In Casinos ist Bechern ohne Polizeistunde erlaubt!
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Beizer Marc Brunner sauer:In Casinos ist Bechern ohne Polizeistunde erlaubt!

«Wir können das nicht verstehen!»
Club-Chefs sauer, weil Casinos bis 7 Uhr morgens offen haben dürfen!

In den Clubs ist um Mitternacht Sendepause. Die Bar ist zu, die Musik aus, der Abend gelaufen. Ganz anders im Casino: Hier darf bis morgens um 7 Uhr gezockt werden.
Publiziert: 03.06.2020 um 23:19 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2020 um 15:01 Uhr
Marc Iseli und Patrik Berger

Die Zockerseele freut sich: Ab Samstag sind die Schweizer Casinos wieder offen. Nach Wochen in der Zwangspause heisst es am Roulette-Tisch erneut: «Rien ne va plus.» Die Bank gewinnt wieder beim Black Jack. Und die einarmigen Banditen werden fleissig mit Jetons gefüttert.

Dem Spass sind aber Grenzen gesetzt. Die Branche hat ein weitreichendes Schutzkonzept ausgearbeitet. Beim Zocken am Tisch gilt Maskenpflicht. Spielautomaten sind mit Trennwänden abgegrenzt. Oberflächen und Jetons werden regelmässig gereinigt und desinfiziert.

Eine Sperrstunde gibt es aber nicht. Das Zocken ist auch nach Mitternacht erlaubt. Spieler erhalten problemlos ein Getränk oder einen Snack an der Bar – und das bis in die frühen Morgenstunden. Bis das Casino schliesst – bis 3, 4 oder auch 7 Uhr morgens.

Das Swiss Casino in Zürich darf seine Gäste auch nach Mitternacht bewirten.
Foto: Keystone
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Umsätze nach Mitternacht fehlen

«Das ist ein absolutes No-Go», sagt Gastrounternehmer Marc Brunner (45). Er betreibt die Bar Route 66 in Glarus. Seit 22 Jahren ist er selbständig. Er schmiss seinerzeit das Studium, kaufte die Bar und machte sie zu einer festen Grösse in der lokalen Nachtwelt.

Brunner hat ein grosses Stammpublikum. Alle nennen ihn bei seinem Vornamen. Er betrieb auch schon ein Steakhouse und ein anderes Restaurant. Beides kam nicht richtig zum Fliegen. Seine Bar aber begleitet ihn seit zwei Dekaden.

Die Wochen, die er jetzt erlebt hat, waren auch für ihn eine grosse Herausforderung. Zuerst die Schliessung, dann die zögerliche Öffnung. Brunner macht nur die Hälfte des sonst üblichen Umsatzes. Er arbeitet voll im Betrieb, die Angestellten aber sind noch auf Kurzarbeit. Es fehlt an der Ausgelassenheit bei der Bevölkerung. Und es fehlt auch an den Umsätzen, die nach Mitternacht anfallen.

«Casinos haben ein Monopol»

Doch ausgerechnet die Casinos sollen ohne Sperrstunde auskommen? Bei Brunner soll um Mitternacht der Bierhahn abgedreht werden, die Zocker dürfen aber weiter an ihrem Getränk nippen und ihren Lohn verspielen? «Das kann ich wirklich nicht nachvollziehen», sagt der Pub-Betreiber, der einst selbst einen Spielautomaten in der Bar hatte, diesen aber wegen der zunehmenden Regulierungsdichte entfernen musste.

«Wir können das nicht verstehen. Dieser Entscheid führt zu einer noch grösseren Verwirrung», sagt Alexander Bücheli (45), Chef der Zürcher Bar- und Club-Kommission. «Es kann nicht sein, dass in Zürich das Casino nach Mitternacht der einzige Anbieter ist, faktisch ein Monopol hat. Während Wirte und Barbetreiber seit dem 11. Mai um Mitternacht dichtmachen müssen.»

Das Ganze sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung. «Aber dann müssen alle Betriebe, die sich ans Schutzkonzept halten, wieder ohne Polizeistunde arbeiten dürfen.»

Snacks und Drinks nur für Spieler

«Mit einem umfassenden Schutzkonzept haben wir unsere Casinos in Pfäffikon SZ, St. Gallen, Schaffhausen und Zürich auf die Wiedereröffnung vorbereitet», heisst es bei der Betreiberin Swiss Casinos. Und «Unsere Casino-Bar schliesst um Mitternacht. Snacks und Getränke werden explizit nur noch an Personen abgegeben, die an den Spieltischen und Automaten spielen.»

Wer das Casino nach Mitternacht nur betrete, um die Bar zu besuchen, werde nicht bedient. «Von einer Ungleichbehandlung kann also nicht die Rede sein.»

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