Das fehlt 2021 für wahre Gleichberechtigung!
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50 Jahre Frauenstimmrecht:Das fehlt 2021 für wahre Gleichberechtigung!

Frauen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sagen, was ihnen am wichtigsten ist
Das fehlt 2021 für wahre Gleichberechtigung!

Morgen ist es fünfzig Jahre seit die Stimme der Frau in der Schweiz etwas zählt: Am 7. Februar 1971 stimmten die Männer dafür, dass die weibliche Bevölkerung wählen darf – zumindest auf eidgenössischer Ebene.
Publiziert: 06.02.2021 um 01:19 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2021 um 22:44 Uhr

Seit fünfzig Jahren dürfen die Frauen in der Schweiz an die Urne, ein Tag zum Feiern. Wenn es um Lohn, Chancengleichheit, Karriere und Familienarbeit geht, ist der Graben zwischen Männern und Frauen noch immer gross. BLICK hat bei namhaften Frauen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nachgefragt:

Das muss noch passieren, damit Frauen und Männer wirklich gleichberechtigt sind:

Federica de Cesco (82), Schriftstellerin

Das Problem, auf unserer Welt koexistieren verschiedene Kulturen mit unterschiedlichen Geisteshaltungen. Sie haben noch nicht begriffen, wie unendlich schöner, harmonischer und friedvoller die Welt sein könnte, wenn Frauen und Männer miteinander werken. Zum Glück haben es zahlreiche Männer auf der ganzen Welt eingesehen. Aber sie brauchen noch mehr Zeit.»

Schriftstellerin Federica de Cesco.
Foto: Zvg
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Anna Rossinelli (33), Sängerin

Der erste Gedanke, den ich habe, ist, dass Frauen in den genau gleichen Jobs immer noch weniger verdienen als Männer. Dies einzig durch den Geschlechterunterschied. Diese Ungerechtigkeit darf in der Schweiz nicht weiter passieren.

Hanna Scheuring (55), Leiterin Bernhard Theater

Der wichtigste Schritt, den wir heute – 50 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts – machen müssen, ist zuerst einmal die Tatsache anzuerkennen, dass Männer und Frauen immer noch nicht gleichberechtigt sind. Auch wenn es auf dem Papier so aussieht. Es fehlt an Frauen in Führungsebenen, sowohl in der Wirtschaft, als auch noch immer politisch. Unsere Werte sind noch immer männlich dominiert. Es ist so wichtig, die bestehenden Rollenverhältnisse immer noch und immer wieder zu hinterfragen. Und uns nicht mit Antworten wie «Frauen/Männer sind nun mal so», abzufinden. Es braucht also keinen neuen Geschlechterkampf, aber ein stetiges Einsetzen von Frauen, und von Männern, für eine gleichberechtigte und gleichwertige Welt, ein Wandel in zwischenmenschlicher, beruflicher und politischer Hinsicht.

Meta Hiltebrand (37), Spitzenköchin

Grundsätzlich frage ich mich warum ständig das Geschlecht an vorderster Stelle steht. Es sollte viel mehr die Leistung im Vordergrund stehen und somit wäre das Thema vom Tisch ...

Tamy Glauser (36), Model

Wenn wir als Schweiz schon eine der letzten westlichen Ländern waren, die den Frauen das Wählen erlaubten, könnten wir wenigstens versuchen, in Sachen Gleichberechtigung Vorreiter zu sein. Gleiche Löhne überall für Männer und Frauen wäre das Minimum. Wäre doch cool, mal die Ersten zu sein!

