Patricia von der Kelly Family
«Ich fühle mich mit 50 besser denn je»

Sie erlebte die Höhen und Tiefen der Kelly Family. Heute zeigt sich Patricia Kelly mit ihrem Leben zufriedener denn je.
Publiziert: 08.03.2020 um 10:39 Uhr
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Aktualisiert: 23.12.2020 um 18:45 Uhr
Interview: Michel Imhof

In den Neunzigerjahren füllte die Kelly Family die Stadien und löste eine riesige Fan-Hysterie aus. Seit dem Comeback im Jahr 2017 füllt die Musikerfamilie wieder die Konzerthallen, als wäre keine Zeit vergangen. «Heute ist es noch schöner als vor zwanzig Jahren», sagt Patricia Kelly (50). Die Freude sei geblieben, die Hektik falle weg. Ein Gefühl, das die zweifache Mutter nun für ihre Solokarriere mitnehmen will.

Sie haben die bereits zweite Tournee seit dem Kelly-Family-Comeback abgeschlossen. Sie umfasste 41 Konzerte in sieben europäischen Ländern. Sind Sie nicht langsam müde?
Patricia Kelly:
Nein, gar nicht. Es war noch schöner als bei der Comeback-Tournee vor zwei Jahren. Ich bin viel entspannter, damals war ich wegen der grossen Hallen noch unglaublich nervös. Heute bin ich viel freier.

In den Neunzigerjahren war der Hype um die Kelly Family am Höhepunkt. Fans fielen reihenweise in Ohnmacht.
Auf diese Zeit schaue ich mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits bin ich dankbar, ohne diesen massiven Erfolg könnten wir heute nicht mehr auf der Bühne stehen. Andererseits war es auch eine Zeit, die mit einem riesigen Stress verbunden war. Wir hatten Geld, Ruhm und lebten den Musikertraum. Dafür gab es kaum Freiheiten, glücklich machte mich das nicht. Wenn ich morgens aufwachte, war ich meist bedrückt.

Patricia Kelly widmet sich nach der erfolgreichen Kelly-Family-Tournee ihrem Soloalbum «One More Year».
Foto: Universal Music
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Wie sehen Sie das Tour-Leben heute?
Ich liebe es. Es ist die Zeit, in der ich mit meinen Geschwistern zusammen bin. Wir führen ja heute alle unser eigenes Leben. Natürlich streiten wir auch mal, aber am Schluss sitzen wir zusammen im gleichen Tour-Bus. Das Musikerleben mit meinen Geschwistern fehlte mir bis zum Comeback, ich habe das im Blut.

Haben Sie dieses Gen an Ihre Söhne Iggi (16) und Alexander (18) weitergegeben?
Ja, bei beiden stand ich hochschwanger auf der Bühne, bei Iggi sogar eine Woche vor der Geburt. Und auch ihre ersten Schritte machten die beiden backstage bei Konzerten, das ist ein vertrautes Umfeld für sie. Viele fragen mich, ob ich mir keine Sorgen mache um Iggi, der nun eine Sängerkarriere anstrebt. Aber für ihn ist das ja normal, er ist im künstlerischen Umfeld aufgewachsen.

Ihr Bruder Angelo tourt heute mit seiner neuen Familie durch Europa. Gab es eine Überlegung, mit Ihrem Mann Denis (47) und Ihren Kindern eine neue Art Kelly Family zu gründen?
Nein, gar nicht. Erstens ist mein Mann überhaupt kein guter Sänger, obwohl er gut Klavier spielen kann. IT-Manager liegt ihm wohl besser. Und mein Sohn Alexander studiert BWL. Iggi und ich fahren zwar beide auf der Musikschiene, aber das kann auch jeder für sich (lacht).

Welche Werte, die Sie selbst von Ihren Eltern gelernt haben, geben Sie heute weiter?
Meine Eltern waren sehr herzbezogen. Sie brachten uns bei, immer höflich und rücksichtsvoll zu sein. Deshalb sage ich auch zu meinen Söhnen: Begegnet den Menschen auf Augenhöhe, egal woher sie kommen, wen sie lieben und was sie sind. Und natürlich habe ich auch viele christliche Werte erfahren.

Inwiefern?
Meine Eltern waren nicht strenge Kirchgänger, aber gläubig. Sie brachten uns die üblichen Dinge bei: nicht klauen, nicht lügen und so weiter. Auch wenn wir was anstellten, kamen wir glimpflich davon, aber nur solange wir es von selber zugegeben haben. Ansonsten gabs zur Strafe keine Süssigkeiten oder Hausarrest.

Wie wichtig ist Ihnen der Glaube?
Sehr wichtig. Eine Zeit lang habe ich ihn ein wenig verloren – aber als ich 23-jährig Meningitis bekam und ich vor elf Jahren an Brustkrebs erkrankte, merkte ich, dass ich da ohne meinen Glauben nicht rauskomme. Da fing ich an zu beten.

Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?
Das war schrecklich und hat alte Erinnerungen in mir geweckt. Meine Mutter starb an Brustkrebs, als ich zwölf Jahre alt war. Zwei Jahre musste ich danach kämpfen, bis ich wieder Licht am Horizont sah. Ein solches Schicksal wollte ich meinen Kindern ersparen, damals waren sie erst sechs und acht. Also habe ich Gott um zehn weitere Jahre gebeten, damit meine Söhne emotional stärker sind, um so einen Verlust zu meistern.

Diese zehn Jahre waren 2019 um.
Das hat mich damals monatelang beschäftigt. Ich hatte unglaubliche Angst, dass wieder etwas Schlimmes passieren könnte. Zugleich habe ich so viele wunderbare Dinge in meinem Leben bekommen, ich vertraue auf die kleinen Schritte und lebe von einem Jahr zum anderen. Deshalb heisst mein neues Soloalbum auch «One More Year». Aber natürlich möchte ich so lange wie möglich auf dieser Welt bleiben.

Sie sind im November 50 geworden. Was ist anders?
Ich fühle mich mit 50 besser denn je. Es ist ein tolles Alter: Ich bin selbstbewusster und so fit wie nie zuvor. Ich feiere Erfolge mit der Kelly Family, arbeite an meinen Soloprojekten und habe eine wunderbare Familie. Ich liebe das Leben und möchte nicht nochmals 30 sein.

Sie sind bald 20 Jahre verheiratet. Was ist Ihr Liebesgeheimnis?
Gäbe es ein Geheimnis, würde ich das mit allen teilen (lacht). Natürlich hatten Denis und ich schon Krisen, aber nicht so, dass jemand die Koffer packen musste. Ohne Probleme anzusprechen, geht es jedenfalls nicht. Das Wichtigste, was ich lernen musste: Dinge anzunehmen, wie sie sind. Manche Eigenschaften an einem Menschen kann man nicht ändern. Zudem gönnen wir uns regelmässig Pärchenzeit, bei der wir ohne Kinder sind. Es ist wichtig, Romantik und Zärtlichkeiten lebendig zu halten.

Das Phänomen Kelly Family

Populär und polarisierend – die Kelly Family bewegte in den Neunzigerjahren: Die einen liebten die umherziehende Musikertruppe, andere verspotteten sie. Faszinierend ist die Geschichte der Familienband mit irischen Wurzeln allemal: Über zehn Jahre spielte die Kelly Family mit Vater Dan (1930–2002) auf den Strassen Europas, bis sie 1994 schliesslich mit der Hymne «An Angel» einen Hit landete. Es folgten ausverkaufte Konzerte in Hallen und Stadien, darunter auch im Zürcher Letzigrund. Anfang der Nullerjahre flaute der Erfolg der Kelly Family ab, bis sie sich 2017 mit einem Comeback zurückmeldete und an den Erfolg anknüpfen konnte. Heute besteht die Kelly Family aus den sieben Mitgliedern Kathy, Paul, Patricia, Joey, Jimmy, und John. Barby Kelly hat sich aus dem Rampenlicht zurückgezogen und verstarb 2021, Maite Kelly macht eine erfolgreiche Solokarriere im Schlagerbereich. Paddy Kelly ist im Pop-Business solo unterwegs. Angelo Kelly konzentriert sich seit Frühling 2020 auf die Musik mit seiner Frau und seinen Kindern.

Die Kelly Family im Jahr 1997: Kathy, Paddy, Barby, Patricia, Angelo, John, Maite, Joey und Jimmy Kelly (v. l.).
AP Images

Populär und polarisierend – die Kelly Family bewegte in den Neunzigerjahren: Die einen liebten die umherziehende Musikertruppe, andere verspotteten sie. Faszinierend ist die Geschichte der Familienband mit irischen Wurzeln allemal: Über zehn Jahre spielte die Kelly Family mit Vater Dan (1930–2002) auf den Strassen Europas, bis sie 1994 schliesslich mit der Hymne «An Angel» einen Hit landete. Es folgten ausverkaufte Konzerte in Hallen und Stadien, darunter auch im Zürcher Letzigrund. Anfang der Nullerjahre flaute der Erfolg der Kelly Family ab, bis sie sich 2017 mit einem Comeback zurückmeldete und an den Erfolg anknüpfen konnte. Heute besteht die Kelly Family aus den sieben Mitgliedern Kathy, Paul, Patricia, Joey, Jimmy, und John. Barby Kelly hat sich aus dem Rampenlicht zurückgezogen und verstarb 2021, Maite Kelly macht eine erfolgreiche Solokarriere im Schlagerbereich. Paddy Kelly ist im Pop-Business solo unterwegs. Angelo Kelly konzentriert sich seit Frühling 2020 auf die Musik mit seiner Frau und seinen Kindern.

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