Post setzt Grosskunden Obergrenzen
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Wegen Coronavirus:Post setzt Grosskunden Obergrenzen

Hektik hinter den Kulissen
Wie lange gelten bei der Post noch Kontingente?

Gelten die Kontingente nur bis Ostern oder auch darüber hinaus? Das ist die offene Frage bei der Post. Der «Gelbe Riese» sucht im Hintergrund nach einer Lösung mit Verbänden und Händlern.
Publiziert: 07.04.2020 um 17:13 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2020 um 19:20 Uhr
Marc Iseli

Die Post ist am Limit. Ein Kollaps droht. Die Päckli-Flut überrollt den gelben Riesen. Das Problem sind die Sortierzentren: Obschon im Sonderbetrieb von 5 Uhr morgens bis 2 Uhr in der Früh gearbeitet wird, stapeln sich die Pakete von Zalando, Digitec oder Galaxus. Ein Ende der Paketwelle ist nicht absehbar, solange der Lockdown anhält.

Das Problem sind die Menschen. Die Post kämpft mit Absenzen. Mitarbeiter, die zur Risikogruppe gehören oder ihre Kinder betreuen müssen, fallen aus. Zusätzliche Arbeitskräfte wie zur Weihnachtszeit gibt es kaum. Die Hygieneregeln des Bundes haben Umbauten und Anpassungen von Arbeitsabläufen nötig gemacht. Pausen sind so gesetzt, dass Mitarbeiter gestaffelt im Betrieb sind.

Als Folge stauen sich die Pakete. Bis Ostern gilt deshalb ein bislang noch nie gesehenes Päckli-Regime, abgesegnet von höchster Instanz beim Bund: Die grössten Kunden haben nur ein bestimmtes Kontingent zur Verfügung (BLICK berichtete).

An der Zustellung liegt es nicht: Das Problem ist die Sortierung.
Foto: keystone-sda.ch
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Fünfstündige Sitzung

An einer Lösung wird fieberhaft gearbeitet. BLICK weiss: Im Hintergrund laufen Gespräche für die Zeit nach Ostern. Am Dienstag fand eine fünfstündige Sitzung statt. Die grosse Frage: Bleiben die Kontingente temporär erhalten? Oder wie kann die Situation entschärft werden?

Der Ausgang ist unklar. Die Position der grossen Online-Händler ist aber unmissverständlich, wie eine Umfrage von BLICK zeigt. «Bei uns könnte durch das uns in Aussicht gestellte Paketkontingent ein wesentlicher Teil des werktäglichen Versandvolumens nicht mehr ausgeliefert werden», sagt etwa ein Sprecher von Brack.ch.

«Für einen Teil unserer Paketlieferungen haben wir zusätzliche Partner ins Boot geholt», heisst es weiter. «Wir haben bei der Wahl dieser Zustellpartner Wert darauf gelegt, dass die Partner auf den folgenden Werktag, also gleich schnell wie die Post, oder zumindest in derselben Woche liefern können.»

Händler suchen Alternativen

Auch die Migros-Tochter Digitec-Galaxus hat bereits eine Alternative zur Post gesucht – und teilweise gefunden. «Wir verstehen die schwierige Situation, in der sich die Post befindet», so ein Sprecher. «Gleichzeitig tun wir alles, um unsere Kunden schnell und zuverlässig zu bedienen. Wir diskutieren verschiedene Lösungen. Und natürlich stehen wir auch mit diversen Logistik-Anbietern im Gespräch.»

Die Coop-Tochter Interdiscount verhandelt derweil – wie andere Unternehmen aus dem Coop-Universum – unter dem Mantel der ganzen Gruppe. Diese befinde sich «derzeit in direktem Dialog mit der Post und klärt die offenen Punkte.»

Der Druck ist gross. Der Verband des Versandhandels sprach von «schlimmsten Befürchtungen», die wahr wurden. Namhafte Exponenten sprechen sich gegen eine Weiterführung der Kontingente aus. An vorderster Front engagiert ist Matthias Baumann, bis vor kurzem Chef der Möbel-Pfister-Gruppe. Er ist immer noch im Vorstand des Verbands. Seine Forderung: Der Bundesrat muss den Blick für das Ganze haben. «Die Lösungen liegen auf dem Tisch», schreibt er auf den Berufnetzwerk Linkedin.

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