Caleb Followill (39) ist aufgeregt. Oder das sagt der Sänger der Kings of Leon jedenfalls. Seiner bedachten Sprechweise mit dem starken Südstaaten-Akzent ist diese Aufregung allerdings nicht anzumerken. Im Telefon-Interview mit BLICK betont der Rock-Musiker aber, dass er der Veröffentlichung von ihrem neuen Werk «When You See Yourself» entgegenfiebert wie fast keinem Album zuvor, und erzählt, wie er sich ohne die Bühne die Zeit vertreibt.
BLICK: Ihr Album «When You See Yourself» erscheint mitten in der Coronakrise. Wie fühlt sich das an?
Caleb Followill: Es ist das erste Mal, dass wir die Veröffentlichung eines Albums von zu Hause aus verfolgen können. Normalerweise sind wir immer unterwegs, treten in TV-Shows auf oder spielen Konzerte. Jetzt fühlt es sich so an, als wäre Silvester und man wartet auf den Countdown. Das ist bittersüss. Nein, eigentlich vor allem bitter. Wir vermissen vor allem die Bühne. Songs erhalten erst durch ein Publikum ein Leben.
Zwei Ihrer Band-Kollegen sind Ihre Brüder, einer Ihr Cousin. Was ist das Beste daran, mit seiner Familie zusammenzuarbeiten?
Es gibt eine Nähe, die man unter Freunden nicht hat. Wir kennen uns schon unser Leben lang und können deshalb brutal ehrlich miteinander sein. Wir wissen alle, dass wir einfach unsere Meinung sagen und einander nicht verletzten wollen. Aber wenn jemand etwas nicht mag, dann sagt er das auch. Und das hilft, wenn man in einer Band spielt.
Und das Schlimmste?
Genau dasselbe. Weil wenn man einen Song geschrieben hat, der einem am Herzen liegt und einem dann jemand ins Gesicht sagt, dass er für die Tonne ist, tut das weh.
Dafür halten Sie zusammen. Sie spielen seit 20 Jahren in derselben Besetzung.
Wir sind erst an zweiter Stelle eine Band. Die Familienbande kommen zuerst. Manchmal denke ich, dass es uns vorbestimmt war, dieses Leben zu führen. Unser Vater war ein Wanderpriester, wir waren seit klein auf zusammen unterwegs. Und werden das wohl auch für den Rest unseres Lebens sein.
Jetzt mussten Sie durch die Krise aber erst mal stillsitzen. Wie war diese Umstellung für Sie?
Am Anfang war es sehr schwierig. Ich kannte das nicht, bisher war ich eigentlich immer zwischen Tür und Angel. Ich hatte auch ein schlechtes Gewissen wegen unserer Fans. Viele von ihnen wussten, dass wir im Studio waren, und warteten auf ein Lebenszeichen von uns. Deshalb bin ich froh, dass wir jetzt endlich die Songs veröffentlichen können.
Wie vertrieben Sie sich die Zeit?
Ich koche gerne. Und ich konnte endlich richtig damit beginnen, einen Garten anzulegen. Man kann sagen, dass ich viele Alte-Männer-Dinge tat. Ich ging am Morgen nach draussen und begann, Unkraut zu jäten. Das war toll für mich, wie eine Therapie. Und ich genoss es, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen.
Sie sind berühmter Rock-Musiker, ihre Frau Lily Aldridge (35) Model und Unternehmerin. Da gibt es viel zu tun. Wie brachten Sie Homeoffice und Kinder unter einen Hut?
Meine Frau arbeitete viel von zu Hause aus. Zoom-Meetings, Videopräsentationen und was auch immer. Ich machte dafür einfach gar nichts. So konnten wir uns gut ausgleichen. Wir haben das Album schon 2019 fertiggestellt und warteten nur noch auf den richtigen Moment, um es zu veröffentlichen. Ich bin zurzeit eher der Typ, der seinen Freunden auf die Nerven geht, weil er sie mitten in der Nacht anruft, um ein wenig zu plaudern.
Sie stehen jetzt seit 20 Jahren im Rampenlicht. Haben Sie sich an Ihre Berühmtheit gewöhnt?
Ich mochte diesen Aspekt meines Jobs eigentlich noch nie. Ich hasse auch den Begriff Rockstar. Es gibt einen Grund, weshalb ich immer in Nashville blieb und nie nach Los Angeles zog. Ich mag, dass ich hier noch ein normales Leben führen kann. Es gibt Leute, die es lieben, auf der Strasse erkannt zu werden. Aber ich ziehe es vor, wenn niemand weiss, wer ich bin.
Da dürfte es schwierig sein, mit einem weltberühmten Supermodel verheiratet zu sein. Wie gehen Sie als Paar mit der Aufmerksamkeit um?
Ob Sie es glauben oder nicht, das ist sehr hilfreich. Lily ist grandios in dem, was sie macht. Sie hat so eine warme Art, die Leute lieben es, mit ihr zu sprechen. Wenn ich also mit meiner Frau unterwegs bin, interessieren sich die Leute immer nur für sie und ich kann mich im Hintergrund halten. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich kann mich hinter ihr verstecken.
Was gibt es sonst noch für Schwierigkeiten, in einer grossen Rockband zu spielen?
Wir leben unseren Traum, das vergessen wir nie. Aber viele Leute denken, dass unser Leben eine einzige Party ist. Es gibt sehr viel Einsamkeit zwischen den Konzerten. Man sitzt in einem Hotelzimmer und vermisst seine Familie. Man fühlt sich oft so, als würde man nirgends dazugehören. Es ist nicht so, dass wir immer nur tun und lassen können, was wir möchten. Jeder Job hat seine Schattenseiten, das ist bei uns nicht anders.
Caleb Followill kam am 14. Januar 1982 in Tennesse, USA, auf die Welt. 1999 gründete er zusammen mit seinen zwei Brüdern und seinem Cousin die Kings of Leon. Nach ersten Erfolgen in Europa gelang der Band 2008 mit dem Album «Only By The Night» der weltweite Durchbruch. Followill ist mit dem Model Lily Aldridge (35) verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder, Tochter Dixie (8) und Sohn Winston (2).
Caleb Followill kam am 14. Januar 1982 in Tennesse, USA, auf die Welt. 1999 gründete er zusammen mit seinen zwei Brüdern und seinem Cousin die Kings of Leon. Nach ersten Erfolgen in Europa gelang der Band 2008 mit dem Album «Only By The Night» der weltweite Durchbruch. Followill ist mit dem Model Lily Aldridge (35) verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder, Tochter Dixie (8) und Sohn Winston (2).
Sie waren mit Kings of Leon schon oft in der Schweiz. Gibt es etwas, dass Sie besonders mit unserem Land verbindet?
Jedes Mal, wenn wir ein Konzert bei Ihnen spielen, versuchen wir noch einen Tag Pause dranzuhängen. Wir buchen dann immer ein schönes Hotel mit Blick auf die Alpen, wo wir es uns richtig gut gehen lassen. Normalerweise achten wir nie auf unsere Gesundheit, aber wenn wir in der Schweiz sind, sieht man uns in weissen Bademänteln mit Gurkenscheiben auf den Augen. Wir lassen uns dort gerne verwöhnen. Ich hoffe, wir können bald wieder vorbeischauen.
Das neue Album «When You See Yourself» von Kings of Leon erschien am 5. März 2021.