Anja Niederhauser (40), Pfarrerin und Trauercoach

Es braucht staatlich getragene Kinderbetreuungskosten, gleiche und transparente Löhne. Unverheiratete Frauen mit Kindern sollen nach dem Tod oder der Trennung des Partners finanziell abgesichert werden. Respekt und Akzeptanz von Müttern, die hundert Prozent arbeiten. Ein Appell an die Frauen, sich mehr zuzutrauen, noch öfters vorne hinzustehen ohne das Gefühl zu haben, es nicht zu können. Gleichstellung soll nicht Gleichmacherei heissen. Frauen und Männer sind verschieden und das ist auch etwas sehr Interessantes. Wir sollten als Geschlechter, als Gesellschaft und als Paare immer darüber darüber austauschen was es heisst, gleich oder gerecht miteinander zu leben und umzugehen. Kommunikation ist in meinen Augen alles. Und da soll bitte Klartext geredet werden: Was will ich? Was willst du? Wie erziehen wir unsere Kinder? Wie teilen wir das Geld auf? Wer verzichtet worauf und wie lange? Womit gleichen wir das aus? Wer will was im Leben?

Gabriela Amgarten (59), Unternehmerin und Ex-SRF-Unterhaltungschefin

Wir brauchen Lohngleichheit. Einzelbesteuerung, alternative Obhut bei Trennung von Paaren, wir brauchen Vorbilder, Frauen, die nicht perfektionistisch ticken und Verantwortung übernehmen. Männer, die Türme bauen und Windel wechseln. Wir brauchen einen obligatorischen sozialen Einsatz für alle. Elternschaftsurlaub, eine gendergerechte Sprache, es braucht Vorbilder, die auch mal scheitern dürfen. Und so weiter. Vor allem braucht es jeden von uns, ob Mann oder Frau. Stark sind wir zusammen. Auf Augenhöhe.

Anna Rosenwasser (31), Co-Geschäftsleiterin der Lesbenorganisation Schweiz (LOS)

Damit Frauen und Männer wirklich gleichberechtigt sind, müssen wir lernen, dass es keinen falschen Weg gibt, eine Frau beziehungsweise ein Mann zu sein. Weiblichkeit und Männlichkeit sind vielfältig – und dazwischen und ausserhalb gibt es ebenfalls Identitäten. Diese Vielfalt ist nichts Bedrohliches, sondern etwas Schönes. Lassen wir jede Person ihr Geschlecht so leben, wie sie sich wohlfühlt. Dann haben wir Gleichberechtigung.

Alexandra Prusa (63), Schauspielerin und Sängerin

Wenn zum Beispiel für drei Tage das ganze öffentliche Leben zusammenbricht. Weil Frauen wie die Isländerinnen vor rund 45 Jahren beschlossen zu streiken und sich von Montag bis Mittwochabend sinnlos betranken. Also, man konnte sie nichts mehr fragen, man konnte sie für nichts mehr gebrauchen. Und die Männer waren absolut hilflos, weil drei Tage ohne Frauen, ist doch ein bisschen schwierig zu bewältigen. Vielleicht ist das eine Möglichkeit?

Emel (45), Musikerin

Als erstes möchte ich mich bei allen Frauen, die für Veränderung gekämpft und sie ermöglicht haben und es noch immer tun, bedanken – aber auch bei den Männern, die gegen Konvention und konservativen Widerstand mitgeholfen haben. Wir, Frauen und Männer, sind uns ähnlicher, als wir uns seit Jahrtausenden machen. Deshalb gibt es noch immer viel zu tun, um Differenzen in unseren Köpfen abzubauen und eine harmonischere Welt zu kreieren. Als Musikerin wünsche ich mir mehr Repräsentation. Musik ist der prägendste, hörbarste Ausdruck menschlicher Gefühle und der Sicht auf die Welt. Der Output von uns Frauen ist noch immer nicht laut genug. Darum: Spielt und hört uns, in all unserer Vielfalt! Danke!

Isabella Schmid (50), Schauspielerin

Ich finde diese Frage wirklich sehr sehr ermüdend. Natürlich bin ich dafür, dass niemand nur aufgrund des Geschlechts benachteiligt werden darf, ich bin für Augenhöhe und Respekt im Umgang miteinander. Aber ich habe als Frau in meinem Leben viele Vorteile gezogen, die manche Männer nicht hatten – weil sie Männer sind. Ich wünsche mir bei dieser Diskussion die Akzeptanz und Einsicht, dass Männer und Frauen in vielen Dingen auch unterschiedlich sind und immer sein werden, und ich finde das gut so.

