Katie Melua meldet sich mit Trennungsalbum zurück
«Ich glaube trotzdem noch an die grosse Liebe»

Popstar Katie Melua meldet sich mit ihrem neuen Album zurück. Im Interview erzählt die Sängerin, wie es ist, zum ersten Mal über das Ende einer Liebe zu singen und wie sie die Scheidung von Ehemann James Toseland verkraftet hat.
Publiziert: 10.10.2020 um 23:54 Uhr
Patricia Broder

Pech in der Liebe, dafür Glück in der Musik: Katie Melua (36), die Popprinzessin mit der glasklaren Stimme, meldet sich mit neuer Platte zurück. «Album No. 8» erscheint am 16. Oktober und ist für die georgisch-britische Sängerin ihr bisher persönlichstes Werk. Denn nach sechs Jahren Ehe hat sich Melua von ihrem Mann James Toseland (40) getrennt. Doch von Traurigkeit ist bei der zierlichen Musikerin keine Spur, als wir mit ihr telefonieren – im Gegenteil: «Ich fühle mich wie ein Teenager», sagt sie und lacht. «Ich hab nämlich gerade sturmfrei.» Melua ist nach der Trennung Anfang des Jahres wieder in ihr Elternhaus in West-London gezogen.

Normalerweise steht Ihr Name für zarte, romantische Love Songs. Nun singen Sie zum ersten Mal über das Ende einer Liebe.
Katie Melua:
Ja – und das ist gut so. Als Sängerin stehe ich immer zu hundert Prozent hinter den Gefühlen in meinen Songtexten, bei diesem Album ganz besonders. Ich singe ehrlich und offen darüber, wie ich mich bei der Trennung gefühlt habe und wie ich sie erlebte. Und es ist tatsächlich so: Statt über die Märchenversion der Liebe singe ich nun zum ersten Mal vom Auseinandergehen und vom Sich-Lösen. Das Schöne daran: James und ich haben uns im Guten getrennt.

Heisst das, Sie sind Freunde geblieben?
Sagen wir es so: Wir hören uns zwar nicht mehr täglich, aber wir sind in Kontakt. Und wir bleiben Freunde. James und ich sind stolz auf die Ehe, die wir hatten. Aber ja: Sie hat nicht geendet, wie sie hätte enden sollen.

Meldet sich nach Trennung von ihrem Ehemann mit neuem Album zurück: Katie Melua. «Album No. 8» erscheint am 16. Oktober und ist für die georgisch-britische Sängerin ihr bisher persönlichstes Werk.
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Glauben Sie weiterhin an die grosse Liebe?
Kommt darauf an, ob an die grosse Liebe bis ans Lebensende oder an die grosse Liebe für eine Nacht (lacht). Im Ernst: Ich glaube immer noch an eine Liebe bis ans Lebensende. Aber es ist wichtig, dabei realistisch zu bleiben. Im Moment verarbeite ich immer noch das Ende meiner letzten Beziehung und konzentriere mich dabei auf mich. Deshalb bin ich nach der Trennung von James auch zu meinen Eltern nach London gezogen.

Wie ist es, als Popstar wieder im Hotel Mama zu wohnen?
Wunderschön. Am Anfang der Corona-Krise war es, als hätten wir eine Zeitreise in meine Kindheit gemacht. Mama kochte abends was Feines. Wenn Papa von der Arbeit nach Hause kam, fragte er: «Wie gehts den Kindern?» Und dann assen wir alle zusammen. Das reinste Familienidyll. Anfang der Pandemie machten wir uns allerdings grosse Sorgen um meinen Vater, da er als Arzt in einem Spital arbeitet. Als ich ihn fragte, ob er selber keine Angst vor Corona habe, meinte er nur: «Schatz, wir haben die UdSSR in den 90ern überlebt, dann werden wir auch Corona überstehen.»

