Warum die Macrons ein so ungewöhnliches Paar sind
Emmanuel Macron und seine Lehrerin Brigitte

Die romantischste Affäre des französischen Wahlkampfs spielte sich vor 23 Jahren ab: Emmanuel Macron, damals 16, verliebte sich in seine 24 Jahre ältere Lehrerin Brigitte Trogneux. Nun zieht das ungewöhnlichste Politiker-Paar Frankreichs in den Elyséepalast.
Publiziert: 08.05.2017 um 08:46 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:15 Uhr
In der Schule lernten sie, sich zu lieben: Ex-Lehrerin Brigitte Trogneux (63) und ihr ehemaliger Schüler Emmanuel Macron (39).
Foto: Christophe Petit Tesson/AP
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Thomas Ley

Es ist eine dieser Geschichten, die man nicht erfindet. Weil sie einem niemand abnehmen würde. Dass es eine Liebesgeschichte ist, und dass sie an der Spitze der französischen Gesellschaft spielt, macht sie nur noch erstaunlicher.

Sie ist wahr. Und doch glauben viele sie nicht.

Die Geschichte beginnt vor 23 Jahren, an der Jesuitenschule des nordfranzösischen Provinzstädtchens Amiens. Emmanuel Macron, damals 16, gescheiter Sohn eines Ärztepaars, studiert mit seiner Französischlehrerin Brigitte Trogneux, damals 41, ein Theaterstück ein.

Immer wieder arbeiten sie zu zweit am Text. Sie bewundert seinen Stil. Aber nicht nur das. «Ich spürte, wie wir ins Rutschen kamen», beschrieb Trogneux Jahre später die «unglaubliche Nähe» während der gemeinsamen Theaterarbeit. Sie, Mutter von drei Kindern, verguckt sich in ihren Schüler.

Macron ist der jüngste Präsident Frankreichs

Heute hat dieser Schüler eine linksliberale Bewegung gegründet und ist mit 39 der jüngste Präsident, den Frankreich je hatte. Die Première Dame ist 64. Sie heisst Brigitte Trogneux.

Beim Flirt vor 23 Jahren ist es nämlich nicht geblieben. Zwar verliess der junge Emmanuel im Jahr nach der Theateraufführung Amiens und ging nach Paris, ans Elitegymnasium Henry IV. Aber das geschah auf Rat seiner Französischlehrerin: Brigitte Trogneux wollte ein Drama vermeiden.

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Er hatte ihr seine Liebe erklärt. Und sie wusste, dass das für sie beide böse Folgen haben könnte. Lieber räumliche Distanz schaffen zum stürmischen Emmanuel. «Sie werden mich aber nicht los», sagte er dramatisch zum Abschied: «Ich werde zurückkommen und Sie heiraten.»

Wie in jeder unglaubwürdigen Geschichte hielt der Kavalier Wort. 13 Jahre später gab er der Lehrerin, sie war inzwischen geschieden, das Jawort. Seither strahlen sie weiter wie ein verliebtes Pärchen am Schulball.

Oil of Olaz statt Botox

Die Geschichte der Macrons war lange nur in Politikkreisen bekannt. Dann nahm der zum Wirtschaftsminister aufgestiegene Emmanuel 2015 seine Brigitte zum ersten Mal mit an einen nationalen Empfang – und seither ist «Bibi», wie sie genannt wird, dem ganzen Land ein Begriff.

Ein mächtiger Mann mit einer 24 Jahre älteren Partnerin, das ist auch in Frankreich ungewöhnlich. Umso mehr, als Brigitte Trogneux nicht wirkt, als setze sie auf Botox statt Oil of Olaz. Sie verbirgt die Falten nicht. Da sie gern übers ganze Gesicht strahlt, sind es ohnehin Lachfalten.

Klar, wie eine Oma wirkt sie nicht, obwohl sie sieben Enkel hat. Ihr Kleidungsstil gilt als glamourös. Mit langen Röcken hält sie sich nicht auf. Gleichzeitig ist sie auch imstande, in hautengen Jeans bei einer Fernsehdebatte ihres Mannes aufzutauchen. Mode-Magazine sind begeistert von ihr.

So viel Märchen, so viel Romantik macht viele misstrauisch. Kann dieses Eheglück echt sein? Und wenn ja: Ist er so unreif, dass er der Ex-Lehrerin verfallen bleibt? Monsieur le Président, ein ewiger Halbwüchsiger?

Kann diese Liebe echt sein?

Es ist nicht schwer, derlei Zweifel anzufachen. Gerade wenn man, wie Russlands Wladimir Putin, eine weitere Präsidentschaftswahl im Westen mit Gerüchten beeinflussen will. Vor zwei Monaten deuteten russische Zeitungen prompt an, Emmanuel Macron sei schwul – und die Ehe nur Fassade.

Macron reagierte mit eher unbeholfenem Humor: Ein Doppelleben sei doch zu schwierig für ihn – schliesslich sei seine Frau dauernd neben ihm. Damit wird er die Gerüchte kaum zum Verschwinden bringen. Umso mehr, als Julian Assange, Chef des Kreml-treuen Enthüllungs-Portals Wikileaks, «brisante Informationen» ankündigte.

Bisher blieb es bei der Ankündigung. Aber Verschwörungstheorien schaffen sich ihre Grundlage bekanntlich selber. Da reicht es, dass Macron und Trogneux keine Kinder zusammen haben: Also doch alles nur Show, bloss Staffage für die Polit-Karriere?

Unsinn, wehrt sich Macron. Er habe damals schlicht beschlossen, Brigittes drei Kindern ein guter Adoptivvater zu sein. Das dürfte interessant sein, schliesslich sind sie etwa gleich alt wie er. Und inzwischen ist er gar siebenfacher Adoptiv-Opa. Mit 39, wohlgemerkt.

Das Alter wird eben immer wieder zum Thema. Brigitte Trogneux nimmt es mit Humor. Kürzlich sagte sie Freunden, Emmanuel müsse die Wahl unbedingt dieses Mal schaffen. «Denn stellt euch mal vor, wie ich in fünf Jahren aussehe!»

So blendend wie heute, werden die Freunde geantwortet haben.

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