Romana Kalkuhl (30), Gründerin der Frauen-Metal-Band Burning Witches

Wie das früher war, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Aber nach wie vor ist Respekt ein hohes Gut und wird leider immer noch öfter mal vermisst. Jeder sollte ernst genommen werden und die gleiche Chance im Leben haben, sich zu beweisen! Da gibt es auch 2021 noch Luft nach oben. Die Gesetze und Vorgaben in den Branchen, in welchen Frauen nach wie vor benachteiligt sind, müssen angepasst werden.

Sandra Studer (51), Moderatorin

Die Gleichberechtigung ist eine Win-win-Situation. Erst wenn wir das alle begriffen haben, wird sie auch wirklich funktionieren. Frauen nehmen den Männern nichts weg, sondern übernehmen ihren Teil Verantwortung in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Die Männer im Gegenzug gewinnen ein Gut, das ihnen jahrhundertelang durch Stereotype nicht vergönnt war: echte Väter zu sein und ihre Kinder beim Aufwachsen zu begleiten. Wenn ich die jüngere Generation sehe, bin ich zuversichtlich, dass hier in den nächsten 50 Jahren noch viel passieren wird.

Marianne Cathomen (54), Sängerin

Es braucht ganz klar mehr Toleranz und Akzeptanz von der ganzen Gesellschaft, egal ob Mann oder Frau, für unabhängige, nicht unbedingt «traditionelle» Karrierewege der Frauen.

Evelyne Binsack (53), Bergführerin

Das Recht als Frau, eine Stimme bekommen zu haben, ist das eine. Ein riesengrosses Dankeschön an die Vorreiterinnen, die uns das Recht erkämpft haben. Das andere ist, dass es noch 15 lange Jahre länger gedauert hat, dass Frauen zu der Berufsausbildung zum Bergführer zugelassen wurden. Es gab Männer, die sagten, sobald dies soweit ist, legen wir unser Berufspatent nieder. Mir war das egal. Wichtig war für mich nur, dass ich die Prüfung schaffe, bei der sechzig Prozent meiner männlichen Kollegen durchgefallen sind und ich seither den Beruf ausüben. Was braucht das Frauenrecht noch mehr? Es braucht echte Männer und echte Frauen. Was sind echte Frauen? Frauen, die Rechte haben.

Silvia Affolter (56), Unternehmerin

Wir Frauen sollten untereinander solidarischer sein. Wir müssen uns kompromisslos dafür einsetzen, jegliche Diskriminierung, sei es beruflich oder im Privaten, anzuprangern und aktiv mithelfen, diese zu beheben. Zentral scheinen mir ebenfalls bezahlbare Kinderbetreuungskosten auch für den Mittelstand. Es kann nicht angehen, dass Arbeiten quasi zum «Hobby» wird, da ein Grossteil des Lohnes für Kinderbetreuung draufgeht. Wir verlieren so gut ausgebildete Frauen und unsere finanzielle Unabhängigkeit. Wir müssen unsere Netzwerke effizienter einsetzen, wie dies Männer schon seit jeher tun. Gleichberechtigung ist aber auch die Verpflichtung, Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig Frau zu bleiben. Keine Frau möchte nur Quotenfrau sein.

Denise Biellmann (58), Eiskunstlauf-Weltmeisterin 1981

Es muss noch einiges passieren, wie dass eine Frau für die gleiche Arbeit wie ein Mann, gleich entlohnt wird. Das ist ja meistens noch nicht der Fall. Was ist der Grund, dass das immer noch nicht so ist? Im Eiskunstlaufen ist das glücklicherweise nicht der Fall, man wird nach Titeln und nach dem Marktwert entlohnt, egal ob Mann oder Frau. Hätte ich aber einen anderen Beruf, hätte ich mich richtig geärgert, dass man diesbezüglich nicht gleichgestellt ist. Ich finde es wichtig, dass man hinsteht und auf dieses Thema hinweist, macht man es nicht, wird es noch lange so bleiben.

