Dokumentation beleuchtet Verbindung des Sexualstraftäters
Rekrutierte Jeffrey Epstein seine Opfer über Victoria's Secret?

In einer Dokumentation packen ehemalige Involvierte nicht nur über Mobbing- und Belästigung im Umfeld von Victoria's Secret aus. Auch eine Verbindung zum verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein wird aufgedeckt.
Publiziert: 14.07.2022 um 21:14 Uhr

Der Glanz bröckelt immer mehr! Nachdem die amerikanische Dessous-Marke Victoria's Secret nach Kritik sein Konzept der Engel über Bord warf, kommen nun düstere Details über die Machenschaften im Netz des Labels ans Licht. Pädo-Ring-Betreiber Jeffrey Epstein (1953-2019) soll sich durch die Firma junge Models beschafft haben. Die auf dem Streamingdienst Paramount+ erscheinende Dokumentation «Victoria's Secret: Angels and Demons», die der britischen «Sun» bereits vorliegt, beleuchtet die Verbindung zwischen Victoria's-Secret-Inhaber Les Wexner (84) und Epstein.

Epstein habe seit 1986 für Wexner gearbeitet. Die beiden sollen zwanzig Jahre lang eng befreundet gewesen sein. Wexner beschrieb Epstein als «sehr klug, mit einer Kombination aus exzellentem Urteilsvermögen und ungewöhnlich hohen Standards.» Er sei zudem ein «sehr loyaler Freund.» Wexner soll Epstein so nahe gestanden sein, dass er über die Vollmacht über einen Grossteil der Geschäfte von Wexner hatte. Zudem habe Wexner sogar sein Privatjet unter Marktwert und sein Stadthaus in Manhattan dem mittlerweile verstorbenen Geschäftsmann verkauft. Das Flugzeug ist mittlerweile als Lolita-Express von Epstein bekannt, weil darin die jungen Damen auf seine Privat-Insel geflogen wurden.

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Er habe sich als Modelscout ausgegeben

Die Nähe zum Victoria's-Secret-Gründer soll Epstein für seine Gelüste genutzt haben. So habe er sich als Modelscout der Firma ausgegeben, wie Cindy Fedus-Fields, ehemalige CEO von Victoria's Secret Direct - dem Katalog- und Online-Zweig der Marke - behauptet: «1993 wurde mir gesagt, dass ein Mann in New York sei, der sich als Anwerber für Victoria's-Secret-Models ausgab. Ich fragte nach seinem Namen und sie sagte Jeffrey Epstein. Ich dachte: ‹Junge, das gibt Ärger›.» Sie habe daraufhin Les Wexner angerufen und darum gebeten, der Sache ein Ende zu setzen. Allen Anschein nach vergeblich.

Diese Bilder gehören der Vergangenheit an. Nach Kritik wurden die grossen Engel-Modeschauen von Victoria's Secret eingestellt. Hier im Bild: Karolina Kurkova im Jahr 2003.
Foto: imago/ZUMA Press
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Das Dessous-Model Alicia Arden (53) berichtet von einem Erlebnis im Jahr 1997. Damals sei sie von Epstein in ein Hotel in Santa Monica gelockt worden. Der Grund: Ein Casting für Victoria's Secret. Er habe sie aufgefordert, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen, gab ihr 100 Dollar und fasste ihr an den Hintern. Sie erstattete Anzeige bei der Polizei, allerdings gab es keine Konsequenzen für ihn, verrät sie in der Doku.

Angebliche Verbindung zu Jean-Luc Brunel

Auch Frederique van der Wal (54) machte eine ähnliche Erfahrung. «Ich erinnere mich, dass ich am Set war und ein Mädchen sagte: ‹Ich wurde gebeten, Jeffrey Epstein für Victoria's Secret zu treffen›», erzählt sie. «Es war nie Victoria's Secret, das die Mädchen gebeten hat, zu Epstein zu gehen, sondern er hat es als Visitenkarte benutzt.» Viele Frauen seien der Einladung gefolgt – in der Hoffnung auf den grossen Model-Durchbruch. Gemäss der Dokumentation habe oft die kürzlich zu 20 Jahren Haft verurteilte Ghislaine Maxwell (60) die Models als erstes gesehen.

