Das Ende des Hollywood-Streiks hat einen fahlen Beigeschmack
Dieses Jahr fehlten die Stars, 2024 die Filme

Die Ausdauer von rund 160'000 Menschen hat sich ausgezahlt: In der Nacht auf Donnerstag hat die US-Schauspieler-Gewerkschaft mit den Hollywood-Studios eine «grundsätzliche Einigung» erzielt. Wird jetzt alles besser?
Publiziert: 09.11.2023 um 18:29 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2023 um 18:49 Uhr
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Laszlo SchneiderTeamlead People-Desk

Der 14. Juli 2023 markierte einen Schnitt, der Hollywood bluten liess. An diesem Tag trat die Gewerkschaft der Schauspielerinnen und Schauspieler in den Streik und sorgte damit für einen Drehstopp in der Traumfabrik. Zahlreiche Grossproduktionen wurden auf Eis gelegt, und Hollywood-Stars durften nicht mehr zu Werbeterminen, etwa an Festivals, erscheinen.

Wie lange der Streik dauern sollte, wusste niemand so genau, die finanziellen Ausfälle für Studios und Streaming-Giganten drohten ins Unermessliche zu driften. In der Nacht auf Donnerstag nun geschah ein kleines Wunder: Die Gewerkschaft konnte schon fast revolutionäre Forderungen durchsetzen. Einerseits soll der Mindestlohn für Schauspieler laut Insidern um 7 Prozent angehoben werden. Viel wichtiger sind aber gemäss der Gewerkschaft die «noch nie dagewesenen Vorschriften», wenn es um die Benutzung von künstlicher Intelligenz (KI) geht. Fortan müssen Darsteller dem Einsatz von KI zustimmen – und werden erst noch entlöhnt.

«Ohne Hollywood sind wir aufgeschmissen»

Rolle zurück, noch einmal alles auf Anfang: Diesen Herbst darben auch die Schweizer Filmfestivals, sie leiden direkt unter den Zuständen in Hollywood. Kurz vor Beginn des Zurich Film Festival gesteht der künstlerische Direktor Christian Jungen (50) im SonntagsBlick: «Ohne Hollywood sind wir aufgeschmissen.» Zwar kann er in den Kinos rund um den Sechseläutenplatz hochklassige Blockbuster zeigen – doch die Stars fehlen. Ein paar wenige können nur wegen Ausnahmeregelungen kommen. Oder weil sie nicht in der Schauspieler-Gewerkschaft sind. 

Der Streik der Schauspielerinnen und Schauspieler in Hollywood ist vorbei – doch zu welchem Preis?
Foto: keystone-sda.ch
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Entsprechend erleichtert ist Jungen über das Ende des 118-tägigen Streiks: «Ich bin vor allem froh für die Leute, mit denen wir zu tun haben. Vielen ist es ans Eingemachte gegangen, es waren Familien und Existenzen bedroht.» Hollywood besteht eben nicht nur aus Glamour-Stars wie Brad Pitt (59) oder Margot Robbie (33), die sich um ihre Rente keine Sorgen mehr machen müssen. «Unter dem Streik haben ja auch die Make-up-Künstlerinnen oder Caterer gelitten», gibt der Festivaldirektor zu bedenken.

2024 könnten die Filme fehlen

Und jetzt soll alles wieder gut sein? Mitnichten. Jungen erklärt, «dass in den USA quasi eine ganze Drehsaison ausgefallen ist.» Heisst: Filme, die dieses Jahr entstehen und nächsten Sommer hätten ins Kino kommen sollen, erscheinen jetzt verspätet. Fehlten dem ZFF dieses Jahr die Stars, könnten es nächstes Jahr die Filme sein. Die Rechnung geht aber noch weiter: Steigt durch den Streik-Deal der Mindestlohn, werden sich die Studios dreimal überlegen, ob sie einen Film realisieren wollen.

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