Wegen Job und Geld
Deutsche wandern am liebsten in die Schweiz aus

Sie sind jung, hochqualifiziert und verlassen Deutschland in der Regel für einen besser bezahlten Job.
Publiziert: 05.12.2019 um 12:36 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2019 um 13:03 Uhr
Fabio Giger

Laut einer deutschen Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zieht es jeden fünften der jährlich 180'000 deutschen Auswanderer in die Eidgenossenschaft. Das waren in den letzten zehn Jahren rund 200'000 Personen. Fast 60 Prozent der Befragten verliessen Deutschland aus beruflichen Gründen. Über 70 Prozent haben einen Hochschulabschluss.

Entschärfen Fachkräftemangel

Um die jeweiligen Vor- und Nachteile von Auswanderung zu erfassen, befragten die Studienautoren erst seit Kurzem im Ausland lebende Menschen. «Über 60 Prozent der Befragten gaben an, ihr Nettoeinkommen im Ausland sei im Vergleich zu ihrem Gehalt ein Jahr zuvor besser», sagte Andreas Ette vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung.

Schnappen uns die deutschen Kollegen denn die besten Jobs weg? Im Gegenteil!, sagt Hansjörg Schmid, Sprecher der Gewerkschaft Angestellte Schweiz. «In Branchen, in denen Fachkräftemangel herrscht, sind wir froh um Spezialisten aller Nationen.»

Jährlich wandern etwa 180'000 Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit ins Ausland ab.
Foto: AFP
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Teils brauche man sie sogar, um vor- und nachgelagerte Jobs zu sichern. «Allerdings sollte es nicht sein, dass Deutsche gegenüber Schweizern nur aufgrund von tieferen Löhnen bevorzugt werden», sagt Schmid.

Es braucht Zeit, richtig anzukommen

Durchschnittlich verdienten die Ausgewanderten in ihrer neuen Heimat jährlich 13'200 Franken mehr. Bei Frauen und geringer Qualifizierten zeigte sich dieser Gehaltsunterschied noch deutlicher.

Doch Geld ist bekanntlich nicht alles. Das merken auch die Auswanderer. Sie berichteten von eher negativen zwischenmenschlichen Erfahrungen: So verschlechterten sich für 40 Prozent der Befragten im Ausland die sozialen Kontakte.

Diese Statistik kann Mathias Estermann (48), Integrationsberater des Vereins für Deutsche in der Schweiz bestätigen. Für viele Deutsche sei es nicht einfach, sich auf Anhieb hier wohl zu fühlen. «Man muss in der Schweiz schon relativ viel Aufwand aufbringen, um die Leute aus ihrer Deckung zu locken», sagt Estermann. Doch man könne nicht mehr machen als auf die Menschen zuzugehen. «Und sobald man wirklich angekommen ist, fühlen sich die meisten auch sehr wohl», so Estermann.

An der Studie des Bundesinstituts in Zusammenarbeit mit Soziologen der Universität Duisburg-Essen nahmen über 10'000 deutsche Aus- und Rückwanderer aus 169 Ländern teil. Die Autoren der Studie untersuchten, wer sich in Deutschland abmeldete und welche Motive und individuellen Konsequenzen damit verbunden sind.

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