Shirley Amberg (41), Weinexpertin

Ich finde, dass wir in der Schweiz schon sehr weit sind mit der Gleichberechtigung; besonders im Vergleich mit einigen anderen Ländern. Es dürfte aber noch einige Verbesserungen geben. So finde ich, dass Frauen in den Militärdienst sollten. Der männlich eher aggressive Führungsstil, könnte vom weiblich besonnenen und doch starken profitieren. Meiner Tochter und meinem Sohn, möchte ich folgendes Zitat von Sheryl Sandberg mit auf den Weg geben: «Es ist hart, sich eine Führerpersönlichkeit vorzustellen, wenn diese ständig fragt, was sie tun soll.

Annina Frey (40), DJane und Ex-SRF-Moderatorin

Es gibt noch viel zu tun! Zum Beispiel müssen Frauen endlich für die gleiche Leistung den gleichen Lohn bekommen. Zudem haben Frauen mit Kindern oft nicht die gleichen Arbeitsmöglichkeiten. Viele arbeiten Teilzeit, was sich nicht nur auf den Lohn, sondern – besonders bei unverheirateten Müttern –, auch auf ihre Altersvorsorge auswirkt. Die externe Kinderbetreuung ist teuer, was die klassische Rollenaufteilung, die bei uns in der Schweiz leider immer noch sehr verankert ist, zusätzlich begünstigt. Unbezahlte Care-Arbeit ist grösstenteils Sache der Frau und Anreize dies zu ändern gibt es kaum.

Nicole Berchtold (42), SRF-Moderatorin

Für mich ist die Bildung der Schlüssel zur Gleichberechtigung. Die nächste Generation sollte im Unterricht dringend über Frauenfragen und den Kampf der Gleichberechtigung aufgeklärt werden. Nur so interessiert sie sich für dieses Thema und versteht, warum es auf wirtschaftlicher, politischer und sozialer Ebene wichtig ist, dass Frauen und Männer gleichwertig sind.

Katharina Locher (34), SRF-Moderatorin

Für echte Gleichberechtigung braucht es uns alle: Grosseltern, die ihre Enkelinnen nicht als zu wild taxieren und ihre Enkel als zu sanft. Kitabetreuer, die den Buben das Bäbi zum Spielen geben und den Mädchen den Bagger. Väter, die bei der Kinderbetreuung genau so viel übernehmen wie die Mütter. Und Mütter, die die Väter auch machen lassen. Vorgesetzte, die Männern das Teilzeitarbeiten genauso ermöglichen wie Frauen und beide – trotz Teilzeit – gleichermassen die Karriereleiter hochklettern lassen. Ganz zu schweigen vom gleichen Lohn für gleiche Arbeit … Es gibt noch viel zu tun!

Angélique Beldner (45), SRF-Moderatorin

Es braucht noch bessere Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und auch wenn man sich in der Schweiz wohl einig ist, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sein sollen, müssen wir noch mehr tun, als die Gleichberechtigung zu fordern: Wir Frauen und Männer müssen bereit sein, sie auch konsequent zu leben – mit allen Diskussionen und Herausforderungen, die es mit sich bringt.

Beatrice Egli (32), Schlagersängerin

Ich finde es stark und bemerkenswert, was die Frauen vieler Generationen schon erreicht haben. Es ist toll, dass die neuen Generationen sehr selbstbewusst diesen Weg der unabhängigen Frauen mit Leidenschaft und grosser Selbstverständlichkeit gehen. So wird bei diesem Thema auch weiterhin eine Entwicklung stattfinden. Bei allem ist der Gedanke das Erste, und der ist in der Gesellschaft präsent. Nun sind es Taten und Umsetzung, die ein Leben in Gleichberechtigung möglich machen. Das Wichtigste ist, bewusst so zu leben, dass Gleichberechtigung überall eine Selbstverständlichkeit ist.

