«Drey scheenschte Dääg» sind angebrochen
Nur subtile «Charlie»-Sprüche in Basel

Um vier Uhr in der Früh hat mit dem Morgenstreich die Basler Fasnacht 2015 begonnen. Tausende Menschen standen dichtgedrängt in den Basler Innenstadt und verfolgten das Spektakel. Beliebt dieses Jahr: Selfies. «Charlie Hebdo»-Sujets gabs kaum.
Publiziert: 23.02.2015 um 04:52 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2018 um 01:51 Uhr

Mit dem Vieruhrschlag gingen in der Innenstadt die Strassenlichter aus, und aus den Larven der Tambourmajore heraus ertönte, worauf Fasnachtsenthusiasten ein Jahr lang gewartet hatten: «Morgestraich - vorwärts marsch!» Darauf zogen die Cliquen im langsamen Schritt der Fasnachtsmärsche hinter ihren Fasnachtslaternen durch die Altstadt.

Die Cliquenzüge bahnten sich einen Weg durch die Menge, blieben aber auch immer wieder stecken. Erhellt wurde die Szenerie nur vom Licht der grossen Fasnachtslaternen. Tausende Schaulustige waren mit Bahn, Car, Bus, Tram oder Auto angereist, und folgten dem Schauspiel bei trockenem Wetter und Temperaturen um den Nullpunkt. Drei Tage lang wird die Fasnacht nun die Stadt in Beschlag nehmen.

Viele Social-Media-Sujets

«Mr basse in kai Schublaade» heisst das Motto der Basler Fasnacht 2015 - ein Slogan gegen das Schubladendenken und für die Vielfalt der Fasnacht. Vielfältig sind auch die über 160 Sujets, die die Cliquen in diesem Jahr ausspielen. Genaues zeigen wird sich dazu allerdings erst am Cortège vom Nachmittag.

Die diesjährigen Sujets vieler Cliquen sind digital. Dabei werden die Themen rund um Social Media nicht nur von Jungen Garden, sondern auch von etlichen Stammcliquen ausgespielt.

«Dr Selfie-Waan» nennt etwa die Lälli-Clique ihr Sujet. «iFach waich» heisst bei der Gundeli, deren Laterne ein grosser roter Apfel mit aufgerissenem Rachen und Hai-Gebiss ziert. «Losch di au ver-Äpp-le?», fragen zudem die Glunggi, und «Be your self(i)» meint die Junge Garde der Breo-Clique.

Basler Taube verlinkt zu «Charlie»

Daneben gibts viel Politisches: Putin prangt etwa auf den Laternen von Basler Dybli und BMG, auf Letzterer auf einer Bombe sitzend und mit einer Taube auf der Laternenrückseite. Der Präsident Frankreichs mit Napoleon-Hut lächelt von der Laterne der Optimischte unter den Titel «Sauce Holland(e)aise».

«Fertig luschtig!», heissts bei den Rhygwäggi mit Verweis auf Bedrohungen von Ebola bis zu Terror. Anspielungen auf Islamismus und Ähnliches sind indes auf den Fasnachtslaternen nur zuweilen und oft indirekt zu finden; «je suis Basler Dybli» steht etwa auf der Schmalseite einer Laterne - den Einfall hatten mehrere Cliquen.

«S Paradyys macht d Dyyre zue» meint die Spezi-Clique und zeigt auf ihrer Laterne das Bundeshaus auf einer Insel, umgeben vom Meer mit Ertrinkenden. Eine übergrosse Sardinenbüchse schmückt die Laterne der Schnurebegge: Ihr Thema dürfte die 2014 in Medien kolportierte Idee sein, Sardinien zum 27. Kanton der Schweiz zu machen.

473 Cliquen unterwegs

Der 2014 verstorbene Künstler H.R. Giger wird gleich auf zwei Laternen geehrt, bei den Aagfrässene und beim Barbara-Club. Und buchstäblich herausragend ist die Laterne der Wettstai-Clique: eine Nachempfindung des im Bau stehenden Basler Roche-Turms unter dem Titel «Gigantopolis basiliensis».

Für den Umzug vom Montag- und Mittwochnachmittag sind beim Comité 473 «Fasnachts-Einheiten» angemeldet: Cliquen, Wagen, Guggenmusiken und andere. Ab Montagabend sind auch die Schnitzelbänkler unterwegs und singen in den Lokalen ihre Verse. (SDA)

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