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Veganer Wahnsinn an Börse
Hype um Fleisch-Ersatz Beyond Meat hält an

So viel Aufmerksamkeit gabs wohl noch nie für ein Fleischersatz-Produkt. Was hinter der US-Firma Beyond Meat steckt, wer deren Produkte verkauft und warum an der Börse so ein Hype gemacht wird.
Publiziert: 12.06.2019 um 18:07 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2019 um 19:35 Uhr
Ulrich Rotzinger

Er ist rein pflanzlich, sieht aber aus wie ein gewöhnliches Hack-Tätschli aus dem Betty-Bossi-Kochbuch: Der Fleischersatz vom Startup Beyond Meat (deutsch: was nach dem Fleisch kommt) ist derzeit in aller Munde. Sprichwörtlich. Buchstäblich. Und schmeckt ganz offensichtlich.

Natürlich: Über Geschmack lässt sich streiten. Doch die Fleisch-Alternative aus den Laboren des kalifornischen Jungunternehmens scheint recht gut an das Original aus Schweine- oder Rindshack heranzukommen, wie erste Testesser berichten.

Ein weiterer Vorteil für viele: Es steckt kein Wurm drin - also nicht wie in vegetarischen Burger-Tätschli-Varianten aus Insekten, die es auch in der Schweiz seit einiger Zeit bei Coop und Migros zu kaufen gibt.

Beyond Meat ist auch in der Schweiz erhältlich. Zum Beispiel als Tätschli für Hamburger.
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Beyond-Kurs explodiert und crasht

Bei Beyond Meat, gegründet 2009, haben aber nicht nur Veganer angebissen. Auch die Investoren an der Börse schlagen zu - und wie. Nach dem Börsengang am 1. Mai 2019 explodierte der Aktienkurs. Mittlerweile ist das Papier über sechs Mal so teuer wie zu Beginn. Ausgabepreis: 25 Dollar, Spitzenwert Anfang dieser Woche: über 168 Dollar.

Inzwischen weist die Firma einen Börsenwert auf, der dem 27-fachen prognostizierten Umsatz des nächsten Jahres entspricht. Wenn das mal gut geht. Einige haben sich schon die Finger verbrannt, denn die Beyond-Aktie mit den Tickerkürzel BYND crashte am Dienstag und verlor 25 Prozent ihres Werts. Grund ist eine Abstufung der US-Bank JP Morgan. Deren Analysten sagen, jetzt müsse das Unternehmen erstmal liefern und die Wachstumserwartungen erfüllen.

Beyond Meat kommt laut Medienberichten gar nicht mehr mit dem Produzieren hinterher - so gross ist die Nachfrage. 

Detailhändler können nicht genug davon bekommen

Als es Ende Mai 2019 beim Discounter Lidl in Deutschland ennet der Schweizer Grenze losging, war nach wenigen Stunden schon wieder Ebbe im Regal. Alles ausverkauft. Jetzt lanciert Lidl werbewirksam eine neue Aktion. Ein veganes Beyond-Tätschli gibts für rund 2.50 Euro. Als Vorsichtsmassnahme schreibt der deutsche Discounter: «Da der Hersteller den begehrten Artikel nur in beschränkten Mengen liefern kann, ist der Vorrat in jeder Filiale jedoch begrenzt.»

Gibts die Beyond-Produkte auch bald bei Lidl Schweiz? «Erst mal nicht, wir haben andere Fleisch-Ersatz-Produkte im Sortiment», sagt eine Sprecherin zu BLICK. 

«Ist das noch Fleisch?»

Und Überhaupt: «Ist das noch Fleisch?», fragen sich Metzger. Coop und Migros investieren massiv in ausländische Tüftel-Firmen. Das Ziel: Burger und Steak aus dem Reagenzglas. Sowohl Mosa Meat (Coop) wie Aleph Farms (Migros) wollen die Produktion von Fleisch komplett verändern - indem sie lebenden Tieren Zellen entnehmen, diese im Labor vermehren und schliesslich zu Fleisch zusammenwachsen lassen.

Kann die Technologie zur Marktreife entwickelt werden, hätte das grosse Vorteile: Es wäre klimafreundlich, da es dazu keine Horden Treibgas ausstossender Kühe braucht. Zudem müssten keine Tiere mehr geschlachtet werden, wie der SonntagsBlick berichtete.

Nestlé arbeitet auch an Fleisch-Ersatz

Fleischersatz ist auch bei Lebensmittelriesen wie Nestlé ein grosses Thema. In Europa hat der Schweizer Konzern den Incredible Burger lanciert. In den USA verkauft die Firma Impossible Foods ihre vegane Hamburger-Alternative zum Beispiel als fleischfreie Whopper bei Burger King.

Beyond Meat wiederum ist auch bei Coop im Regal. Den Anfang machte eine 2er-Verpackung à je 115 Gramm im Tiefkühlregal für 7.95 Franken. «Schon in den ersten Tagen haben wir über 1000 Beyond Burger verkauft», berichtete Coop-Sprecherin Andrea Bergmann. Für den Detailhändler seien die Produkte eine Erfolgsstory. 

Kunden ärgern sich auch in der Schweiz immer wieder, dass Beyond-Produkte offenbar nur in geringer Zahl in den Regalen und deshalb oft ausverkauft sind. Bergmann bestätigt: «Die Regale waren schon kurz nach dem Verkaufsstart leer.» In der Zwischenzeit habe man das Angebot ausgebaut. «Mittlerweile bieten wir den Burger in rund 370 Coop-Supermärkten an und wir haben heute auch genügend Produkte an Lager, um die grosse Nachfrage zu decken», sagt Bergmann. 

Jetzt kommt die Beyond-Bratwurst

Die Amerikaner legen unterdessen bereits mit der Beyond Sausage nach. Zum Beispiel im deutschen Detailhandel. Die «Fake-Wurst» bleibt dem Prinzip des Beyond Burgers treu: kein Soja, kein Weizen, stattdessen basieren die «Bratwürste» auf Erbsenprotein und Pflanzenölen.

Wie sagt der Beyond-Gründer? Konsumenten sollen ihrem Geschmack folgen. Wenn die Fleisch-Kopie schlussendlich schmeckt, dann umso besser.

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