Ausstellung
Weltkunst in Wuppertal: Schau widmet sich Sammler Von der Heydt

Wuppertal – Er war einer der bedeutendsten Kunstsammler des 20. Jahrhunderts, Bankier mit Nazi-Verbindungen, Freigeist und wohl auch Opportunist: Baron Eduard von der Heydt (1882-1964). Eine Ausstellung in Wuppertal beleuchtet nun die Geschichte der Sammlung und des Sammlers.
Publiziert: 25.09.2015 um 12:42 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:08 Uhr

Rund 3500 Werke der europäischen und aussereuropäischen Kunst trug der Deutsche mit dem Schweizer Pass zusammen. Er erbte auch die Spitzenwerke von Kandinsky, Macke, Marc, Nolde bis Picasso, die sein kunstsinniger Vater August von der Heydt schon in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zusammentrug.

In der grossen Ausstellung «Weltkunst - Von Buddha bis Picasso» (29. September bis 28. Februar 2016) beschäftigt sich das Von-der-Heydt-Museum nun mit der Geschichte dieser einzigartigen Sammlung - und lässt die Besucher eintauchen in die Welt des reichen und weltoffenen Bankiers, der in Amsterdam, Zandvoort und Berlin zu Hause war und 1926 den Monte Verita in Ascona kaufte.

«Die Sammlung ist sicher die bedeutendste und grösste Privatsammlung der 30er Jahre», sagt Direktor Gerhard Finckh.

Das Besondere: Von der Heydt sammelte zwar auch Niederländer, Impressionisten und Avantgarde-Künstler wie Max Beckmann, aber sein Herz hing an chinesischer Kunst, Buddha-Figuren, ozeanischen Kultfiguren und afrikanischen Masken. Er folgte damit durchaus dem Zeitgeist der 20er Jahre: Auch Matisse, Picasso und andere Künstler sowie Sammler begeisterten sich für die Kunst ausserhalb Europas.

Von der Heydt kaufte asiatische Sammlungen gleich «en bloc», zum Teil 1000 Exponate auf einmal, sagt Finckh, und liess dann von Wissenschaftlern die Spreu vom Weizen trennen.

Durch weltweit 70 Museen vom Moma in New York bis zum Louvre in Paris liess er seine Stücke touren - auch eine Wertsteigerung lag in seinem Interesse.

In seinem Haus in Zandvoort, seinem Bauhaus-Bungalow in Berlin und später in seinem Hotel auf dem Monte Verità gruppierte von der Heydt Expressionisten mit Buddha-Köpfen und mittelalterlichen Statuen. «Er kannte keine Hierarchie», sagt Finckh. Für ihn gab es nur die eine Kunstwelt, die «ars una».

Hier liegt auch das Faszinierende der Wuppertaler Ausstellung: Nach Fotos etwa des Hotelspeisesaals oder der Privatsalons liess Kuratorin Antje Birthälmer Bilder und Objekte so gruppieren, wie es einst von der Heydt getan hatte.

So trifft nun erstmals seit 1930 van Goghs Gemälde «Kartoffelsetzen» wieder mit einem Khmer-Buddha aus dem 12. Jahrhundert und einer mittelalterlichen Madonna zusammen - so wie es einst im Zandvoorter Salon war. Auch der Glasgang des Hauses mit den Panoramafenstern zum Meer ist in der Schau nachempfunden. Finckh machte selbst Fotos von der Nordsee bei Zandvoort, die jetzt den Hintergrund bilden für Kultfiguren aus Papua-Neuguinea und eine Bronze-Ziege aus Tibet.

Sein Kunstverständnis habe den Bankier, der 1933 NSDAP-Mitglied wurde, schon bald aber auf Distanz ging, von den Nazis unterschieden, sagt Finckh. Dennoch ist seine Rolle zwiespältig. Denn von der Heydt war auch Aufsichtsrat der Nazi-treuen Thyssen-Bank und veranlasste Überweisungen an die Agenten des NS-Regimes im Ausland.

«Er war weder Held noch Schurke, weder Täter noch Opfer», folgert Eberhard Illner in einer Biografie über Eduard von der Heydt. Dennoch war wegen der Schatten auf der Vita vor einigen Jahren der Vorname Eduard aus dem Kulturpreis der Stadt gestrichen worden. Er heisst jetzt nur noch «Von der Heydt-Preis».

Nach dem Krieg wurde der Bankier wegen seiner Nazi-Verstrickungen vor das Militärgericht in Zürich gestellt, aber freigesprochen. 1946 schenkte der kinderlose und geschiedene von der Heydt der Stadt Zürich seine aussereuropäische Kunst. Die rund 3000 Objekte sind heute im Museum Rietberg beherbergt.

Als von der Heydt 1952 erstmals in seine kriegszerstörte Heimatstadt Wuppertal zurückkehrte, muss er schockiert gewesen sein. Nach und nach habe er Kisten voller Avantgarde-Kunst, die er über die Kriegswirren gerettet hatte, nach Wuppertal geschickt, sagt Finckh. Insgesamt erhielt das Museum 500 Meisterwerke.

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