Gabriela Acquaviva Gisler (23), Gewinnerin «Switzerland's Next Topmodel»

Leider denke ich, dass eine völlige Gleichstellung auf globaler Ebene illusorisch ist. Es wird immer die eine Gruppe geben, welche uns Frauen nicht auf die gleiche Ebene wie Männer stellt. Eine Sache, die in unseren Augen so banal und einfach wäre, doch auf die ganze Menschheit unrealistisch wirkt. Wir Frauen sollten trotz allem zusammen halten und beweisen, wie stark und unabhängig wir sind. Wie gleich wir alle sind. Was macht uns anders als die männlichen Wesen? Das Geschlecht. Nur eine Hülle.

Eva Nidecker (40), Unternehmerin und Moderatorin

Ich denke, es ist wichtig, dass wir weiterhin ein Umfeld schaffen, welches einen offenen Diskurs zum Thema erlaubt. Denn das Umdenken passiert in den Köpfen, und sowohl die Politik als auch die Wirtschaft werden die Rahmenbedingungen erst dann schaffen, wenn der Druck der Bevölkerung da ist.

Susy Utzinger (50), Tierschützerin

Wir sind dann gleichberechtigt, wenn wir nicht mehr lobend erwähnen müssen, dass die eine oder andere Leistung von einer Frau erbracht wurde – wenn es einfach normal wird, dass Frauen ebenso wertvolle Resultate liefern können wie Männer (und dafür natürlich die gleiche Entschädigung verdienen). Und wenn wir einsehen, dass «gleichberechtigt» nicht gleichgesetzt ist mit «gleich sein». Männer und Frauen sind unterschiedlich – und das ist auch gut so.

Kiki Maeder (40), Schauspielerin

Wir müssen weiterhin daran arbeiten, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Arbeitnehmende nicht vor die Wahl zwischen Karriere und Familie stellen. Davon würden nicht nur Mütter und Väter profitieren, sondern die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft.

Christina Surer (46), Rennfahrerin und Moderatorin

Für mich ist das Frauenrecht kein Thema, sondern eine Selbstverständlichkeit. Ich habe es aber selber nicht erlebt und kann mir gar nicht vorstellen, wie es früher war. Frauen müssen sich vielerorts immer noch mehr beweisen, um die gleiche Anerkennung zu erhalten. Trotzdem gibt es immer mehr Frauen in verantwortungsvollen Positionen und Ämtern und dies mit der Unterstützung ihrer Männer! Seit vielen Jahren bin ich als Rennfahrerin, Moderatorin, Botschafterin und Fahrinstruktorin im Motorsport tätig. Sehr oft wurde ich von Männern als Frau in dieser Männderdomäne unterstützt! Das ist nicht selbstverständlich. Jeder und jede sollte bei sich zu Hause schauen, ob es da zeitgemäss zugeht, auch was kochen, putzen und waschen anbelangt. Wir sollten zurückschauen um zu lernen und uns darüber freuen, wie es jetzt ist. So können wir uns weiterentwickeln.

Monika Kaelin (66), Präsidentin Show Szene Schweiz/PrixWalo

Gleichberechtigung von Frau und Mann in der Schweiz, sie für wie wie folgt aus: Vom Bund beauftragte sofortige Lohngleichheit in allen Berufen, bezahlte Kinderbetreuung für Mütter oder Väter oder Gratis-Kittas für alle Schweizer/innen. Führungspositionen in Unternehmen mit einer 50:50-Quote, dies würde auch für Verwaltungsratsmandate und politische Ämter bedeuten. Das wäre für mich Schweizer Gleichberechtigung.

Nadine Strittmatter (36), Model

Natürlich haben wir vor allem hier im Westen einige Fortschritte gemacht in den letzten 50 Jahren, aber wir sind noch lange nicht am Ziel! Frauen sollten sich selber und die Kompetenzen, die sie sich erarbeitet haben, ernster nehmen. Männer sehen Möglichkeiten oft als Geburtsrecht, da Frauen aber eine andere Geschichte hinter sich haben, sollten sie mit umso mehr Selbstvertrauen auftreten. Auf jeden Fall sollten wir aber gleich viel verdienen wie Männer. Wenn nicht sogar mehr, wenn man bedenkt, dass das Leben einer Frau in der Regel teurer ist. Die Organisation von Verhütung, die Beschaffung von monatlichen Hygieneprodukten und je nach Frau auch Kosmetik- und Kleiderkosten.