Involviert sei auch der französische Modelagenturchef Jean-Luc Brunel (1964-2022) gewesen. «Brunel besorgte die Visa für die Mädchen und brachte sie in einer von Epsteins Wohnungen unter. So konnte Epstein die Mädchen unter dem Deckmantel des Models legal in die USA bringen», erklärt Conchita Sarnoff, Anwältin gegen Menschenhandel. Er wurde 2020 wegen dem Verdacht auf Vergewaltigung und anderer sexueller Vergehen an Kindern verhaftet und nahm sich, ähnlich wie Jeffrey Epstein, beim Warten auf den Prozess im Gefängnis das Leben.

Les Wexner bestreitet derweil die Kenntnis der Modelcastings von Jeffrey Epstein bei Victoria's Secret, zudem bestehen seine Anwälte darauf, dass Jean-Luc Brunel in Kontakt mit dem US-Dessousunternehmen stand.

Der Fall Ghislaine Maxwell

Der Prozess gegen Ghislaine Maxwell hatte am 29. November 2021 begonnen. Die US-Justiz wirft ihr vor, über Jahre Minderjährige für den Multimillionär Jeffrey Epstein rekrutiert zu haben, die dann von dem Finanzinvestor missbraucht wurden. Maxwell wird in sechs Anklagepunkten Sexhandel zur Last gelegt. Die Anklage umfasst einen Zeitraum von 1994 bis 2004, im Zentrum des Prozesses stehen vier mutmassliche Epstein-Opfer.

Maxwell war im Juli 2020 festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Sie weist alle Vorwürfe zurück. Am 29. Dezember 2021 war die Epstein-Komplizin in fünf Anklagepunkten für schuldig befunden worden. Am 28. Juni wurde die Tochter des britischen Medienmoguls Robert Maxwell zu 20 Jahren Haft verurteilt, von denen sie noch 18 Jahre absitzen muss. Seit ihrer Festnahme im Jahr 2020 sitzt Ghislaine Maxwell bereits hinter Gittern.

Ihr Komplize, der wegen Sexualverbrechen und Pädophilie verurteilte Jeffrey Epstein, war im August 2019 nach einer erneuten Festnahme tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan aufgefunden worden. Er nahm sich nach offiziellen Angaben das Leben. (AFP)

Der Prozess gegen Ghislaine Maxwell hatte am 29. November 2021 begonnen. Die US-Justiz wirft ihr vor, über Jahre Minderjährige für den Multimillionär Jeffrey Epstein rekrutiert zu haben, die dann von dem Finanzinvestor missbraucht wurden. Maxwell wird in sechs Anklagepunkten Sexhandel zur Last gelegt. Die Anklage umfasst einen Zeitraum von 1994 bis 2004, im Zentrum des Prozesses stehen vier mutmassliche Epstein-Opfer.

Maxwell war im Juli 2020 festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Sie weist alle Vorwürfe zurück. Am 29. Dezember 2021 war die Epstein-Komplizin in fünf Anklagepunkten für schuldig befunden worden. Am 28. Juni wurde die Tochter des britischen Medienmoguls Robert Maxwell zu 20 Jahren Haft verurteilt, von denen sie noch 18 Jahre absitzen muss. Seit ihrer Festnahme im Jahr 2020 sitzt Ghislaine Maxwell bereits hinter Gittern.

Ihr Komplize, der wegen Sexualverbrechen und Pädophilie verurteilte Jeffrey Epstein, war im August 2019 nach einer erneuten Festnahme tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan aufgefunden worden. Er nahm sich nach offiziellen Angaben das Leben. (AFP)

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