Hazy Osterwalds Witwe lüftet letztes Geheimnis
«Er ruht in seinem geliebten Vierwaldstättersee»

Der grosse Entertainer und Jazzer Hazy Osterwald würde in diesen Tagen seinen 100. Geburtstag feiern. Jetzt verrät seine Frau, wo seine Urne beigesetzt worden ist.
Publiziert: 13.02.2022 um 00:27 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2022 um 10:11 Uhr
Peter Padrutt

Einen Entertainer seines Formats sucht man heute vergeblich: Hazy Osterwald, der am 18. Februar 100 geworden wäre, lebt in unseren Ohren bis heute weiter. Er machte den Jazz frech und witzig. Eigentlich hiess er nicht Hazy, sondern Rolf Erich. Sein Vater war Fussballnationalspieler. Weltberühmt machte ihn sein «Kriminal-Tango» – eine Parodie auf das Rotlicht- und Gaunermilieu, die sich mehr als eine Million Mal verkaufte. Doch der gebürtige Berner war auch ein charismatischer Lebemann und der vielleicht erste Schweizer Popstar. Er besass eine 60-Zimmer-Villa am Zürichsee, später residierte er 23 Jahre lang im Grand Hotel National in Luzern, bevor er in eine grosse Wohnung zog.

Vor zehn Jahren, nur acht Tage nach seinem 90. Geburtstag, starb die Musiklegende zu Hause in Luzern in den Armen seiner dritten Ehefrau Eleonore (77), nach einer zehn Jahre tapfer ertragenen Parkinson-Erkrankung. In der Todesnacht hielt sie seine Hand und benetzte seine Lippen mit Zitronenwasser. «Am Morgen konnte er dann nicht mehr sprechen und ist sanft und friedlich hinübergeglitten.»

Zeremonie auf dem See

Wie SonntagsBlick jetzt erfuhr, ist seine Urne später im Vierwaldstättersee beigesetzt worden. Mit dabei bei der kleinen Zeremonie war damals auch Zirkus- und Artistenpfarrer Ernst Heller (74). Er sagt heute noch: «Hazy war ein Botschafter der Freude und hat viel Licht in die Herzen der Menschen gebracht.» Eleonore Schmid, früher eine viel gerühmte Schauspielerin, erinnert sich an ein Gespräch mit Hazy vor dessen Tod. «Ich habe ihm gesagt, du hast den See doch immer so sehr gemocht – sollen wir das für dich tun?» Und er habe mit dem Kopf genickt. Auf dem See, der von vier Kantonen umschlossen wird, habe er oft grosse Partys gegeben. «Jetzt ruht er in seinem geliebten Vierwaldstättersee – dort, wo der See ein Kreuz bildet.»

Hazy Osterwald und seine dritte Ehefrau Eleonore lebten bis zuletzt gemeinsam in Luzern.
Foto: HGMPRESS
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Imperium brach zusammen

Die Schauspielerin, die heute in einer kleinen Wohnung beim Bahnhof Luzern lebt, macht eine Pause. «Hazy war ein enorm grosszügiger Mann, er hat mich richtiggehend verwöhnt.» Das war ihm auf seinem Lebensweg manchmal aber auch hinderlich. Eleonore war in Osterwalds Leben getreten, als er schon grosse finanzielle Probleme hatte. Sein Imperium mit den neun Hazyland-Dancings, einer Agentur und einem eigenen Plattenlabel war zusammengebrochen. Die erste Ehefrau hatte sich das Leben genommen, und die zweite Ehe mit der Sängerin Ema Damia (1941–2016) war kaputt. Diese Scheidung kam ihn teuer zu stehen. «Ich wollte ihn nicht wegen des Geldes – das hatte er ja damals nicht. Ich war fasziniert von seiner Musik», erinnert sich Eleonore Schmid. Eines Tages sass er an einer Aufführung von ihr im Wiener Theater in der Josefstadt. «Plötzlich sah ich, wie sich ein gut aussehender Mann in der Loge über die Balkonbrüstung zu mir hinunterbeugte. Es war Hazy! Ich hab fast meinen Text vergessen.»

Grosser Jazzmusiker

Während seiner schlimmen Zeit habe Hazy nachts Albträume gehabt. «Es ging ihm richtig schlecht. Doch ich überzeugte ihn davon, wieder aufzutreten, und er feierte dann nochmals grosse Erfolge als Jazzmusiker in ganz Europa.» 1985 heirateten Eleonore und Hazy in Balerna TI, mit viel Prominenz. Udo Jürgens (1934–2014), Kurt Felix (1941–2012) und dessen Frau Paola (71) waren auch geladen.

«Hazy war viel mehr als nur der Kriminal-Tango», sagt Bandleader Pepe Lienhard (75). Vor allem als Jazzmusiker sei er oft unterschätzt worden. «Aber er war einer der erfolgreichsten Showmen Europas.» Mit 14 habe Hazy ihm einen grossen Stapel Noten geschenkt. Daraus ist eine Freundschaft gewachsen.

Dem breiten Publikum bleibt Hazy Osterwald als der Mann in Erinnerung, der den wirtschaftlichen Aufstieg nach dem Krieg mit beschwingt-ironischen Songs auf die Schippe nahm. «Gehn Sie mit der Konjunktur» alberte sein Sextett 1960 – und alle schwangen zum feurigen Cha-Cha-Cha das Tanzbein. Dreimal amtete er als offizielle Kapelle bei den Olympischen Spielen. Sein Bühnenwitz bleibt unübertroffen, sein Sinn für ironische Aktualität ebenso. Doch für seine Witwe Eleonore ist etwas anderes wichtiger. «Er konnte es mit allen – mit den einfachen Arbeitern und den Millionären. Hazy war ein Menschenfreund. Er wird für ewig in meinem Herzen verankert sein.»



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