Francine Jordi (43), Sängerin

Frauenstimmrecht, Gleichberechtigung das sind einige der Werte auf dem Weg zu einem gelebten, demokratischen, freiheitlichen Miteinander. Keine Stimme darf ausgeschlossen sein. Dies schliesst auch die Toleranz gegenüber Andersdenkenden ein.

Börni Höhn (34), Sängerin

Die 50-Jahr-Feier ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits finde ich es wichtig, dass wir der Aktivistinnen des Schweizer Frauenstimmrechts gedenken. Sie sollen uns jüngere Generation von Frauen daran erinnern, dass es nicht selbstverständlich ist, wählen zu dürfen und politische Entscheidungen mit beeinflussen zu können. Auch in einem Land wie der Schweiz mit ihrer Tradition der direkten Demokratie musste dieses Recht, so widersprüchlich es ist, hart erkämpft werden. Andererseits stehe ich dem Jubiläum auch kritisch gegenüber, weil es uns sagt: Das Frauenstimmrecht ist noch immer nicht selbstverständlich. Solange wir es feiern, ist der sozialpolitische Prozess der Einbeziehung nicht abgeschlossen. Die 50-Jahr-Feier vermittelt uns deshalb auch ein Bild von Politik, oft verbunden mit der maskulinistischen Überzeugung, dass die Frau ausserhalb des politischen Systems steht.

Das fehlt 2021 für wahre Gleichberechtigung!
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50 Jahre Frauenstimmrecht:Das fehlt 2021 für wahre Gleichberechtigung!

Beatrice Tschanz (76), Kommunikationsexpertin

Es muss noch viel passieren! Es soll nicht 50 Jahre dauern, bis die Gleichberechtigung selbstverständlich ist und dafür braucht es den Willen der Politik, der Wirtschaft, der Gesellschaft und jedes Einzelnen. Denn wirkliche Gleichberechtigung beginnt in der eigenen Familie mit Respekt, Wertschätzung und Arbeitsteilung jederzeit auf Augenhöhe. Es sind neben den grossen Forderungen vor allem die kleinen Schritte, die letztendlich zum Ziel führen.

Carolina Müller-Möhl (52), Unternehmerin

Wir brauchen eine Individualbesteuerung, damit sich für viele verheiratete Frauen eine Berufstätigkeit finanziell lohnt. Das kommt auch den Frauen zugute. Frauen, die ihr eigenes Geld erwirtschaften, sind finanziell unabhängiger und haben eine gute Altersvorsorge.

Monika Ribar (61), Präsidentin SBB

Gleichstellung geht uns alle an, von mehr Gleichberechtigung profitieren Frauen, Männer, die Gesellschaft als Ganzes. Trotz des Erreichtens gibt es noch einiges zu tun. Wir dürfen Chancengleichheit aber nicht nur einfordern, sondern müssen sie auch leben, im Privaten wie im Beruflichen: von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie für beide Elternteile, über die Lohngleichheit bis zur Sprache. Dafür setze ich mich tagtäglich auch innerhalb der SBB ein. Viele Weichen sind gestellt, wir sind aber noch nicht am Ziel und die Reise geht weiter.

Anna Hug, CO Chefin Guetsli Hug (47)

Wir Frauen müssen unser Selbstvertrauen stärken. Wir Frauen müssen hartnäckig bleiben und uns für unsere Interessen einsetzen. Dabei können wir Frauen uns noch weiter unterstützen, zum Beispiel durch Fördern von Frauen in der Berufswelt.

Magdalena Martullo-Blocher (51), Vizepräsidentin EMS-Chemie

Geichberechtigung: Wenn Frauen und Männer in der Familie und in Beruf keinen Rollen-Druck von Aussen spüren.

