Bei Swiss sind alle Sitze im Verkauf
Ohne Mittelsitze verdienen Airlines kein Geld

Die Airlines stecken in einem Dilemma: Nur wenn sie möglichst viele Sitze verkaufen, lässt es sich rentabel fliegen. Deshalb sagt die Branche, für den Schutz der Gesundheit braucht es im Jet keine leeren Sitze.
Publiziert: 11.05.2020 um 10:09 Uhr
Auch in einem gut gefüllten Flugzeug sei der Schutz der Gesundheit garantiert, sagt die Luftfahrtbranche.
Foto: Getty Images
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Christian Kolbe

Die Airlines schwanken zwischen Hoffen und Bangen: Hoffen, dass rechtzeitig vor den Sommerferien zumindest in Europa einige Reiserestriktionen fallen und an eine vorsichtige Aufnahme des Flugbetriebs zu denken ist. Die Schweizer Airline Swiss will ab Juni einige ihrer abgestellten Flugzeuge wieder abheben lassen, rund 180 Flüge pro Woche ab Zürich und Genf sind geplant.

Und Bangen, dass die Flugzeuge leer bleiben, weil den Leuten die Lust aufs Reisen in Zeiten von Corona nachhaltig vergangen ist. Die Flughäfen haben neue Verfahren fürs Einchecken und Einsteigen entwickelt. Doch wie sieht es in den Flugzeugen aus? In den engen Röhren ist Social Distancing unmöglich umzusetzen.

Nur gut gefüllte Flieger lohnen sich

Was die Airlines um jeden Preis verhindern wollen: dass der Mittelsitz leer bleiben muss. Denn halbleere Flugzeuge lassen sich nicht rentabel betreiben. Die Swiss erklärt dem «Tagesanzeiger», dass sie die Mittelsitze grundsätzlich weiter verkauft – allerdings nur dann, wenn es das Zielland zulasse. Das sei zum Beispiel bei einem Flug nach Italien nicht erlaubt. Und nach Möglichkeit sollen die Mittelsitze erst dann verkauft werden, wenn die anderen Plätze in einem Flugzeug bereits gebucht sind.

Das Problem: Ohne Verkauf der Mittelsitze liegt die Auslastung eines Flugzeuges bei gut 60 Prozent, wie die International Air Transport Association (Iata) berechnet hat. Doch erst ab einer Auslastung von etwa 75 Prozent verdienen Fluggesellschaften Geld. Und auch nur dann, wenn sie Preise wie vor der Krise erzielen können.

Das dürfte bei dem riesigen Überangebot bei einer Wiederaufnahme des Flugbetriebs nicht realistisch sein. Zehntausende Flugzeuge stehen derzeit am Boden, diese wollen die Airlines möglichst schnell in die Luft bringen. Die Nachfrage dürfte allerdings nur zögerlich wieder anziehen. Das heisst, die Airlines werden Konzessionen bei den Preisen machen müssen.

Luft wie im Operationssaal

Um doch noch ein paar Franken mit dem Fliegen zu verdienen, müssen die Flieger deshalb gut gefüllt sein. Oder die Preise stark ansteigen, was viele Passagiere zusätzlich abschrecken könnte.

Deshalb beruhigt die Branche, um möglichst viele Sitzplätze zu verkaufen: «Es hat keinen Sinn, den Mittelsitz freizulassen», sagt Airbus-Chefingenieur Jean-Brice Dumont im «Tagesanzeiger». Die Luft in einem Flugzeug werde alle zwei bis drei Minuten komplett ausgetauscht, es gebe zudem Filter, die auch bei Viren wirkten. Die Qualität der Luft entspreche sogar der in einem Operationssaal.

Selbst die Art und Weise, wie die Luft an Bord zirkuliert, helfe beim Schutz: Die Kabinenluft strömt von oben nach unten und wird unter dem Kabinenboden zu den Filtern geführt, wo auch die frische Luft aus der Umgebung des Flugzeuges beigemischt wird. Deshalb, sagen die Airlines, sei es viel wichtiger, dass sich Passagiere und Personal richtig verhalten. Das heisst: Masken tragen. Zudem werden die Flugzeuge immer gründlich gereinigt.

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