Eurobus-Chef Andreas Meier (57) über seine Fernbus-Pläne
«Wir wollen die Autofahrer dazu bringen, den ÖV zu benutzen»

Eurobus will den Schweizer Fernverkehr aufmischen. Die Politik tritt auf die Bremse, jetzt wehrt sich der Chef.
Publiziert: 21.01.2018 um 09:46 Uhr
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Aktualisiert: 23.09.2018 um 02:26 Uhr
Christian Kolbe

Im Dezember hat Eurobus ein Konzessionsgesuch für sieben Fernbuslinien eingereicht. Das grösste Schweizer Busunternehmen möchte unter anderem die Strecken Zürich Flughafen–Wetzikon–Landquart–Davos und Zürich Flughafen–Interlaken–Grindelwald bedienen (BLICK berichtete). Gegen diese Pläne erwächst nun Widerstand, noch ehe die Vernehmlassung überhaupt begonnen hat. Das heisst, bevor Haltestellen-Standorte oder andere Transportunternehmen ihre Meinung zu dem Gesuch äussern konnten.

Die Zürcher Oberländer Gemeinde Wetzikon ist pikiert, dass sie von den Plänen aus der Zeitung erfahren hat. Die Verkehrskommission des Nationalrats hat diese Woche mit Stichentscheid der Präsidentin Edith Graf-Litscher (SP/TG) eine Verschärfung des Personenbeförderungsgesetzes empfohlen: Die Fernbuslinien dürfen keine Konkurrenz zum bestehenden Angebot im öffentlichen Verkehr sein. Es gehe darum, Rosinenpickerei auf besonders lukrativen Strecken zu verhindern. Dagegen wehrt sich Andreas Meier (57), Geschäftsführer der Eurobus-Gruppe, im Interview.
 

SonntagsBlick: Was bedeutet der Entscheid der Verkehrskommission des Nationalrats für die Pläne von Eurobus?
Andreas Meier:
Die Kommis­sion des Nationalrats hat diesen Entscheid ohne Mehrheit, nur mit Stichentscheid, gefällt. Unser Konzes­sionsgesuch wurde eben erst eingereicht, die Vernehmlassung läuft noch nicht. Wir sind zuversichtlich, dass die Beurteilung bei Vorliegen des Gesuchs anders ausfallen wird.

Eurobus ist bereit, neue Strecken zu befahren.
Foto: Eurobus
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Sie haben nicht mit den Standorten gesprochen, die durch Ihre Linien bedient werden sollen.
Das Verfahren läuft anders. Die betroffenen Gemeinden erhalten die Informationen in der Vernehmlassung und können dann Stellung nehmen. Wir haben die Besitzer der Haltestellen kontaktiert, das sind z. B. im Fall von Wetzikon die SBB.

Weshalb diese Ablehnung bei betroffenen Gemeinden und Politikern?
Wir haben auch sehr positive Rückmeldungen erhalten, von diversen kantonalen und lokalen Verkehrsämtern. Die sind froh über die Stärkung des ÖV und die bessere Anbindung. Wir konkurrieren ja nicht den Regionalverkehr. Bei unseren Fernbuslinien nach Grindelwald und Davos gibt es keine Einstiegmöglichkeiten in Interlaken oder in Landquart.

Was sagen Sie zum Vorwurf der Rosinenpickerei, Sie würden nur lukrative Strecken bedienen?
Das Gegenteil stimmt. Uns geht es darum, das aktuelle Angebot zu ergänzen. Wir wollen nicht der Bahn Kunden wegnehmen, sondern Autofahrer dazu bringen, den Bus, also den öffentlichen Verkehr zu benutzen. Uns geht es auch darum, die Bergregionen besser anzubinden.

Wirtschaftsförderung alleine kann ja kaum Ihr Anliegen sein, Fernbuslinien sind für Eurobus vor allem ein Geschäft.
Der Markt wird entscheiden. Wenn der Bus fast leer wäre, müssten wir als konzessioniertes Unternehmen trotzdem fahren, also kein Erfolg. Wenn es eine sinnvolle Ergänzung des bestehenden ÖV ist und eine entsprechende Nachfrage besteht, werden wir unsere Kosten decken können.

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