Die wichtigsten Fragen zum Fall Epstein
Worum geht es in den Gerichtsdokumenten?

Ein New Yorker Gericht hat Gerichtsdokumente veröffentlicht, in denen Namen genannt werden, die in Verbindung mit dem Sexualverbrecher Jeffrey Epstein stehen. Blick erklärt die wichtigsten Fakten zu den brisanten Enthüllungen.
Publiziert: 04.01.2024 um 12:50 Uhr
Virginia Guiffre vor einem Gericht in Manhattan im Juli 2019. Sie machte ihren Missbrauch durch Jeffrey Epstein öffentlich.
Foto: imago images / UPI Photo
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Im Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein (1953–2019) hat ein Gericht in einem über 900-seitigen Dokument die Klarnamen von rund 150 zuvor meist anonym behandelten Personen veröffentlicht. Eine Nennung bedeutet nicht, dass die Person aktiver Teil des Missbrauchsnetzwerks um den US-Multimillionär war, sondern zunächst nur, dass der Name im Zivilprozess fiel.

Die Gerichtsdokumente stammen aus dem Zivilstreit zwischen Epstein-Opfer Virginia Giuffre (40) und Epsteins langjährigen und mittlerweile verurteilten Partnerin Ghislaine Maxwell (62).

Bereits im Vorfeld dieser Enthüllungen wurde in den sozialen Medien eifrig darüber spekuliert, was die Dokumente alles enthalten würden. Um ein klareres Bild davon zu bekommen, warum dies wichtig ist, erklärt dir Blick, was du über die Dokumente wissen musst.

Wer war Jeffrey Epstein?

Der US-amerikanische Investmentbanker war bekannt dafür, dass er mit Prominenten, Politikern, Milliardären und Akademikern verkehrte. Zu seinen Freunden gehörten Bill Clinton (77), Donald Trump (77) oder auch Prinz Andrew (63).

2005 wurde Epstein in Palm Beach (Florida, USA) verhaftet, nachdem er beschuldigt worden war, ein 14-jähriges Mädchen für Sex bezahlt zu haben. Dutzende andere minderjährige Mädchen berichteten von ähnlichem sexuellem Missbrauch. 2008 wurde Epstein in Florida wegen ähnlichen Anschuldigungen schliesslich zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt. Seinen Beziehungen zu einflussreichen Personen hatte er es offenbar zu verdanken, dass er einer langen Haftstrafe entging.

Die Berichterstattung des «Miami Herald» liess das Interesse am Skandal wieder aufleben, und Bundesstaatsanwälte in New York klagten Jeffrey Epstein 2019 wegen Prostitution, Menschenhandels und der vielfachen Vergewaltigung Minderjähriger an. Epstein wurde vorgeworfen, Dutzende von Mädchen missbraucht und seinen Freunden zur Verfügung gestellt zu haben. Zwischen 2002 und 2005 soll der Millionär einen Sexsklavenring mit Minderjährigen aufgebaut haben. Die Taten sollen sich auf Epsteins Anwesen in New York, Florida, Santa Fe und auf den Jungferninseln zugetragen haben. Laut den Ermittlungsakten sollen mindestens 80 seiner Opfer zum Zeitpunkt der Tat 14 Jahre oder jünger gewesen sein.

Jeffrey Epstein starb durch Selbstmord im Gefängnis, während er auf seinen Prozess wartete. Die US-Staatsanwaltschaft in Manhattan erhob daraufhin Anklage gegen Epsteins ehemalige Freundin Ghislaine Maxwell (62), weil sie bei der Anwerbung seiner minderjährigen Opfer geholfen hatte. Sie wurde 2021 verurteilt und verbüsst aktuell eine 20-jährige Haftstrafe.

Worum geht es in diesen Aufzeichnungen?

Veröffentlicht wurden Teile einer Klage von Virginia Giuffre (40), einem Opfer von Epstein, gegen dessen Liebhaberin und Gehilfin Ghislaine Maxwell. Giuffre ist eine von Dutzenden Frauen, die angeben, von Epstein in seinen Häusern in Florida, in New York, auf den US-Jungferninseln und in New Mexico missbraucht worden zu sein und ihn verklagte.

Die Klage von Giuffre gegen Maxwell wurde zwar 2017 beigelegt, die Zeitung «Miami Herald» klagte allerdings gegen das Gericht, um Zugang zu den Gerichtsunterlagen zu erhalten. Zuvor wurden gemäss «Guardian» rund 2000 Seiten im Jahr 2019 von einem Gericht entsiegelt. Weitere Dokumente wurden in den Jahren 2020, 2021 und 2022 freigegeben.

Die nun veröffentlichten Dokumente wurden bislang unter Verschluss gehalten, weil Bedenken bezüglich der Datenschutzrechte von Epsteins Opfer bestanden. Auch andere Namen fallen, die aber nichts mit Epsteins Verbrechen zu tun haben.

Was sagt Virginia Giuffre in den Dokumenten?

Sie gibt in den Dokumenten an, als 17-Jährige von ihrem Job als Spa-Betreuerin in Donald Trumps Club Mar-a-Lago weggelockt worden zu sein, um danach für Jeffrey Epstein als Masseurin zu arbeiten. Dass dieser Job sexuelle Handlungen beinhaltete, sei ihr aber nicht bewusst gewesen. Zudem sei sie unter Druck gesetzt worden, mit Männern aus Epsteins Umfeld Sex zu haben – vor allem mit Prinz Andrew. Die Männer dementierten diese Aussagen. 

Im Jahr 2022 wurde der Rechtsstreit von Giuffre gegen Prinz Andrew nach einer Geldzahlung beigelegt.

Was steht in den Dokumenten?

Viel Neues zum Fall Epstein kommt in den Dokumenten nicht zum Vorschein. Das war auch ein Argument, wieso US-Bezirksrichterin Loretta Preska (74) entschied, die Schriften zu veröffentlichen. In anderen Gerichtsverfahren wurden diese bereits ganz oder teilweise freigegeben.

Die Dokumente betreffen vor allem Themen und Personen, die während zwei Jahrzehnten in Zeitungsberichten, Fernsehdokumentationen, Interviews, Büchern, und Zeugenaussagen in Maxwells Strafprozess vorgekommen sind. Protagonisten dabei sind viele von Epsteins Anklägern, aber auch Personal, Staatsanwälte, ein Journalist, ein Detektiv und sonstige Zeugen.

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