Taskforce: Studie stützt Booster-Strategie
So lange wirken Pfizer, Moderna und Astrazeneca

Die Wirkung der Corona-Impfstoffe gegen eine Infektion lässt nach einigen Monaten deutlich nach. Zu dem Ergebnis kommt eine grossangelegte Studie aus Schweden. Die gute Nachricht: Der Schutz gegen einen schweren Verlauf bleibt länger bestehen.
Publiziert: 12.11.2021 um 14:50 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2021 um 15:10 Uhr
Jana Giger und Johannes Hillig

Er wird immer wichtiger: der dritte Piks. Die Booster-Impfung wird bereits weltweit im Kampf gegen Corona eingesetzt. Und das ist auch gut so. Denn die Corona-Impfung verliert mit der Zeit an Wirkung – und wie. Das beweist eine aktuelle Studie aus Schweden. Für die Untersuchung an der Universität Umeå wurden die Daten von mehr als 840'000 doppelt Geimpften mit den Daten von ebenso vielen Ungeimpften verglichen und ausgewertet.

Mit dem Ergebnis: Wer mit Pfizer geimpft ist, hat nach 211 Tagen – also nach sieben Monaten – keinen Schutz mehr vor der Infektion.

Bereits nach sechs Monaten beträgt die Wirksamkeit von Pfizer nur noch 42 Prozent. Bei Moderna hält der Schutz laut den Wissenschaftlern länger: Nach sechs Monaten schützt der Impfstoff noch zu 59 Prozent vor einer Infektion. Bei Astrazeneca war die Wirksamkeit nach vier Monaten weg.

Eine Impfung schützt vor einem schweren Corona-Verlauf. Doch die Wirkung lässt mit der Zeit nach.
Foto: imago images/Sven Simon
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Sinnlos ist die Impfung aber natürlich nicht. Denn die Studie zeigt auch: Die Impfung wirkt. Und zwar gegen einen schweren Verlauf. Alle Impfstoffe scheinen nach der zweiten Dosis bis zu neun Monate vor einem schweren Verlauf zu schützen. Auch hier nimmt die Schutzwirkung laut der Studie aber schon innerhalb dieser Zeit ab.

Noch schneller verringert sich die Schutzwirkung gemäss den Resultaten der schwedischen Forscher bei älteren und gebrechlichen Männern und älteren und gebrechlicheren Menschen mit Vorerkrankungen. Bei diesen Personengruppen war die Wirkung der Corona-Impfstoffe innerhalb der Studie insgesamt geringer und liess schneller nach.

Taskforce nimmt Schweden-Studie ernst

Bei der Studie handelt es sich um einen Preprint. Das heisst: Die Studie befindet sich noch in einem frühen Stadium. Wurde nicht von Fachkollegen beleuchtet und ist auch nicht in einem Fachmagazin erschienen. Die Ergebnisse sollten daher laut den Forschern auch nicht für gesundheitspolitische Entscheidungen verwendet werden. Trotzdem nimmt die Schweizer Corona-Taskforce die Untersuchung ernst. Die Ergebnisse tauchen zum Beispiel in der Lagebeurteilung vom 9. November auf.

«Die schwedische Studie ist eine der grössten Studien über die Impfwirksamkeit, die viele Kofaktoren berücksichtigt, wie Impfstoff, Alter, Geschlecht, Zeit seit der Impfung etc. Sie ist damit sehr wertvoll. Auch die statistische Auswertung scheint, soweit wir das beurteilen konnten, gründlich zu sein», teilt die Taskforce auf Anfrage von Blick mit.

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Studie unterstreicht, wie wichtig die Booster-Impfung ist

Dass der Impfschutz nachlasse, sei bereits seit einiger Zeit bekannt. Erstmal nichts Ungewöhnliches. Auch die Wirkung von Impfstoffen gegen andere Krankheiten würde über die Zeit abnehmen. Das Gegenmittel: der Booster-Piks. Die Taskforce zu Blick: «Wissenschaftliche Daten zeigen, dass die Auffrischungsimpfung sehr wirksam ist, um Infektionen zu verhindern.» Die Schweden-Studie unterstreicht, wie wichtig die Booster-Impfung ist.

Der dritte Piks wird in der Schweiz aktuell Personen ab 65 Jahren und insbesondere Menschen ab 65 Jahren mit chronischen Krankheiten empfohlen.

Dabei bleibe das BAG auch, wie es auf Anfrage von Blick mitteilte. Doch Nani Moras, Kommunikationsbeauftragte des BAG, sagt: «Wenn angebracht, können wir die Empfehlung der Auffrischimpfung rasch anpassen.» Denn die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) und das BAG würden laufend die Daten der Hersteller, wissenschaftlicher Publikationen und Überwachungsdaten in der Schweiz bezüglich Impfschutz beobachten.

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