Er ging auf Journalistin los
Ballett-Chef nach Hundekot-Attacke gefeuert

Eklat an der Staatsoper Hannover: Bei einer Ballettpremiere beschmierte der Ballett-Chef eine kritische Journalistin mit Kot seines Dackels. Nun ist der Täter seinen Job los.
Publiziert: 16.02.2023 um 13:45 Uhr
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Aktualisiert: 16.02.2023 um 14:00 Uhr

Grosser Knall am Samstagabend an der Staatsoper Hannover: In der ersten Pause der Ballettpremiere von «Glaube – Liebe – Hoffnung» gerieten Ballettdirektor Marco Goecke (50) und eine Kritikerin aneinander. Goecke platzte der Kragen. Kurzerhand beschmierte er die Journalistin der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) mit Hundekot.

Tanzkritikerin Wiebke Hüster sei bei der Eskalation, bei der auch «unser Publikum gestört wurde», «in ihrer persönlichen Integrität verletzt worden», bedauerte Intendantin Laura Berman (64) in einer Erklärung auf der Webseite der Oper. «Wir sind überaus bestürzt und bitten um Entschuldigung. Wir haben unmittelbar nach dem Vorfall den Kontakt zu der Journalistin gesucht und uns persönlich bei ihr und auch öffentlich entschuldigt.»

Ballet-Chef «mit sofortiger Wirkung suspendiert»

Die Kot-Attacke hat für Goecke Konsequenzen: Er ist seinen Job los. Das Staatstheater Hannover hat den Ballettdirektor gefeuert. Der Vertrag sei mit sofortiger Wirkung im gegenseitigen Einverständnis aufgelöst worden, zitiert die «Bild» Berman am Donnerstag. «Es ist eine ekelige und widerliche Attacke gewesen.»

Ballettdirektor Marco Goecke beschmierte eine kritische Journalistin mit Kot seines Dackels Gustav.
Foto: staatstheater-hannover.de
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Am Montag wurde der 50-Jährige bereits suspendiert worden. Mit der Massnahme wurde ihm zudem ein Hausverbot erteilt, «um Ballettensemble und Staatstheater vor weiterem Schaden zu schützen».

In einem Bericht mit dem Titel «Attacke auf unsere Tanzkritikerin» sprach die FAZ von einem zunächst verbalen, dann auch physischem Angriff. «Im Foyer des Opernhauses stellte der fünfzigjährige Goecke sich wütend unserer nichts ahnenden – und ihm persönlich bis dahin nicht bekannten – Kritikerin in den Weg, um zu fragen, was sie in der Premiere zu suchen habe.»

«Immer so persönliche Kritiken»

Wie die Deutsche Presse-Agentur (DPA) berichtet, hatte Goecke seinen Hund dabei und warf der Journalistin vor, «dass sie immer so persönliche Kritiken schreibe». Goecke drohte Hüster erst mit einem «Hausverbot». Dann machte er sie für Abonnementskündigungen in Hannover verantwortlich, so die FAZ.

Danach habe der Ballettchef eine Tüte mit Hundekot aus der Tasche gezogen und diesen der Journalistin ins Gesicht gerieben, sagte Hüster laut DPA: «Als ich gespürt habe, was er gemacht hat, habe ich geschrien.» Nachdem ihr die Pressesprecherin des Theaters dabei geholfen habe, sich im Waschraum der Intendanz zu säubern, sei sie zur Polizeistation Hannover-Mitte gefahren und habe Anzeige erstattet. Sie gehe von Vorsatz aus.

Nach dem handgreiflichen Vorfall, schreibt die FAZ, habe Goecke «ungehindert durch das dicht besuchte Foyer seiner Wege gehen können». Mit seinem Dackel an der Leine, der auf den Namen Gustav hört.

«Bisschen erschrocken über mich selber»

Am Montag meldete sich Ballettchef Goecke im «Norddeutschen Rundfunk» zu Wort. «Ich denke, dass die Wahl der Mittel sicherlich nicht super war», sagte Goecke. Er habe so etwas noch nie zuvor gemacht. «Insofern bin ich natürlich auch ein bisschen erschrocken über mich selber».

Ihm ist die persönliche Abneigung gegenüber Wiebke Hüster deutlich anzumerken. «Wenn man in der Öffentlichkeit steht und mein Beruf, mein Werk, mein Geschäft über Jahre durch so eine Journalistin beschmutzt sieht» sei das in der Regel der Preis für eine Person des öffentlichen Lebens, so Goecke. Ab einem gewissen Punkt sei er diesbezüglich anderer Meinung gewesen, verteidigte er seine Kacke-Attacke. Soll heissen: Es reichte ihm. (kes/obf/nad/man)

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