Philomena Schwab (31), Game-Designerin

In Zukunft sollte sie Berufswahl frei von veralteten gesellschaftlichen Normen sein, sodass Kinder nicht mehr darüber nachdenken müssen, ob ein Beruf ihrem Geschlecht entspricht.

Stephanie Stutz, Game Artist (32)

Ich fände es wichtig, dass Medien und Spielzeug für Kinder genderneutraler werden, Eltern ihre Kinder unabhängig vom Geschlecht gleich behandeln und sie so dabei unterstützen, ihre Interessen frei zu wählen und zu vertiefen.

Ursula Nold (52), Präsidentin der Verwaltung des Migros-Genossenschafts-Bundes

50 Jahre Frauenstimmrecht sollten uns Ansporn sein, um weitere politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen für eine Gleichberechtigung aller Menschen anzustossen. Persönlich bin ich überzeugt, dass die Gleichstellung von Frau und Mann in der Arbeitswelt mit einer ausgewogenen Vertretung in den Führungspositionen beginnt. Die Migros-Gruppe nimmt ihre Verantwortung wahr: Immer mehr Mitarbeiterinnen leiten Filialen, Direktionen und Tochtergesellschaften. Unternehmen, die auf Vielfalt setzen und ihre Mitarbeitenden gleichbehandeln, sind langfristig leistungsstärker und innovativer.

Monika Rühl (58), Direktorin Economiesuisse

Trotz deutlicher Fortschritte sind Frauen in der Wirtschaft immer noch zu wenig präsent. Um die Arbeitsmarktpartizipation und die Karriereaussichten der Frauen weiter zu stärken, braucht es flexiblere Arbeitgeber, generell bessere Anreize und ein Umdenken in der Gesellschaft.

Sabine Keller-Busse (55), Chefin UBS Schweiz

Gender Diversität ist ein Marathon, kein Sprint. Ganz am Anfang des Ausbildungs- und Berufslebens aufzuzeigen, welche Möglichkeiten es gibt und familienfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Das sind enorm wichtige Themen. Schlussendlich geht es um Inklusion. Eine Kultur, in welcher jeder und jede sein oder ihr volles Potenzial ausschöpfen kann – und dafür setze ich mich ein.

Prisca Birrer Heimo, Präsidentin Schweizer Konsumentenstiftung (61)

«Es braucht mehr Frauen an den Schalthebeln der Macht in Wirtschaft, Wissenschaft, Justiz und Politik, damit Professorinnen, Direktorinnen, Präsidentinnen, Richterinnen und vier Frauen im Bundesrat eine Selbstverständlichkeit sind! Dazu müssen Rahmenbedingungen wie Bewerbungsprozedere, Laufbahnplanungen und Mittelzuteilung hinsichtlich Gleichstellung überdacht werden: Frauen sollen dieselben Voraussetzungen und Chancen haben wie ihre Kollegen.»

Philomena Colatrella (52), Chefin CSS Gruppe

«Es braucht eine Unternehmenskultur, die darauf ausgerichtet ist, ambitionierten und interessierten Frauen eine echte Stimme zu geben. Das setzt voraus, dass man diese Frauen früh und über alle Führungsebenen hinweg im Unternehmen identifiziert und wahrnimmt – damit sie ganz oben gehört werden. Auf dem Weg zur Gleichberechtigung braucht es eine Kultur der Offenheit: fürs Anderssein, die Überzeugung, dass Frauen mit ihrer Weiblichkeit, Denkweise und Kreativität Unternehmen positiv beeinflussen können sowie ein konsequentes Einstehen für neue Arbeitsmodelle.»

Suzanne Thoma (59), CEO BKW-Gruppe

«Ebenso selbstverständlich wie das Frauenstimmrecht sollte heute sein, dass sich das berufliche Engagement auch für verheiratete Frauen finanziell lohnt. Doch das heutige System mit der gemeinsamen Besteuerung von Ehepaaren führt dazu, dass viele gut qualifizierte Frauen keine finanziellen Anreize haben, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen und nur in Kleinstpensen erwerbstätig sind. Es ist höchste Zeit, dass wir die Individualbesteuerung einführen und diese Ungerechtigkeit beseitigen. Das ist gut für die Schweiz, die diese inländischen Fachkräfte dringend braucht.»

