In pandemischen Zeiten gewährt der Netflix-Renner eine wohlige Flucht in die Vergangenheit
«Bridgerton» fesselt mit Klatsch, Kitsch und Tratsch

Die historische Netflix-Serie «Bridgerton» bricht alle Rekorde. Das Kostümfilmspektakel begeistert weltweit über 80 Millionen Zuschauer mit Klatsch, Kitsch und romantischer Erotik.
Publiziert: 01.02.2021 um 00:23 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2021 um 20:14 Uhr
Katja Richard

Das furiose Kostümdrama «Bridgerton» hat es mit prickelnder Stimmung, zeiltosen Themen und menschlichen Abgründen zur erfolgreichsten Serie des Streamingdienstes Netflix gebracht. Seit der Ausstrahlung an Weihnachten haben bis jetzt 82 Millionen Menschen weltweit die Romanze zwischen der Debütantin Daphne und dem Herzog von Hastings verfolgt.

Kulisse für das bonbonfarbene Spektakel ist die Londoner High Society im Jahre 1813, der Regency-Epoche. Lady Violet Bridgerton (Ruth Gemmel, 54) will ihre Kinder unter die Haube bringen, allen voran Tochter Daphne (Phoebe Dynevor, 25), die mit dem attraktiven, aber heiratsunwilligen Herzog Simon Basset (Regé-Jean Page, 31) anbandelt. Erzählt wird die ganze Geschichte von der rätselhaften Lady Whistledown, die mit ihrem Rundschreiben den Klatsch und Tratsch in der Society anheizt.

Moderne Erotik unter Rüschen

Mit unverblümten Szenen wird schon in den ersten Minuten klar: Das ist kein keuscher Jane-Austen-Film. Die jungen Damen sind zwar nicht aufgeklärt, die Serie wirft aber einen zeitgemässen Blick auf das Techtelmechtel der Regency-Epoche. Die Ladys haben Spass am Sex und ergreifen genauso die Initiative wie die Gentlemen. Für den Dreh der Sex-Szenen wurde eine Intim-Koordinatorin engagiert, laut Hauptdarstellerin Phoebe Dynevor wurden die entsprechenden Szenen gedreht, als wären es Stunts. Am schwierigsten war für sie aber nicht jene zusammen mit Filmpartner Regé-Jean Page, sondern der Sex mit sich allein: «Ich sollte einen Orgasmus haben. Es ist schwierig, zu proben. Man macht es dann einfach beim Dreh.»

Prächtige Kostüme, turmhohe Frisuren und glitzernder Schmuck: «Bridgerton» führt in eine fantasievolle Vergangenheit. Schauspielerin Ruby Barker (l.) als Marina Thompson beim Ball.
Foto: imago images
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Farbenblindes Casting

Was sofort ins Auge sticht: Der Herzog, die Queen (Golda Rosheuvel) von England sowie der halbe Hofstaat sind dunkelhäutig. Das ist in einem Kostümfilm besonders ungewohnt, aber sehr erfrischend und der amerikanischen Star-Produzentin Shonda Rhimes (51) zu verdanken. Die Schöpferin von «Grey's Anatomy» ist berühmt für das «farbenblinde» Casting: Die Hautfarbe der Schauspieler ist für Rhimes nicht relevant.

Netflix hat bereits eine zweite Staffel angekündigt
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Erfolgsserie «Bridgerton»:Netflix hat bereits eine zweite Staffel angekündigt

Kitsch, Klunker und Phantasie

Die US-Produktion hält sich nur bedingt an historische Wahrheiten, sie bedient sich vor allem der opulenten Kulisse der Regency-Epoche. Die kommt rüber wie englisches Disney-Land in grellen Farben und mit üppig ausgestatteten Räumen. Blickfang sind die hochtaillierten Kostüme mit tief ausgeschnittenen Dekolletés – geschmückt mit Juwelen. Dazu kommen Rüschen, Riesenperücken und Romantik. Alles ist erlaubt auf der Reise in die historische Fantasiewelt. Genau was man braucht, wenn man die meiste Zeit in Jogginghosen auf dem Sofa verbringt.

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