Voll ins Gesicht!
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Auch in der Schweiz ein Trend:Voll ins Gesicht!

Auch in der Schweiz wird extremer Körper-Kult Trend
Voll ins Gesicht!

Rosen, Namen, Tränen und Luxussymbole. Tattoos im Gesicht sind auf dem Vormarsch, auch in der Schweiz. Einst Zeugnis von Gefängnisstrafen oder Gruppenzugehörigkeit, stehen Gesichtstattoos heute für den Lifestyle der Selbstbestimmung.
Publiziert: 19.02.2020 um 23:25 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2021 um 18:34 Uhr
Flavia Schlittler

Gestochen scharf und sichtbar für alle. Gesichtstattoos sind auf dem Vormarsch, auch in der Schweiz. Einst Zeugnis von Gefängnisstrafen und Bandenzugehörigkeit, haben sie den Sprung in den Lifestyle geschafft. Von US-Rapper Post Malone (24) bis zu Kurvenmodel Amber Rose (36) zeigen sie sich heute stolz damit in Hochglanzmagazinen. Um Provokation wie einst bei den Bad Boys, geht es heute nicht mehr, sondern um ein individuelles Statement.

«Ich lebe mein Leben, meinen Luxus und kanns mir leisten», sagt die Schweizer Metzgerin Beena Diezi (33). So prangen auf ihrem Kopf vorwiegend Porschezeichen und die Buchstaben LV, die für das noble französische Label Louis Vuitton stehen. Begonnen hat sie damit vor eineinhalb Jahren. «Erst wars ein Schriftzug, dann kamen die Luxussymbole und eine Rose für meine Ex-Freundin dazu», so die Fleischfachfrau der Zürcher Metzgerei Bär. Sie werde angestarrt, gefilmt und fotografiert. Das Letztere stört sie am meisten. «Klar muss ich damit rechnen, dass mich Leute anschauen. Doch ungefragt aufgenommen zu werden, finde ich eine Frechheit.»

Ihre Eltern, ein Pfarrerpaar aus Zürich, hatte anfangs Mühe

Als ihr Vorgesetzter Felix Bär (53) sie zu einem ersten Gespräch traf, sei er schon überrascht gewesen. «Doch schon nach einer halben Stunde, habe ich nur noch den Menschen gesehen, nicht mehr die Tattoos im Gesicht.» Auch die Kundschaft würde gut auf sie reagieren. «Viele haben Freude daran. Manche kommen auch einfach rein um mich anzuschauen», so Diezi. «Solange die Menschen respektvoll miteinander umgehen, ist mir alles recht.»

Das Kurvenmodel Amber Rose überraschte letzte Woche mit ihrem Gesichtstattoo: Auf ihrer Stirn stehen die Namen ihrer Söhne Bash und Slash.
Foto: Instagram
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Darf man so als Lehrer oder Polizistin arbeiten?

Beena Diezi (33) kann mit ihren Gesichtstattoos in einer Metzgerei arbeiten. Das ist nicht in allen Berufszweigen möglich. Christian Bertschi, Kommunikationschef bei der Kantonspolizei Luzern, sagt: «Tattoos im Gesicht und frontseitig des Halses sowie an den Fingern sind bei uns nicht erlaubt.» Gleicht tönt es bei der Kantonspolizei Zürich, auch da sind sie nicht erlaubt. Mediensprecher Ralph Hirt erklärt: «Die Polizeimitarbeitenden müssen in unterschiedlichsten Funktionen möglichst neutral auftreten. Das ist mit Gesichtstattoos nicht mehr möglich.» Neu ist das Thema beim Lehrerinnen- und Lehrerverband Glarus: «Mit Gesichtstattoos wurden wir noch nicht konfrontiert. Falls, müssten wir die Rechtslage prüfen», so Co-Präsident Samuel Zingg (39). Bei der F+F Schule für Kunst und Design heissts: «Bei uns dürfen auch Mitarbeiter mit Gesichtstattoos arbeiten. Da spricht nichts dagegen.» Bei der Airline Swiss, siehts gemäss Mediensprecher Florian Flämig so aus: «Tätowierungen bei Cabin Crew Member sind erlaubt, solange sie von einem Uniformteil abgedeckt werden können.»

Beena Diezi (33) kann mit ihren Gesichtstattoos in einer Metzgerei arbeiten. Das ist nicht in allen Berufszweigen möglich. Christian Bertschi, Kommunikationschef bei der Kantonspolizei Luzern, sagt: «Tattoos im Gesicht und frontseitig des Halses sowie an den Fingern sind bei uns nicht erlaubt.» Gleicht tönt es bei der Kantonspolizei Zürich, auch da sind sie nicht erlaubt. Mediensprecher Ralph Hirt erklärt: «Die Polizeimitarbeitenden müssen in unterschiedlichsten Funktionen möglichst neutral auftreten. Das ist mit Gesichtstattoos nicht mehr möglich.» Neu ist das Thema beim Lehrerinnen- und Lehrerverband Glarus: «Mit Gesichtstattoos wurden wir noch nicht konfrontiert. Falls, müssten wir die Rechtslage prüfen», so Co-Präsident Samuel Zingg (39). Bei der F+F Schule für Kunst und Design heissts: «Bei uns dürfen auch Mitarbeiter mit Gesichtstattoos arbeiten. Da spricht nichts dagegen.» Bei der Airline Swiss, siehts gemäss Mediensprecher Florian Flämig so aus: «Tätowierungen bei Cabin Crew Member sind erlaubt, solange sie von einem Uniformteil abgedeckt werden können.»

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Ihre Eltern, ein Pfarrerpaar aus Zürich, hätte anfangs grosse Mühe mit ihren Gesichtszeichnungen gehabt. «Doch sie lieben mich und unterstützen mich auch darin, mich so zu zeigen, wie und wer ich bin.» Fertig ist sie mit den Tattoos noch lange nicht. «Was als Nächstes kommt, weiss ich noch nicht, aber es kommt.»

Heute sind es 18- und 81-Jährige, die ein Gesichtstattoo wollen

Der «Ich bin, wie ich bin, und alle sollen es sehen»-Trend ist typisch für die Selfie-Generation. Das Gesicht steht im Fokus, die Wiedererkennung muss schnell passieren. Auch bei uns. «War es vor zehn Jahren eine Person jährlich, die das wollte, ist es nun eine im Monat», sagt Florian van Dusseldorp (31), Zürcher Filialleiter von Giahi, dem grössten Tattoo-Imperium Europas. «Was auffällt ist, dass die Kunden, die das wüschen, immer jünger und immer älter werden. Viele kommen mit 18, andere mit 81 zu uns.» Was mal als Auflehnung gegen Gesellschaftsnormen galt, «steht heute für Selbsterfüllung», wie er sagt, was sich auch mit Diezis Ambition deckt.

«Natürlich ist es auch der Wunsch, nach dem Anderssein, die Abkehr vom Stereotypen», so van Dusseldorp. Gesundheitlich bedenklich sei ein Gesichtstattoo nicht. «Die Haut im Gesicht ist für das tätowieren wie am Arm oder auf dem Rücken. Es heilt auch im selben Tempo.» Einzig, was sie nicht machen, ist ein Augapfeltattoo. «Da es sich dabei um Injektionen handelt, die Farbe stets flüssig bleibt und es gesundheitlich risikoreich ist.» Alles Weitere sei im Gesicht bedenkenlos machbar.

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