Für ihren neuen Film «Red Sparrow» zog sich Jennifer Lawrence erstmals aus
«Ich hatte Angst vor den Nacktszenen»

Mit dem Spionage-Thriller «Red Sparrow» kommen die ersten Nacktszenen von Jennifer Lawrence auf die Leinwand. Im Interview spricht sie über das Tabu-Thema.
Publiziert: 28.02.2018 um 23:36 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:25 Uhr
Interview: Dierk Sindermann

Sie lässt alle Hüllen fallen, setzt sich mit gespreizten Beinen auf den Klassentisch und animiert – oder besser provoziert – einen Mitschüler zum Sex. So eine Szene wäre für Jennifer Lawrence früher undenkbar gewesen. In «Red Sparrow» konnte sie sich aber nicht mit einer «No nudity»-Klausel aus der Affäre ziehen. Um in dem Spionage-Thriller als zu allem bereite Lockvogel-Agentin nicht unglaubwürdig zu wirken, musste sie da durch: «Ich kann nicht jemanden spielen, der weiter gehen muss, als ich gehen würde.»
 
BLICK: Hatten Sie Angst vor diesen Nacktszenen?
Jennifer Lawrence: Seit Jahren. Ich hatte Angst davor, diesen Bereich zu verlassen, in dem ich mich sicher fühle. Aber ich bin froh, dass ich es getan habe.
 
Warum froh?
Mir wurde klar, dass mich ein Komplex verfolgte. Der, von anderen kritisch beurteilt zu werden. Jetzt habe ich das Gefühl, mir eine Vollmacht ausgestellt zu haben, diesen Komplex loszuwerden.
 
Haben Sie jetzt noch überhaupt vor etwas Angst?
Vor Interviews (lacht). Nein, echt. Ich hasse es, missverstanden zu werden. Oft warte ich nach einem Interview total angespannt darauf, dass es erscheint. Und hoffe, dass ich nicht versehentlich wie ein totales Arschloch rüberkomme. Das bereitet mir auch schon mal schlaflose Nächte.
 
Gibt es noch etwas, das Sie verunsichert?
Etwas nicht zu wissen. Deshalb ist es für mich sehr wichtig, mir selbst Dinge beizubringen. Ich habe eine angeborene Neugier, und wenn mich was interessiert, dann lese ich darüber. So wandle ich eine Schwäche zur Stärke um.
 
Was würden Sie als Ihre grösste Stärke bezeichnen?
Dass ich stets meine Meinung sage. Ich sage grundsätzlich nur, was ich wirklich glaube. Und rede nicht um den heissen Brei rum, nur um vielleicht eine angespannte Situation zu entschärfen. Das wäre für mich ein Zeichen von Schwäche.
 
Als Spionin nutzen Sie die Schwächen von Männern. Wie würden Sie im wahren Leben einen Mann verführen, den Sie wirklich wollen?
Das ist ja wohl die Gretchenfrage. Wenn er dich nicht mag, deine Persönlichkeit, was kann man da schon machen? Keine Ahnung.
 
Im Film haben Sie eine liebevolle Beziehung zu Ihrer Mutter. Im wahren Leben auch?
Ich lebe, schon seit ich 14 bin, allein. Doch auch mit 27 muss ich noch sagen, dass ich meine Mutter brauche. Sie ist die grösste Unterstützerin, die ich im Leben habe. Ich würde ohne sie niemals hier sitzen. Sie hat so viel geopfert, damit ich Karriere machen kann. Deshalb suche ich ihren Rat in allen Dingen ... ausser, wenn es um Jungs geht (lacht).
 
Mit wem reden Sie denn über Männer, mit Ihrem Vater?
Ich kann doch nicht mit meinem Vater über meine Männer reden – er wäre völlig entsetzt. Mein Vater hat früher gedacht, ich nehme die Pille, weil ich Akne habe. Wenn ich Boy-Probleme habe, dann gehe ich damit zu meinen sehr weisen Freundinnen.
 
Im Moment ist das ja nicht notwendig, weil Sie wieder Single sind, oder?
Das stimmt. Und ich realisiere grade, dass das Singledasein viele Vorteile hat. Ich kann machen, was ich will. Ich habe mein Haus umbauen lassen, um meiner Faulheit Genüge zu tun. Ich habe mein Esszimmer in ein Fernsehzimmer umwandeln lassen, weil mir der Weg zwischen Küche und TV zu lang war (lacht). Ich liebe es, auf meinem Sofa zu kuscheln, Rotwein zu trinken und «Modern Family» oder «Veep» zu schauen.
 
Und Sie fühlen sich nicht einsam?
Das kommt sicher in ein paar Monaten. Aber bis dahin geniesse ich es, niemandem Rede und Antwort stehen zu müssen. Und ganz allein bin ich ja nicht. Pippy ist auch noch da.
 
Wer ist Pippy?
Sie ist mein Hund.
 
Noch einmal zurück zur Nacktheit. Im Film wird Ihnen eingeimpft, dass der Staat Ihren Körper besitzt. Als Schauspielerin stellen Sie Ihren Körper der Kunst zur Verfügung. Ist das vergleichbar?
Nein. Ich vermiete meinen Körper, allerdings aus völlig freien Stücken für meine Kunst. Und ich habe damit kein Problem. Als Künstler muss man halt Opfer bringen, und ich tue das gerne für etwas, was ich über alles liebe. Ich könnte für keinen anderen Job so viel Leidenschaft empfinden wie für die Schauspielerei.

Jennifer Lawrence an der Premierenfeier des Films «Mother!», bei dem ihr damaliger Freund Darren Aronofsky Regie führte.
Foto: Julian Parker/UK Press/Getty Images
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Topverdienerin

Jennifer Lawrence kam am 15. August 1990 in Louisville/Kentucky, USA, zur Welt. Den Durchbruch schaffte sie 2010 mit dem Film «Winter's Bone», mit dem sie für den Golden Globe und den Oscar nominiert wurde. Das begehrte Goldmännchen für die beste Hauptdarstellerin erhielt sie schliesslich 2013 für ihre Leistung in «Silver Linings Playbook». Lawrence ist eine der bestverdienenden Schauspielerinnen weltweit und war zuletzt mit Regisseur Darren Aronofsky liiert, den sie bei den Dreharbeiten zum Film «Mother!» kennengelernt hatte.

Jennifer Lawrence kam am 15. August 1990 in Louisville/Kentucky, USA, zur Welt. Den Durchbruch schaffte sie 2010 mit dem Film «Winter's Bone», mit dem sie für den Golden Globe und den Oscar nominiert wurde. Das begehrte Goldmännchen für die beste Hauptdarstellerin erhielt sie schliesslich 2013 für ihre Leistung in «Silver Linings Playbook». Lawrence ist eine der bestverdienenden Schauspielerinnen weltweit und war zuletzt mit Regisseur Darren Aronofsky liiert, den sie bei den Dreharbeiten zum Film «Mother!» kennengelernt hatte.

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