe in Nordsyrien verkündet. Deshalb hat Trump die letzte Woche verhängten Sanktionen wieder aufgehoben.
Publiziert: 23.10.2019 um 18:06 Uhr
|
Aktualisiert: 23.10.2019 um 19:04 Uhr
US-Präsident Donald Trump versucht, den auch in seiner eigenen Partei heftig kritisierten Syrien-Kurs als grossen Erfolg zu verkaufen. Er hat die Sanktionen gegen die Türkei aufgehoben.
Foto: Jacquelyn Martin

Trump sagte am Mittwoch im Weissen Haus, die türkische Regierung habe seine Regierung darüber informiert, dass sie den derzeit zeitlich begrenzten Waffenstillstand «dauerhaft» machen werde. Die türkischen Streitkräfte würden ihre Kämpfe und die Offensive in Nordsyrien stoppen.

Trump kündigte zudem an, dass die vergangene Woche wegen der Offensive gegen die Türkei verhängten US-Sanktionen wieder aufgehoben würden. Falls die Türkei ihren Verpflichtungen allerdings nicht nachkommen werde, könnten die Sanktionen wieder eingeführt und verschärft werden.

Trump hatte der türkischen Offensive durch den Abzug von US-Truppen aus Nordsyrien den Weg bereitet. Die Operation der Türkei richtete sich gegen die Kurdenmiliz YPG, die ein Verbündeter der US-Streitkräfte im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) war. Trump war vorgeworfen worden, die YPG im Stich gelassen zu haben. Er bestritt das vehement.

Er sprach von einem «grossen Durchbruch» für eine «bessere Zukunft» für Syrien und den Nahen Osten. Trump bezeichnete dies als «Ergebnis» seiner eigenen Politik. Das türkische Verteidigungsministerium hatte am Dienstag erklärt, «zum jetzigen Zeitpunkt» sei ein «neuer Einsatz» der Armee in Nordsyrien nicht nötig.

Trump sagte am Mittwoch, er habe auch mit dem Kommandeur der von der YPG dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Maslum Abdi, gesprochen. Abdi sei «dankbar» für das Engagement der USA. «Wir haben die Leben vieler, vieler Kurden gerettet», sagte Trump.

«Wir danken Präsident Trump für seine unermüdlichen Bemühungen» die den «brutalen Angriff» der Türkei und «dschihadistischer Gruppen» gestoppt haben», erklärte der Generalkommandeur der von der Kurdenmiliz YPG angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Maslum Abdi. Das teilte SDF-Sprecher Mustafa Bali am Mittwoch auf Twitter mit. Demnach sagte Maslum weiter, Trump habe ein Festhalten an der Partnerschaft mit den SDF sowie langfristige Unterstützung versprochen.

Seit Beginn der türkischen Offensive sind nach US-Angaben mehr als 100 IS-Angehörige aus Gefängnissen in Nordsyrien geflohen. «Wir würden sagen, dass die Zahl jetzt über 100 ist», sagte der US-Sonderbeauftragte für die Anti-IS-Koalition, James Jeffrey, am Mittwoch im US-Repräsentantenhaus. «Wir wissen nicht, wo sie sind.» Die SDF, die durch den türkischen Angriff unter erheblichen Druck gerieten, waren für die Bewachung der IS-Gefangenen zuständig.

US-Vizepräsident Mike Pence hatte vergangene Woche in Ankara einen temporären Waffenstillstand ausgehandelt, der einen Rückzug der YPG aus dem Grenzgebiet vorsah. Am Dienstagabend vereinbarten Erdogan und der russische Präsident Wladimir Putin eine gemeinsame Kontrolle der nordsyrischen Grenzgebiete.

Sie drohten der YPG mit Angriffen, falls diese ihre Waffen nicht aus dem Grenzgebiet abziehen sollte. Einheiten der russischen Militärpolizei rückten am Mittwoch Richtung Nordostsyrien vor.

Wegen der türkischen Offensive hatte die US-Regierung am Montag vergangener Woche zwei Ministerien und drei Minister in der Türkei mit Sanktionen belegt und weitere Schritte angedroht. Wegen der «destabilisierenden Handlungen der Türkei in Nordost-Syrien» wurden auch Strafzölle auf Stahlimporte aus der Türkei auf 50 Prozent angehoben. Trump hatte ausserdem angekündigt, Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit der Türkei abzubrechen.

Die Türkei sieht in der YPG eine Terrororganisation. Russland wiederum unterstützt Syriens Präsident Baschar al-Assad und begrüsste den Abzug der US-Truppen.

(SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?