Nach Intrige aus dem Kosmos-VR
Zürcher Hipster-Tempel wirft Gründer Samir raus

FIlmemacher Samir wurde aus dem Verwaltungsrat des Kulturhauses abgewählt. Dafür nimmt ein PR-Berater Einsitz.
Publiziert: 22.06.2019 um 23:34 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:04 Uhr
Reza Rafi

Im Kulturhaus Kosmos im Zürcher Kreis 4 treffen sich Hipster, Szenis, Künstler, Linke und Alternative – kurzum: die urbane Schweiz. Gegründet wurde die Einrichtung 2017 von Filmemacher Samir («Snow White») und Buchhändler Bruno Deckert. Deckert führte den Laden als Verwaltungsratspräsident, Samir als Vize.

Irgendwann begann es zwischen den beiden zu kriseln. Dass sie nicht miteinander können, war Stadtgespräch. Bereits vor der Eröffnung hatte Deckert in einem Interview mit dem «Landboten» gesagt: «Wir sind sehr unterschiedlich.»

Letzten Donnerstag kam es zum grossen Knall.

Der 63-Jährige Samir hat sich auch einen Namen als Filmproduzent gemacht.
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Samir mit meisterhaftem Coup kaltgestellt

Das Drama spielte sich an der Generalversammlung (GV) der Kosmos-Aktionäre ab. Entgegen aller Signale im Vorfeld des Plenums überraschte eine Gruppe um ­Deckert mit einem neuen Team für den Verwaltungsrat (VR) – ohne Samir.

Nach sechs dramatischen Stunden war der Machtkampf beendet. Und Samir in einem meisterhaften Coup kaltgestellt.

Ob er weiterhin im Unternehmen bleiben wird, ist nun die Frage.

Vier Neue in der Führung

«Feindselig» sei die Stimmung von Anfang an gewesen, berichtet einer der rund 30 Teilnehmer. Auf ein ordentliches Protokoll sei zum Erstaunen mancher Anwesenden verzichtet worden.

Kurz vor Mitternacht war das Treffen beendet.

Die strategische Führung besteht nun neben Deckert als einzig Bisherigem aus vier Neuen – womit ein Teil des Aktionariats nicht mehr im VR ver­treten ist.

Kulturmilieu im Kosmos

In den Verwaltungsrat gewählt wurde ein Aktionär, der sich an der GV selber ins Spiel brachte: der Multi-Lobbyist Edwin van der Geest von der Beratungsfirma Dynamics Group.

Die Personalie ist bemerkenswert; im Kosmos, zu dem auch sechs Kinosäle gehören, verkehrt vorab das Kulturmilieu. Edwin van der Geest hingegen tritt vor allem mit seinen Finanz- und Indus­trie-Mandaten in Erscheinung. Auch bei der «IG Freunde der NZZ» ist er engagiert.

Welche Rolle spielt der Spin Doctor? Ist er als Geldexperte gewählt worden? Schliesslich bereitet die Auslastung des Kinos intern Sorgen.

Er will sich gegenüber SonntagsBlick nicht äussern.

Kosmos AG wirtschaftet profitabel

Hinter vorgehaltener Hand heisst es aber, dass manche Besitzer einen «unaufgeregteren» Verwaltungsrat für die Kosmos AG gewünscht hätten.

Überdies geschäfte das private Unternehmen mit rund 70 Mitarbeitern profitabel – neben dem Kino gehören eine Bar mit Club, ein Bistro sowie diverse Events und Lesungen zum Angebot.

Samir wollte auf Anfrage keinen Kommentar abgeben.

Im Interview mit dem «Landboten» sagte Deckert damals auch: «Wir sind Freunde und uns trägt ­diese gemeinsame Idee, die wir realisieren.»

Geblieben ist nur die gemeinsame Idee.

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