Postfinance-Chef Hansruedi Köng baut nicht nur 500 Jobs ab
«Wir erhöhen die Gebühren»

Im BLICK-Interview sagt Postfinance-Chef Hansruedi Köng, weshalb es zu Entlassungen kommt, welche Rolle der Bundesrat spielt und warum Kunden mit höheren Gebühren rechnen müssen.
Publiziert: 07.06.2018 um 16:25 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:24 Uhr
«Wir erhöhen die Gebühren»
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BLICK-Interview mit Hansruedi Köng:«Wir erhöhen die Gebühren»
Sven Zaugg

Die Hiobsbotschaft traf die Postfinance-Angestellten wie ein Schlag. Bis zu 1000 Angestellte in Voll- und Teilzeit müssen um ihren Job zittern. 500 Vollzeitstellen verschwinden bis Ende 2020. Das teilte die Postfinance-Führungsriege am Dienstag mit. Bis heute schwieg CEO Hansruedi Köng (51) dazu.

Nun, zwei Tage später, nimmt Köng erstmals öffentlich Stellung: Seit 2012 sei der Zinsertrag drastisch erodiert und um 0,5 Milliarden Franken gesunken. «Solange das Zinsumfeld tief bleibt, sehen wir keine Möglichkeiten, Erträge zu generieren», sagt Köng zu BLICK.

Eine Bank am Limit

Neben den Niedrigzinsen macht der Post-Tochter die Gesetzeslage zu schaffen. «Die Regulierung ist eine Giftpille», sagt Köng. Der Bund als Besitzer mache der Postfinance das Leben schwer. Die Regulierung sei komplex, teuer und drücke auf das Ergebnis.

Postfinance hält aus politischen Gründen nur eine limitierte Banklizenz. Sie darf selbständig keine Hypotheken und Firmenkredite vergeben und muss mit Partnerinstituten zusammenarbeiten. Köng macht keinen Hehl daraus, dass die politischen Rahmenbedingungen mitverantwortlich sind für den massiven Stellenabbau. Postfinance könnte noch weiter schrumpfen, warnt Köng.

Diese beiden Faktoren stossen die Postfinance weg von ihrem traditionellen Geschäftsmodell, das gemäss Köng «in der Krise steckt». Nicht zuletzt deshalb stünden auch Gebührenerhöhungen für die rund drei Millionen Postfinance-Kunden im Raum. «Sie müssen 2019 mit höheren Gebühren rechnen», sagt Köng. Konkrete Zahlen nennt er nicht. Auch um welche Gebühren es geht, will er nicht sagen.

Berater vom Stellenabbau betroffen

Vom Stellenabbau betroffen sind zunächst vor allem Berater. Für die Kunden heisst das: Bei Fragen stehen künftig nur in speziellen Fällen persönliche Berater zur Verfügung. Das Gros der Anfragen soll von Call-Center-Mitarbeitern bearbeitet werden. Damit fährt die Postfinance eine Strategie, die einzigartig ist in der Branche. Andere Banken intensivieren die persönliche Beratung ihrer Kunden. 

Warum Köng erst heute Stellung zum Abbau nimmt, erklärt er mit dem Informationsanlass für die betroffenen Angestellten gestern im Verkehrshaus Luzern.

BLICK weiss: Der Anlass war generalstabsmässig durchgeplant. Von Postfinance-Chef Köng gabs zu Beginn einfühlsame Worte. Angestellte sprechen von einem bizarren Anlass. Zu trinken gabs im Anschluss nur Mineralwasser – immerhin mit und ohne.

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