«Das Virus wird uns noch einige Male überraschen»
Epidemiologe Salathé warnt vor zu schnellen Öffnungen bei Corona

Die wieder rasch steigenden Fallzahlen in der Corona-Pandemie sind nach Ansicht des Epidemiologen Marcel Salathé (47) besorgniserregend.
Publiziert: 13.03.2022 um 06:59 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2022 um 10:14 Uhr

Der Bundesrat sollte mit weiteren Öffnungsschritten noch zuwarten, sagt Epidemiologe Marcel Salathé in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Die Corona-Pandemie sei noch nicht vorüber. Und er fürchte, dass das Virus die Welt noch einige Male überraschen werde. Die Sterblichkeit und die Hospitalisierungsrate seien dank der Impfung und der fortschreitenden Immunisierung der Gesellschaft zwar tief.

Und das Risiko, an Corona zu sterben, sei heute gleich oder kleiner als bei einer normalen Grippe, sagte der Wissenschaftler weiter. Doch das Virus verbreite sich derart stark, dass die Todesfälle und Spitaleinweisungen wieder zunehmen dürften.

Und die langfristigen Folgen einer Infektion seien noch nicht bekannt. Studien zeigten, dass eine Covid-Infektion das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen könnte. Er rate, vor diesem Hintergrund, vorsichtig zu bleiben.

Der Epidemiologe Marcel Salathé rät zu einer vierten Corona-Impfung. (Archivbild)
Foto: PETER KLAUNZER
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Maskenpflicht beibehalten

Bei den momentanen Zahlen würde er mit der totalen Aufhebung der Maskenpflicht in Zügen und Bussen noch zuwarten. Die Isolationspflicht sollte ebenfalls beibehalten werden, bis die Zahlen wirklich tief seien, sagt Salathé.

Um sich auf eine weitere Corona-Welle im Herbst vorzubereiten, sei eine vierte Impfung für grosse Teile der Bevölkerung ins Auge zu fassen. Risikogruppen sollten sich damit vor schweren Verläufen schützen können. Und alle anderen könnten einen neuen temporären Infektionsschutz aufbauen und so die nächste Welle flacher halten.

Dreimal mehr Tote als offiziell gemeldet

Eine am Freitag erschienene Studie des Institute for Health Metrics and Evaluation aus der amerikanischen Stadt Seattle kommt zum Schluss, dass weltweit 18 Millionen Menschen im Zusammenhang mit Corona gestorben sind. Das sind dreimal so viele, wie die offiziellen Corona-Todesstatistiken ausweisen.

Die Studie stützt sich auf Daten zur Übersterblichkeit. Die Studie stellt auch einen Ländervergleich an: Die Schweiz mit bisher 13'366 Toten ist danach ähnlich wie Schweden und Dänemark deutlich besser durch die Pandemie gekommen als andere europäische Länder wie Deutschland, Frankreich oder Italien. (SDA/gf)

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