Geständnisse einer Primaballerina
«Uns wurde gesagt, wir sollen keinen Sex haben»

Louisa Paterson ist Profi-Balletttänzerin und tanzte zwei Jahre lang im renommierten Berliner Friedrichstadt-Palast. Für ihre Karriere liess sie sich einreden, essen sei schlecht. Und sogar Sex liess sie sich verbieten.
Publiziert: 03.09.2018 um 09:09 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2018 um 23:06 Uhr
Louisa Paterson ist heute eine glückliche, sportliche Frau. Doch die Profiballerina musste während ihrer Ausbildung viel durchmachen.
Foto: Instagram
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Die australische Balletttänzerin Louisa Paterson (24) hat eine Pause vom Profitanzen eingelegt. Eine Pause, die ihr vor allem hilft, sich selbst zu finden. Denn die Zustände, der Konkurrenzkampf und der Druck, die in Ballettschulen herrschen, sind toxisch. Selbst auf zwischenmenschliche Beziehungen sollten die Tänzerinnen möglichst komplett verzichten.

Kein Sex, keine Pille – die mache fett

«Uns wurde gesagt, wir sollten keinen Sex haben. Die Pille war ja tabu, damit man nicht ‹fett› wird. Und ohne Pille wäre das Risiko zu gross, schwanger zu werden. Das hätte wiederum das sichere Karriereende bedeutet, wie sie uns immer wieder eingetrichtert haben», erklärt Louisa die Anti-Sex-Devise ihrer Ballettschule gegenüber «Fitbook». 

Verschiedene Verbote wurden von den jungen Tänzerinnen und Tänzern scheinbar kaum hinterfragt. Sex ist auch nicht das Einzige, auf das eine Ballerina zu verzichten habe. Auch Sportarten, die eine Gefahr bergen könnten, stehen auf der Liste. So sei Skifahren, aber auch Skateboarden tabu. Das Tanzen sollte über allem stehen.

«Wir haben gedacht, dass wir gar nichts essen dürfen»

Die Primaballerinas verlernen das gesunde Verhältnis zum Essen völlig, findet zumindest Louisa. Essen sei in ihrer Ballettschule gar verpönt gewesen. «Wenn sie uns ‹zu viel› oder Kohlenhydrate essen sahen, schauten sie uns missbilligend an, und dann hiess es immer: ‹Esst das nicht.› Nur haben sie uns nie gesagt, was wir essen sollen. Letzten Endes haben wir dann gedacht, dass wir gar nichts essen dürfen», erklärt die 24-Jährige. So erreiche man, dass die Tänzerinnen in Sachen Ernährungsfragen vollkommen verunsichert und alleingelassen seien.

Immer wieder seien Mädchen während des Trainings umgekippt, weil sie nichts oder zu wenig gegessen hatten. Louisa Paterson schaffte es jedoch trotz des verzerrten Bildes zu verstehen, wie gesunde Ernährung und Fitness funktionieren. Sie hat den Schritt zur gesunden Ernährung geschafft und lehrt heute sogar in ihrem eigenen Trainingsprogramm («Train like a Ballerina»), wie man Krafttraining mit Ballettübungen kombinieren kann.

Eigentlich liebt Louisa Fast Food und Schokolade

Laut Louisa müsste keine Ballerina hungern. Es müsse jungen Tänzerinnen von Beginn ihrer Karriere an beigebracht werden, was gesunde Ernährung ist. Wenn dies umgesetzt würde, sind laut der Australierin selbst sogenannte Cheat Days völlig okay.

Sie selbst setzt diese Praxis auch um und verrät: «Ich liebe Fried Chicken und Schokolade über alles – auch wenn mir das niemand glauben will! Wenn ich mal wieder gesündigt habe, esse ich am nächsten Tag einfach etwas Gesundes.» Eine gesunde Lebenseinstellung, die sich schleunigst auch in den Ballettschulen herumsprechen sollte. (euc)

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