Marianne Janik (55), CEO von Microsoft Schweiz:

«Wir haben in der Schweiz schon einiges erreicht. Trotzdem muss sich in vielen Unternehmen die Denkweise hin zu einer Kultur von Diversität und Inklusion ändern. Wenn wir diese Vielfalt täglich leben, bewegen wir uns einen Schritt weiter in Richtung Gleichberechtigung – und das nicht nur beim Geschlecht. Nur so sind wir als Unternehmen erfolgreich.»

Vicky Mantegazza (55), Präsidentin des HC Lugano

«Als Präsidentin in einer Männerwelt ist es für mich eine Ehre zu zeigen, dass nicht das Geschlecht darüber entscheidet, wer man sein kann oder wie viel man wert ist. Sondern nur, was man in sich hat und mit welcher Überzeugung man dies nach aussen trägt. Wir müssen realisieren, dass unsere Unterschiede uns einzigartig machen, und nicht verschieden oder weniger geeignet. Eine Frau soll Ambitionen für prestigeträchtige Positionen haben, ein Mann handkehrum darf sich nicht unterdrückt fühlen wegen der Wahrnehmung des «männlichen Erfolgs». Jeder soll sich selbst sein dürfen, ohne von der Gesellschaft etikettiert zu werden.»

Belinda Bencic (23), Tennisspielerin

«Ja, da gibt es auf jeden Fall noch Steigerungspotenzial. Es muss in allen Ländern Gleichberechtigung für Frauen herrschen – egal welcher Religion die Menschen dort angehören. Es darf nicht in den einen Ländern mehr sein und in anderen gar nicht.»

Jolanda Neff (28), Radsportlerin

«Es braucht immer noch ein grosses Umdenken. Ich wünsche mir eine Tour de France – für Frauen! Und zwar drei Wochen lang, keine Mini-Ausgabe.»

Patrizia Kummer (33), Snowboarderin

«Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Respekt gegenüber einer erledigten Arbeit oder eines erbrachten Erfolges einer Frau nicht gleich hoch ist, wie wenn dies ein Mann erreicht hätte. Dieser Respekt müssen sich Frauen aber auch gegenüber sich selber entgegenbringen. Sie können stolz auf ihre Leistungen sein! Daher wünsche ich mir, dass sich Frauen öfters mal hinstellen und zeigen, wie stark und begabt wir alle sind!»

Marlen Reusser (29), Radsportlerin

«Der Prozess der Gleichstellung wird noch an Fahrt aufnehmen. Es braucht dafür Reize, welche die gefestigten Normen unserer Denkweise sprengen. Also ähnlich wie bei uns im Sport. Und irgendeinmal wird wahrhafte Gleichberechtigung bei uns allen angekommen sein und viel später können wir hoffentlich über das Thema nur noch lächeln.»

Sina Frei (23), Radsportlerin

«In vielen Sportarten bekommen Männer hohe Erfolgsprämien und Verträge mit horrenden Gagen. Bei den Frauen gibt es das nur selten – oft nicht mal vergleichbare Wettkämpfe. Es wäre schön, wenn da mehr für die Frauen gemacht würde. Beim Thema Gleichberechtigung muss ein Umdenken stattfinden – bei absolut allen.»

Mattea Meyer (33), SP-Co-Präsidentin

«Wir haben Gleichstellung und eine bessere Gesellschaft, wenn Frauen den Respekt erhalten, der ihnen zusteht. Das heisst: Wenn Frauen nicht mehr fürs nette Lächeln gelobt werden, sondern für ihre Taten. Wenn Frauen nicht mehr im Rentenalter bitter dafür zahlen müssen, zu viel unbezahlte und zu wenig bezahlte Arbeit geleistet zu haben. Und wenn wir nie mehr das Wort «Beziehungsdrama» in einer Zeitung lesen müssen, wenn es Mord ist.»

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