Ihre Eltern flüchteten 1992 aus dem Krisenherd Georgien nach England. Haben Corona und die damit verbundenen Einschränkungen alte Kindheitserinnerungen geweckt?
Oh ja. Ich musste oft daran denken, wie wir in Georgien plötzlich keinen Strom mehr hatten, kein heisses Wasser und wie die Läden alle leer waren. Vor dem Lockdown kamen Ängste vor genau solchen Missständen hoch. Zum Glück traf dies bei uns nicht ein. Aber ich spüre, meine Kindheitserfahrungen, auf vieles verzichten zu müssen, ohne Annehmlichkeiten aufzuwachsen, das alles hat mich widerstandsfähiger gemacht. Ich bin auch in der Anfangsphase von Corona trotz aufkeimender Angst ruhig geblieben. Ich nutzte die freie Zeit, um mein Album zu produzieren, machte einen Fotokurs und änderte meine Einstellung zu Internet und Social Media radikal.

Dabei betonten Sie in der Vergangenheit immer, wie sehr Sie Smartphones und Social Media verabscheuen.
Ich weiss (lacht). Ich war oldschool und fand das Internet und Handys blöd. Das hat Corona komplett auf den Kopf gestellt. Nun schätze ich es, digital mit Menschen in Kontakt bleiben zu können. Als alle Auftritte abgesagt wurden, konnte ich mich via Instagram mit meinen Fans unterhalten. Wir haben Videointerviews gemacht, in denen wir uns gegenseitig befragten. Es ist eine ganz besondere Erfahrung, Fans nicht an grossen Konzerten, sondern auf diese sehr persönliche Weise kennenzulernen. Das möchte ich nicht mehr missen.

Bis auf zwei Auftritte in Polen wurde Ihre gesamte Tournee in diesem Jahr abgesagt. Darunter auch der Auftritt, der Anfang Oktober in Zürich hätte stattfinden sollen. Dabei liegt Ihnen die Schweiz ganz besonders am Herzen.
Das stimmt. Ich hoffe, diesen Auftritt bald nachholen zu können, denn ich habe eine sehr spezielle Beziehung zur Schweiz. Es gab Zeiten, in denen ich das Gefühl hatte, mich als Künstlerin zu wiederholen, in denen mir die Inspiration fehlte. Selbst in diesen Phasen schaffte es euer Land immer, mich zu inspirieren. Die Schweiz hatte stets eine offene Türe für mich, und ich durfte unglaubliche Shows spielen wie am Montreux Jazz Festival, eins meiner Lieblingsfestivals. Diese intime Atmosphäre ist unvergleichlich – ganz zu schweigen von dieser beeindruckenden Naturkulisse. Und ich liebe den geschmolzenen Käse, den ihr in den Bergen serviert. Fondue! Das ist einfach unwiderstehlich gut.

Das Stimmwunder

Die gebürtige Georgierin zog mit ihrer Familie Anfang der 90er-Jahre von Georgien nach England und studierte an der renommierten Brit School of Performing Arts, die sie 2003 mit Auszeichnung abschloss. Im selben Jahr brachte Melua ihr gefeiertes Debütalbum «Call Off the Search» heraus. Die Platte schaffte es an die Spitze der britischen Charts und wurde sechs Mal mit Platin ausgezeichnet. Seither gehört Melua mit ihrer aussergewöhnlichen Stimme und über elf Millionen verkauften Alben zu den erfolgreichsten Sängerinnen Europas. Anfang 2020 trennte sie sich von ihrem Ehemann, Ex-Motorradrennfahrer James Toseland, den sie 2012 geheiratet hatte.

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Die gebürtige Georgierin zog mit ihrer Familie Anfang der 90er-Jahre von Georgien nach England und studierte an der renommierten Brit School of Performing Arts, die sie 2003 mit Auszeichnung abschloss. Im selben Jahr brachte Melua ihr gefeiertes Debütalbum «Call Off the Search» heraus. Die Platte schaffte es an die Spitze der britischen Charts und wurde sechs Mal mit Platin ausgezeichnet. Seither gehört Melua mit ihrer aussergewöhnlichen Stimme und über elf Millionen verkauften Alben zu den erfolgreichsten Sängerinnen Europas. Anfang 2020 trennte sie sich von ihrem Ehemann, Ex-Motorradrennfahrer James Toseland, den sie 2012 geheiratet hatte.

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