Rache an Coop und Emmi
Migros steigt aus Branchenorganisation Milch aus

Der Knatsch im Schweizer Milchmarkt ist eskaliert: Die Migros steigt aus der Branchenorganisation Milch (BOM) aus. Damit rächt sie sich an Coop und Emmi.
Publiziert: 23.06.2017 um 14:10 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:54 Uhr
Guido Schätti

Im Schweizer Milchmarkt kommt es zum grossen Knall: «Die Migros nimmt ihre Verantwortung in der Milchbranche künftig eigenständig und unabhängig wahr und tritt per Ende 2017 aus der Branchenorganisation (BOM) Milch aus», teilt die Migros mit. Den Bauern werde die Migros weiterhin einen überdurchschnittlichen Milchpreis zahlen, verspricht sie.

Der Ausstieg ist eine Retourkutsche an Coop und Emmi. Diese hatten zuletzt öffentlich gemacht, dass sie in der BOM für einen höheren Milchpreis gestimmt hätten, aber am Widerstand der Migros gescheitert seien. Darauf hatten Bauern per SMS zum Boykott der Migros aufgerufen.

Heikle PR-Aktion von Coop und Migros

Der Knatsch entzündete sich bei der Milchpreisrunde vom Mai. Coop führte sich damals als grosser Bauernfreund auf: «Coop bekennt sich zu einem fairen Milchpreis und bezahlt ihren Milchbauern ab 1. Juli 2017 3 Rappen mehr», teilte der Basler Detailhändler mit. 

Sauer auf Coop: Migros-Chef Herbert Bolliger.
Foto: Melanie Duchene
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Doch danach wurde bekannt: Coop kauft selber gar keine Milch. Der Coop-Vertreter war bei der entscheidenden Sitzung schon in den Auffahrts-Ferien. Und der Coop-Hauptlieferant Emmi zahlt den Bauern Preise unter dem Marktdurchschnitt.

Zwar sprach sich auch Emmi in der BOM für eine Anhebung des Milchpreises aus. Gemäss den Zahlen der Schweizer Milchproduzenten (SMP) zahlt Emmi aber Preise, die deutlich unter dem Richtpreis liegen. Die Migros-Tochter Elsa zahlt hingegen Preise über dem Durchschnitt, wie dieselbe Statistik zeigt. 

Dass sie von Coop und Emmi vorgeführt wurde, lässt sich die Migros nicht bieten. Der Ausstieg aus der BOM ist die Quittung dafür.

Die BOM setzt Preis für A-Milch auf 65 Rappen fest

Die BOM ist dafür zuständig, quartalsweise den Richtpreis für Milch festzulegen. Am 24. Mai setzte sie den Preis der A-Milch, also der hochwertigsten Milch, die im geschützten Schweizer Markt abgesetzt wird, auf 65 Rappen pro Kilo fest. Die Milchbauern drängten auf eine Erhöhung, konnten sich gegen Handel und Verarbeiter aber nicht durchsetzen. Coop kündete darauf an, künftig 3 Rappen pro Kilo mehr zu zahlen.

In einem Informationsschreiben an die Mitarbeitenden konkretisiert Stefan Gygli, Leiter Milchprodukte/Eier bei Migros, die Vorwürfe. Einige Mitglieder der BOM hätten sich nicht mehr an die Spielregeln gehalten, etwa indem sie interne Informationen den Medien zugetragen hätten.

«Die Migros wurde zu Unrecht an den Pranger gestellt»

Profilierungsversuche und Ränkespiele überlasse man lieber anderen. «Wir möchten unsere Energie künftig lieber direkt für die Bauern und die Konsumenten einsetzen», schreibt Gygli.

Die Kritik sei ohnehin unbegründet gewesen. «Die Migros wurde zu Unrecht an den Pranger gestellt.» Sie bezahle einen höheren Milchpreis als der Durchschnitt der Branche und halte sich als einziger der grossen Abnehmer an den A-Milch-Richtpreis der BOM.

Die Querelen um den Milchpreis, das Verhalten einzelner BOM-Mitglieder und die Darstellung in den Medien hätten «den Entschluss zum Austritt reifen lassen».

Für die Konsumenten soll sich nichts ändern: Der Ladenpreis für Milch bleibe unverändert. (Mit Material der SDA)

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