Ralph Hamers, ein radikaler Digitalisierer
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So tickt der neue UBS-Chef:Ralph Hamers, ein radikaler Digitalisierer

Neuer UBS-Chef Ralph Hamers
Radikaler Digitalisierer, gläubiger Christ, Bonusfreund

Der Nachfolger von UBS-Boss Ermotti heisst Ralph Hamers (53). Der Niederländer ist in der Branche als radikaler Digitalisierer bekannt. BLICK stellt den neuen starken Mann an der Spitze der grössten Schweizer Bank vor.
Publiziert: 20.02.2020 um 03:05 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2020 um 10:22 Uhr
Regelmässiger WEF-Teilnehmer: Der neue UBS-Chef Ralph Hamers kennt zumindest schon Davos.
Foto: Youtube/ING
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Nicola Imfeld, Christian Kolbe und Patrik Berger

Bankenbeben in der Nacht auf Donnerstag: Sergio Ermotti (59) räumt den Chef-Posten bei der UBS. Der Tessiner tritt per Ende Oktober 2020 zurück, wie die Grossbank in einer Mitteilung in der Nacht auf Donnerstag bekanntgibt. Gleichzeitig stellt die UBS Ermottis Nachfolger vor: Ralph Hamers (53), Top-Manager aus den Niederlanden. Hamers bezieht sein Büro am UBS-Hauptsitz an der Zürcher Bahnhofstrasse am 1. September.

Auf einen Schweizer folgt bei der UBS also ein Ausländer. Damit geht die Grossbank den umgekehrten Weg wie die Credit Suisse. Dort ist vor knapp zwei Wochen Tidjane Thiam (57), ein Manager aus der Elfenbeinküste, als CEO zurückgetreten. Sein Nachfolger wird mit Thomas Gottstein (56) ein Einheimischer sein.

Ralph Hamers ist in der Schweiz allerdings kein Unbekannter. Als langjähriger Chef der niederländischen Finanzgruppe ING gilt er als Schwergewicht in der Branche. Und Hamers kennt zumindest die Schweizer Bergwelt, schliesslich ist er regelmässiger Teilnehmer des WEF in Davos GR (hier sein Youtube-Beitrag aus dem Jahr 2019).

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Zum Privatleben des Niederländers ist nur wenig bekannt. Hamers ist seit 1997 mit Patricia van Nimwegen verheiratet. Das Paar ist Eltern von Zwillingen. Hamers kommt aus bescheidenen Verhältnissen und hat sich bis zuletzt um seine Eltern gekümmert. Tragisch: Einen Tag, nachdem er den Arbeitsvertrag bei ING unterzeichnet hatte, ist seine Mutter gestorben. Innert eines Jahres hatte Hamers Vater und Mutter verloren.

Hamers ist ein gläubiger Mensch. «Ich glaube an Gott und gehe in die Kirche, aber nicht so oft wie in meiner Jugend. Christliche Prinzipien untermauern meinen Führungsstil», sagte er einst. «Ich vertraue den Menschen von Anfang an, sie müssen mein Vertrauen nicht gewinnen. Ich gebe viel und erwarte keine Gegenleistung. Ich weiss, dass ich immer etwas zurück bekomme.»

Boni nicht mehr gedeckelt

Auch über eine andere Schweizer Eigenschaft dürfte sich Hamers freuen: die mehr oder minder freie Bonuskultur. Denn das gibt es in den Niederlanden nicht. Dort sind Boni auf maximal 20 Prozent des Grundsalärs gedeckelt.

Vor zwei Jahren wollten ING und Hamers diese Regelung umgehen, Hamers sollte mehr Bonus bekommen. Doch der Aufschrei war gross, Hamers und die Bank mussten zurückkrebsen. Zum Vergleich: 2018 verdiente Hamers knapp 2 Millionen Franken, Vorgänger Ermotti 13,8 Millionen Franken.

«Wann kommt die erste Bank ohne Bankbilanz?»

Hamers ist seit über 28 Jahren für ING tätig und amtet seit 2013 als CEO. Er hat das Institut durch die Restrukturierung nach der Finanzkrise geführt, das vom holländischen Staat während der Krise erhaltene Geld zurückbezahlt und wieder Dividenden ausbezahlt.

In seiner Zeit als ING-Chef positionierte sich Hamers als radikaler Digitalisierer. In einem Interview mit «Finews» sagte er 2017 etwa: «Die Bank der Zukunft wird eine digitale Plattform sein.» Dabei verweist Hamers etwa auf Facebook, das als Medienunternehmen gilt, ohne eigenen Inhalt zu kreieren. In diesem Kontext stellte Hamers auch schon die für einige Banker provozierende Frage: «Wann kommt die erste Bank ohne Bankbilanz?»

Bank soll im Mittelpunkt der Gesellschaft bleiben

Hamers meint damit: Eine Bank sollte ein Modell wie Facebook haben. Nur so würden es die Geldhäuser schaffen, im Mittelpunkt der Gesellschaft zu bleiben. Hamers folgerte an einer Tagung in Frankfurt einst: Will die Bank der Zukunft für ihre Kunden relevant sein, muss sie sich in eine digitale Anlaufstelle verwandeln, die man gerne besucht und je nach finanziellen Bedürfnissen in Anspruch nimmt.

«Dafür braucht es keine Filialen mehr, sondern eben bloss noch eine digitale Plattform, auf der die Kunden einfach, transparent und fair mit ihrem Finanzinstitut interagieren können», präzisierte Hamers im Interview mit «Finews».

Freut sich auf die Schweiz

Auf seine Zeit als UBS-Chef freut sich der Niederländer. Er stösst im September zur Grossbank und wird ab November deren Geschicke leiten. In der Medienmitteilung von UBS wird Hamers mit den Worten zitiert: «Ich fühle mich geehrt, die Chance zu erhalten, dieses grossartige Unternehmen führen zu dürfen.»

Die Bank verfüge in allen Geschäftseinheiten über eine hervorragende globale Kundenbasis. «Ich freue mich darauf, mit dem Managementteam, dem Verwaltungsrat und allen Mitarbeitenden von UBS diese Position weiter zu stärken und die Kunden dabei zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen.»

Zu seinem Führungsstil sagt er: «Ich höre lieber zu, als Befehle zu erteilen oder mit der Faust auf den Tisch zu schlagen.»

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