Professionelle Anbieter machen Millionen
Das grosse Geschäft mit Airbnb

In Luzern kämpfen zwei SPler gegen Airbnb. Sie stören sich daran, dass Airbnb aus Wohnhäusern halbe Hotels gemacht hat. Diese Entwicklung ist kein Einzelfall. Die Plattform hat sich längst vom ursprünglichen Zweck entfernt und ist zum Geschäft für Firmen geworden.
Publiziert: 06.08.2019 um 16:32 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2019 um 08:40 Uhr
Julia Fritsche

Private mieten von Privaten: Dieses Modell verspricht Vorteile für beide Seiten. Die eine profitiert von günstigen, vollmöbilierten und zentral gelegenen Unterkünften, die andere verdient sich einen finanziellen Zustupf.

Doch diese Idee hinter der Plattform Airbnb entspricht immer weniger der Realität. Statt du und ich tummeln sich vermehrt professionelle Anbieter auf der Buchungsplattform. Sie machen aus ehemaligen Wohnhäusern Touristenunterkünfte, die bisherigen Mieter haben das Nachsehen, wie das aktuelle Beispiel aus Luzern zeigt.

Gleichzeitig wächst auch das Angebot von ganzen Wohnungen im Vergleich zu einzelnen Zimmern stärker. Diese Tendenz zeigt sich in Zürich, Basel und Genf.

Zu ihrer Anfangszeit war Airbnb eine Plattform für Private.
Foto: Shutterstock
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Airbnb konkurrenziert Mietmarkt

Das heisst, Airbnb ist nicht mehr nur eine Konkurrenz für die traditionelle Hotellerie, sondern auch für Mieter. Die befürchtete Folge sind Knappheit auf dem Mietwohnungsmarkt und steigende Preise. In Deutschland wehrt sich Airbnb erstmals mit einer Studie gegen diesen Vorwurf. Demnach tragen sie in Berlin, Hamburg, München und Dortmund zwischen 2,1 und 4,4 Prozent zum Wohnungsmangel bei.

Airbnb ist längst kein Nische mehr, das zeigen Zahlen des Walliser Tourismus Observatorium. 2018 stellte die Plattform bereits 34 Prozent des Bettenangebots im Schweizer Hotelsektor. Ein Jahr zuvor hatte Airbnb noch einen Anteil von einem Viertel. Fast die Hälfte der Gastgeber bietet inzwischen mehrere Objekte auf der Plattform an. Seltener werden dagegen Private, die in ihrem Zuhause ein Zimmer vermieten.

Airbnb bringt Luzernern über 16 Millionen Franken

Wie sich der Schweizer Markt entwickelt hat, zeigen auch Zahlen der Datenanalyse-Firma AirDNA. Im Juli 2018 zählte Airbnb ihnen zufolge rund 30'000 Objekte und über 80'000 Betten. Ende Jahr waren es bereits knapp 6000 mehr. Vermieter machen kräftig Kasse. Über 470 Millionen Franken nahmen die Schweizer zwischen Mitte 2017 und 2018 mit dem Untervermieten ihres Wohnraums über Airbnb insgesamt ein. 

Das meiste Geld mit rund 47 Millionen Franken floss dabei in Interlaken BE. Luzern belegt in der Einnahmen-Rangliste mit 16,2 Millionen Franken Platz sieben. Aktuell zählt die Datenanalyse-Firma AirDNA für Luzern 632 Mietangebote. Zwei Drittel davon sind ganze Wohnungen. Im Schnitt zahlen Gäste in der Reussstadt knapp 190 Franken für eine Übernachtung.

Professionelle Vermieter und Bewirtschafter

Die Professionalisierung von Airbnb machen sich Geschäftstüchtige zunutze. Darunter etwa HIT Rental. 2011 gegründet bietet die Firma bereits über 200 Wohnungen in Basel, Luzern, Zug, Zürich und Cham an. Auf Luzern beschränken sich die Angebote von Keyforge. Dort ist das Unternehmen seit 2016 tätig und bietet unterdessen 16 Wohnungen an.

Ein weiteres Geschäft hat sich rund um die professionelle Bewirtschaftung entwickelt. Wer nicht selbst für die Vermarktung, Schlüsselübergabe oder Reinigung sorgen will, kann diese Aufgaben an eine spezialisierte Firma vergeben. Airhosted übernimmt diesen Job in Zürich.

Die Vermieter zahlen je nach Paket zwischen 17 und 30 Prozent der Einnahmen. International tätig aber in der Schweiz beheimatet ist Keys'n'Fly. Die Genfer ziehen eine Gebühr von 7 Prozent auf jede Buchung ein. «Keine versteckten Kosten» – das ist ihr Versprechen.

Auch Airbnb selbst mischt im Bewirtschaftungsgeschäft mit. So übernahm die Buchungsplattform Ende 2018 das französische Startup Luckey Homes.

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