Alpiq in der Krise
Volk soll unrentable AKW kaufen

Die Alpiq will ihre unrentablen Atomkraftwerke Leibstadt und Gösgen loswerden. Zu tief sind die Strompreise, zu schwer lasten das Risiko und der milliardenschwere Rückbau.
Publiziert: 08.03.2016 um 07:40 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 04:05 Uhr
Die Alpiq Kraftwerke in der Schweiz.
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Joël Widmer und Christoph Lenz

Eine staat­liche Auffanggesellschaft soll die Atommeiler übernehmen. Dies steht in einem Lobbying-Konzept der Firma Hirzel Neef Schmid Konsulenten, das Alpiq in Auftrag gegeben hat. Ziel ist laut der «Basler Zeitung», dass es in der Politik bis Dezember einen «Lösungskompromiss» für die Kernkraft gibt. Gelingt das Manöver, können die teils privaten Alpiq-Eigen­tümer ihre finanziellen AKW-Verpflichtungen auf die Schweizer Steuerzahler abwälzen.

AKW Leibstadt.

In eine ähnliche Richtung denkt man auch bei der Axpo (Beznau). Bei der SP stossen die Strombarone auf offene Ohren: «WennAlpiq ihre AKW stilllegen will, bin ich bereit, politisch zu helfen», sagt Nationalrat Eric Nussbaumer (BL). «Dann müssen die AKW aber geordnet abgestellt werden.»

SP-Nationalrat Eric Nussbaumer: Während seiner Zeit als Verwaltungsratspräsident der Alternativen Bank Schweiz wuchs die Kundenzahl auf über 30'000 an (Archiv).
Foto: KEYSTONE/MARIA SCHMID

Alle wüssten, dass am Ende die Steuerzahler für die AKW zur Kasse gebeten würden. Nussbaumer will darum vorwärts machen: «Je später man eine solche Auffanggesellschaft macht, desto kleiner ist die Mitgift der Konzerne.» SP-Frau Martina Munz (SH) pflichtet bei: «Der Bund hat die finanziellen Risiken der AKW konsequent ignoriert. Deshalb ist er jetzt auch mitverantwortlich für die Kosten von rund zehn Milliarden, die auf die Steuerzahler zukommen.»

Martina Munz.
Foto: Peter Gerber

Für viele bürgerliche Politiker stehen aber vorab die Stromkonzerne in der Pflicht. Prinzipiell braucht es laut CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (SO) den Staat nicht, um AKW abzustellen: «Ich bin nur bereit, über eine Auffanggesellschaft zu sprechen, wenn Alpiq vor dem Konkurs steht und die Bücher vollständig öffnet.» Auch Christian Wasserfallen will von Staats-AKW nichts wissen. «Jahrelang hat man grosse Gewinne geschrieben. Jetzt, da es Gegenwind gibt, rufen alle nach dem Staat. Da mache ich nicht mit.»

Stefan Müller-Altermatt.
Foto: Philippe Rossier

Für den FDP-Mann ist die schwierige Lage von Alpiq und Axpo hausgemacht. «Die BKW zeigt, dass man ein AKW geregelt nach geltendem Recht vom Netz nehmen kann, wenn man will.» Kürzlich teilte die BKW mit, dass das AKW Mühleberg 2019 abgestellt wird. BKW-Präsident und BDP- Nationalrat Urs Gasche (BE) kann sich dennoch vorstellen, die AKW dem Staat zu überlassen: «Man sollte eine Auffanggesellschaft unvoreingenommen diskutieren.»

Das AKW Gösgen.
Foto: KEYSTONE/MARTIN RUETSCHI

Die Idee sei prüfenswert, allerdings nicht bloss zur finanziellen Ent­lastung einzelner Firmen. Ein wichtiger Vorteil wäre laut Gasche, dass man bis zum ­Abbau aller AKW genug ausgebildete Leute habe, die man in allen Betrieben bis zum Abschluss des Rückbaus einsetzen könnte. «Der Staat hätte bei einer Auffanggesellschaft natürlich die Führung.» Das Risiko trage letztlich sowieso der Staat. Darum warnt Gasche: «Man müsste aber rechtzeitig handeln, solange man die Gesellschaft seitens der heutigen Eigentümer noch mit dem nötigen Geld ausstatten könnte.»

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