Psychologin zum drohenden tiefen Fall von Britney Spears
«Sie wurde schon als Kind für Öffentlichkeit missbraucht»

Nach Bekanntgabe ihrer Scheidung sorgt Britney Spears mit ihrem bizarren Verhalten für Schlagzeilen und grosse Sorge bei ihren Fans. Eine Psychologin ordnet die Situation für uns ein und erklärt, welche Unterstützung der ehemalige Kinderstar nun bräuchte.
Publiziert: 27.08.2023 um 19:33 Uhr
patricia_broder_blick.jpg
Patricia BroderRedaktorin People

Mit blonden Zöpfchen, Mini-Rock und weisser Bluse tanzte und sang sich Britney Spears Ende der 1990er-Jahre an die Spitze der Charts. Mit 126,1 Millionen verkauften Tonträgern wurde sie zu einem der grössten Popstars unserer Zeit. Es folgte eine steile, aber auch bewegte Karriere. Kaum eine Sängerin sorgte in den vergangenen Jahren für mehr Skandale und Schlagzeilen. Nach der Trennung von ihrem dritten Ehemann Sam Asghari (29) dominiert Spears aktuell mit wirren Auftritten auf Social Media erneut die Schlagzeilen. Fans machen sich grosse Sorgen, dass die einstige Pop-Prinzessin dieses Mal noch tiefer fallen könnte als bei ihrem legendären Absturz im Jahr 2007.

Aber von Anfang an: Britney Spears wurde 1981 in McComb geboren, einer Stadt im US-Bundesstaat Mississippi. Bereits als Dreijährige wurde die Sängerin von ihren Eltern Jamie (71) und Lynne Spears (68) auf die grosse Bühne vorbereitet und erhielt Tanz- und Gesangsunterricht. In der Kindersendung «Mickey Mouse Club» moderierte sie als Elfjährige an der Seite von Christina Aguilera (42) und Justin Timberlake (42) und wurde so einem breiten Publikum bekannt. 1998 feierte Britney Spears mit ihrem Debütalbum «Baby One More Time» und der gleichnamigen Single schliesslich ihren grossen Durchbruch – sie war gerade einmal 17 Jahre alt. Es folgte eine Bilderbuchkarriere. Spears galt als America's Sweetheart und wurde mit Preisen wie dem Grammy und MTV Music Award überschüttet, erhielt einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.

«Spears hat nie gelernt, Distanz zum Publikum zu wahren»

Doch dieser frühe Ruhm hat auch seine Schattenseiten und kann zu gravierenden Problemen im Erwachsenenalter führen, wie die emeritierte Psychologieprofessorin Pasqualina Perrig-Chiello (70) erklärt. «Britney Spears wurde offensichtlich von ihrem Umfeld schon als Kind und Teenager für die Öffentlichkeit missbraucht. Anstatt dass sie ihr eigenes Ich entdecken und erforschen konnte, ist es von ihrem Manager, ihren Eltern und ihren Fans definiert worden. Und da die Sängerin bereits in sehr jungem Alter auf der Bühne und im Rampenlicht stand, hat sie offenbar auch nie gelernt, eine gewisse Distanz zum Publikum und zu den Medien zu wahren.» Aus diesem Grund würden ehemalige Kinderstars wie Spears oft ausschliesslich Bestätigung in der Öffentlichkeit suchen und sich dadurch besonders verletzlich machen. «Dieser Druck zu gefallen und die Abhängigkeit vom Urteil der anderen werden zu einem Teufelskreis, aus dem man nur noch schwer herausfindet», sagt die Expertin.

Fans machen sich aktuell Sorgen um Popstar Britney Spears.
Foto: Getty Images
1/14

Dieser Teufelskreis zeigt sich bei Britney Spears ganz besonders im Jahr 2007. Die «Toxic»-Sängerin lässt sich damals von ihrem zweiten Ehemann Kevin Federline (45) scheiden. Das Scheitern ihrer Ehe sowie angeblicher Drogen- und Medikamentenmissbrauch führen die einstige Sauberfrau immer tiefer in eine Abwärtsspirale. In einem Coiffeursalon rasiert sich Spears vor den Augen und Linsen Dutzender Paparazzi ihre langen Haare ab. Kurz darauf wird sie wegen psychischer Probleme vorübergehend in eine Klinik eingewiesen und schliesslich sogar entmündigt. Ihr Vater übernimmt die Vormundschaft und kontrolliert damit fortan auch das Vermögen der Multimillionärin. Gleichzeitig verliert Spears das Sorgerecht für ihre beiden Söhne Sean (17) und Jayden James (16).

Ausverkaufte Tourneen, eigene Show in Vegas

Beruflich geht es für den Popstar ab 2008 hingegen wieder steil bergauf: Es folgen weitere grosse Charterfolge, ausverkaufte Konzerte, Welttourneen und von 2013 bis 2017 gar eine eigene Show in der Glitzermetropole Las Vegas (USA).

Aus dem jahrelangen Kampf gegen ihre Vormundschaft entwickelt sich ab 2009 eine eigene Unterstützerbewegung: #FreeBritney, der sich Prominente wie Cher (77) und Miley Cyrus (30) anschliessen. Ende 2021 hebt ein Gericht die Vormundschaft über Britney Spears wieder auf, und sie erhält die Kontrolle über ihr Vermögen und ihr Privatleben zurück. Im Sommer 2022 heiratet die Sängerin ihren zwölf Jahre jüngeren Fitnesstrainer Sam Asghari.

Konfuse Tanzvideos machen Fans Sorgen

Doch nur ein Jahr später liegt auch diese Ehe in Scherben. Es gibt Fremdgeh-Gerüchte auf beiden Seiten. Asghari wirft seiner Noch-Ehefrau zudem vor, ihn körperlich attackiert zu haben. Spears erklärt auf ihrem Instagram-Account, sie habe «den Schmerz nicht mehr aushalten» können. Dazu veröffentlicht sie mehrere konfuse Tanzvideos. In einem lässt sie sich von einem unbekannten Mann ihr Bein lecken. Fans sind in Sorge, dass es jetzt zum Totalabsturz der Sängerin kommt.

Dies sei nicht zu hoffen, aber möglich, erklärt Psychologieprofessorin Perrig-Chiello: «Das Leben als Prominente birgt durch den Druck zu gefallen generell Potenzial für psychisches Leiden. Es heisst nicht umsonst: Nach oben wird die Luft dünner, und wer hoch aufsteigt, kann genauso tief wieder fallen.» Umso wichtiger wäre es in einem solchen Fall, an seiner Selbstfindung zu arbeiten: «Anstatt Anerkennung im Aussen zu suchen, sollte man eine Auszeit für sich selber nehmen. Für einen Prominenten wie Britney Spears ist auch ein stabiles soziales Umfeld besonders wichtig, das ihr als Star hilft, alternative und eigenständige Wege zu finden.»

Immerhin in einem Punkt scheint sich Britney Spears aktuell ganz auf sich zu konzentrieren: Am 24. Oktober erscheint ihre mit Spannung erwartete Autobiografie «The Woman in Me». Wer nun darauf hofft, in dem Werk intime Einblicke in das angehende Scheidungsdrama der Popsängerin zu erhaschen, hofft vergeblich. Laut US-Medien soll das Buch nicht mehr nachträglich geändert werden, sondern in seiner ursprünglich geplanten Version erscheinen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Kommentare