Bargeld unerwünscht
Cashless wird bei Open Airs zum Regelfall

Das heute Sonntag endende Gurtenfestival hat als eines der ersten Schweizer Open Airs schon vor zehn Jahren ein Cashless-System eingeführt. Unterdessen zog ein Teil der Konkurrenz beim Verzicht auf Bargeld nach.
Publiziert: 16.07.2023 um 10:38 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2023 um 11:54 Uhr

Bargeld scheint an den Schweizer Festivals zunehmend unerwünscht. So werden auch das Paléo-Festival in Nyon, das Lumnezia im Bündnerland und das Zürich Open Air komplett bargeldlos sein.

Für das Paléo, das am Dienstag beginnt, ist es bereits das zweite Jahr mit einer No-Cash-Politik. Allerdings setzen die Paléo-Macher nicht in erster Linie auf ein eigenes Bezahlsystem. Die üblichen bargeldlosen Zahlungsmittel wie Kreditkarte oder Bezahl-Apps werden an den Verpflegungsständen akzeptiert. Für Personen, die nicht elektronisch bezahlen können oder wollen, wird eine wiederaufladbare Karte zur Verfügung gestellt.

System soll sich für Besucher lohnen

«Wir wollten ein System einführen, das so wenig wie möglich einschränkt. Das Ziel ist es, wie in jedem Geschäft bezahlen zu können», sagte Festivalsprecherin Michèle Müller zu Keystone-SDA. Für die Besucher lohne sich das System, weil es die Wartezeiten verkürze. Für die Festivalmacher wiederum bedeute der Verzicht auf Bargeld insbesondere weniger Geldtransporte und somit weniger Risiken.

Das Gurtenfestival führte bereits 2018 ein eigenes, bargeldloses Bezahlsystem ein. (Archivbild)
Foto: ANTHONY ANEX

Den gleichen Weg – mit Ausnahme des Zusatzangebots für Leute ohne elektronische Zahlungsmittel – geht auch das Zürich Open Air, das Ende August stattfinden wird. Es akzeptiert «die meisten gängigen Karten und Bezahl-Apps», wie es auf der Website heisst.

Einen Schritt weiter geht das Open Air Lumnezia, das am Donnerstag startet. Es setzt komplett auf ein eigenes Cashless-System. Gemäss den Ausführungen auf der Website können Besucherinnen und Besucher ein Guthaben auf das Festivalband laden, um sämtliche Ausgaben auf dem Gelände damit zu tätigen. Um sich das Restguthaben rückerstatten zu lassen, ist eine Online-Registrierung nötig. Diese kann aber auch erst nach dem Festival durchgeführt werden.

Spezielles Raiffeisen-Konto nötig

Ein vergleichbares System kam auch am Open Air St. Gallen zum Einsatz, das dieses Jahr vom 29. Juni bis am 2. Juli dauerte. Wer allerdings auf eine Online-Registrierung verzichtete und sich das Restguthaben nicht auf dem Gelände ausbezahlen liess, musste bei der Raiffeisen-Bank ein spezielles Konto für die Rückerstattung von Restguthaben eröffnen.

Eines der ersten – wenn nicht sogar das erste – Open Air der Schweiz, das auf ein Cashless-System setzte, ist das Gurtenfestival bei Bern. Ein erster Versuch 2013 lief zwar nicht wie gewünscht – das System setzte bereits am ersten Tag aus. 2018 führten die Festivalmacher aber definitiv ein Cashless-System ein, wie Festivalsprecherin Lena Fischer sagte.

Seit der letztjährigen Ausgabe ist eine Variante im Einsatz, bei der die Besucherinnen und Besucher online ein Konto erstellen und damit eine Chip-Karte mit Guthaben aufladen können. Restbeträge werden so automatisch wieder rückerstattet. «Das System läuft einwandfrei», sagte Fischer.

Gängige Karten wären praktischer

Gegen die Annahme von Bargeld sprächen logistische Gründe, generell der zusätzliche Aufwand sowie die Sicherheit. Allerdings räumte Fischer ein, dass es für die Besucherinnen und Besucher «gäbiger» (praktischer) wäre, wenn sie auf dem Gurten die üblichen kontaktlosen Zahlungsmittel wie Bezahl-Apps oder Kreditkarten direkt verwenden könnten.

«Leider haben wir in diesem Bereich keinen Partner, der uns garantieren kann, dass sein System unterbruchslos funktioniert», sagte Fischer. Aufgrund der etwas abgeschiedenen Lage auf dem Berg sei dies nämlich komplexer als gewöhnlich. Man werde dieses Ziel aber weiter verfolgen.

Alle Festivals haben sich aber noch nicht vom Bargeld verabschiedet. Auf dem Open Air Gampel, das Mitte August stattfinden wird, können Besucherinnen und Besucher mit sämtlichen gängigen Zahlungsmitteln an den Verpflegungsständen einkaufen.

(SDA)

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