Saudischer Ölgigant Aramco öffnet sich Investoren
Das müssen Sie zum Börsengang des Jahres wissen

Saudi-Arabien steuert mit dem weltgrössten Ölkonzern Saudi Aramco auf einen der grössten Börsengänge aller Zeiten zu. Analysten zerbrechen sich den Kopf, wie viel der Konzern wert ist. BLICK hat Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 06.11.2019 um 17:04 Uhr
Saudi Aramco fördert jedes achte Ölfass der Welt.
Foto: Getty Images
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Laut Insidern soll es am 11. Dezember so weit sein: Dann sollen im saudischen Riad für Saudi Aramco die Glocken zum grössten Börsengang aller Zeiten läuten.

Doch rund um das Rekord-Ereignis gibt es noch mindestens so viele offene Fragen wie Bekanntes. Das müssen Sie zum Mega-Börsengang wissen.

Wer ist Aramco?

Der Staatskonzern Saudi Aramco heisst offiziell Saudi Arabian Oil Co. Die Abkürzung leitet sich von Arabian-American Oil Company ab. So hiess das Unternehmen bis 1988. Aramco ist eine der profitabelsten Firmen der Welt. Ein Barrel (Fass von 159 Liter) wird für knapp 2.80 Franken produziert. Auf dem Markt ist das aktuell mehr als 60 Franken wert. Tag für Tag fördert der Ölkonzern über 10 Millionen Fass. Seine Reserven sind grösser als diejenigen der vier grossen Konkurrenten Exxon Mobile, Shell, Chevron und BP zusammen. Nach Konzernangaben geht jedes achte geförderte Fass auf ihr Konto. Der Nettogewinn liegt bei 111 Milliarden Dollar. Die Zahl der Mitarbeiter bei 76'000.

Der Megakonzern ist aber auch ein Klimaverschmutzer sondergleichen. Gemäss dem amerikanischen Institut für Climate Accountability ist Aramco für den weltweit höchsten Anteil von Emissionen (darunter Kohlendioxid) durch Unternehmen überhaupt verantwortlich.

Warum will der Staatskonzern an die Börse?

Hintergrund für den Börsengang sind die Pläne Saudiarabiens, sich unabhängiger von Öl zu machen. Dafür will der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman (34) die Wirtschaft des Königreichs umkrempeln. Die «Vision 2030» umfasst 80 Projekte, auch im Tourismus. Die Pläne – sogar fliegende Taxis sind vorgesehen – sollen nicht zuletzt durch Gelder aus dem Börsengang finanziert werden.

Was macht den Börsengang rekordverdächtig?

Als Kronprinz bin Salman seine Börsenpläne erstmals präsentierte, stellte er eine Gesamtbewertung des Konzerns von 2 Billionen Dollar in Aussicht. Analysten sind sich uneinig darüber, wie viel Saudi Aramco tatsächlich wert ist. Die Experten der Bank of America schätzen den Wert des Staatskonzerns auf 1,2 bis 2,3 Billionen Dollar. Andere halten dagegen maximal 1,5 Billionen für realistisch. So oder so ist Aramco deutlich wertvoller als Microsoft oder Apple, die beide zu den wertvollsten börsenkotierten Unternehmen gehören.

Nur ein kleiner Teil des Unternehmens kommt an die Börse. Ursprünglich gingen Anleger davon aus, dass es 5 Prozent sein dürften. Inzwischen soll Saudi-Arabien Insidern zufolge nur 1 bis 2 Prozent an dem Staatskonzern verkaufen wollen. Die Einnahmen aus diesem Verkauf sollen 20 bis 40 Milliarden Dollar einbringen. Damit würde dieser Börsengang noch grösser als der bisherige Rekord-IPO von Alibaba. Der chinesische Online-Riese war zum Start 2014 satte 25 Milliarden Dollar wert.

Im Jahr nach dem Börsenstart soll das Königreich keine weiteren Anteile mehr an der Börse verkaufen dürfen.

Wo passiert nun bis zum ersten Handelstag?

In den nächsten Tagen stehen Gespräche mit Investoren auf der To-Do-Liste der Aramco-Verantwortlichen. Sie wollen das Interesse am Börsengang ausloten. Daraus folgt dann auch die Preissetzung. Der sogenannte Prospekt mit Informationen zum Börsengang und dem Unternehmen wurde vom CEO für den 9. November in Aussicht gestellt.

Mit der Roadshow, also der Präsentationen bei potenziellen Investoren, wollen die Banken am 18. November beginnen, wie die Insider sagten. Am 5. Dezember soll dann der Aktienpreis festgelegt werden.

Am 11. Dezember könnte der erste Handelstag an der Börse von Riad stattfinden. Das zumindest sagen drei Quellen der Nachrichtenagentur Reuters. Möglicherweise folgt später eine Aktienplatzierung an einer internationalen Börse. Allerdings soll das frühestens in einem Jahr der Fall sein. Aramco schweigt dazu.

Was können Anleger erwarten?

Details gibts erst im angekündigten Prospekt. Aber bekannt ist bereits, dass Aramco eine Dividende von 75 Milliarden Dollar auszahlen will. Die Dividendenrendite würde damit je nach Börsenkapitalisierung bis zu 5 Prozent betragen.

Was hat der Börsengang mit der Schweiz zu tun?

Die Credit Suisse ist laut dem Finanzportal finews.ch – abgesehen von zwei saudischen Banken – die einzige nicht US-Investmentbank, die eine zentrale Rolle im Saudi-Aramco-IPO spielen kann. Das Mandat dürfte der CS einiges an Gebühren in die Kassen spülen. Branchenkenner gehen davon aus, dass Aramco zwischen 350 und 450 Millionen Franken an die beteiligten Banken zahlen wird. (jfr/pbe/mit Material der SDA)

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