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Rod Stewart über Trump, seine acht Kinder und seine lange Karriere
«Ich hoffe, mir bleiben noch ein paar Jährchen»

Er ist einer der grössten Rockstars aller Zeiten: Rod Stewart (74) erklärt, wie es sich mit Donald Trump als Nachbar lebt. Und worauf er bei der Kindererziehung Wert legt.
Publiziert: 01.04.2019 um 12:54 Uhr
Interview: Dominik Hug

Mit Reibeisenstimme und Strubbelfrisur zu Weltruhm: Rod Stewart (74) gehört zu den grössten Stars unserer Zeit. Er hat mehr als 150 Millionen Alben verkauft, acht Kinder gezeugt, den Krebs überwunden. Beim Interview mit SonntagsBlick kämpft er gegen eine leichte Grippe. Er ist genervt über einen Fingernagel, der nicht perfekt manikürt ist. Der Assistent muss eine Feile besorgen. «Ich fühle mich seit Tagen etwas elend», erklärt Stewart und hüstelt. Dann setzt er sich in einen weichen Sessel, nimmt einen Schluck Wasser und fragt: «Kumpel, was wollen Sie wissen?»

Für einen 74-Jährigen sehen Sie blendend aus. Was tun Sie dafür?
Rod Stewart: Ich habe seit zwanzig Jahren einen Personal Trainer. Dreimal die Woche verpasst er mir das volle Programm: Ausdauertraining, Schwimmen, Rudern ... einfach alles! Nur Fussball spiele ich nicht mehr so oft. Meine Knie sind etwas lädiert.

Dabei sind Sie einer der 
grössten Fussballfans.
Oh ja, Celtic Glasgow für immer! Mein Haus in Los Angeles ist ein einziger Schrein für den Klub.

Rod Stewart wird am 7. Mai im Zürcher Hallenstadion seine grössten Hits singen.
Foto: Dukas
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Der Assistent kehrt mit einer Nagelfeile zurück. «Nicht jetzt», raunt ihm Rod Stewart zu. Der Assistent verdrückt sich ins Nebenzimmer. Der Sänger hüstelt wieder. «Alle raten mir, im Bett zu bleiben», sagt er. «Aber dafür fehlt mir einfach die Geduld.»

Sie können nicht ruhig sein?
Nein, das konnte ich nie! Deshalb gehe ich jetzt auch wieder auf Tournee. Unterwegs zu sein, den Menschen Freude zu bereiten – das ist mein Job, mein Leben! Ich hoffe, dass mir noch ein paar Jährchen vergönnt bleiben.

Haben Sie noch immer Spass auf der Bühne?
Das sieht man mir doch an! Musik bedeutet mir alles, auch heute noch. Ich hätte keine Ahnung, was ich sonst mit der Zeit tun sollte. Den ganzen Tag vor dem Fernseher hocken? Nein danke! Aber gewiss, in meinem Alter ist ein Ende natürlich in Sichtweite. Wie heisst es so schön: Das Leben ist wie eine Rolle WC-Papier. Das letzte Blatt geht schneller runter, als einem lieb ist.

Angst vor dem Ende?
Oh, ja. Wer das Gegenteil behauptet, ist ein Lügner. Ich liebe das Leben und unternehme alles, damit ich mich noch lange weit weg vom Grab herumtollen darf.

Denken Sie oft an den Tod?
Nein, auch nicht daran, was danach kommt. Spült meine Asche den Abfluss hinab, das ist schön sauber und geht schnell (lacht).

Was ist eigentlich das Beste daran, Rod Stewart zu sein?
Die Liste ist endlos, Kumpel. Ich darf mich inzwischen sogar «Sir» nennen. Ich hätte mir gewünscht, meine Eltern hätten diese Ehre noch miterleben dürfen.

2016 wurden Sie zum Ritter geadelt.
Genau. Den Ritterschlag erhielt ich von Prinz William. Ein unvergesslicher Moment! Ich meine, ich komme von nichts, wirklich nichts. Meine Familie war bettelarm. Seit nunmehr 50 Jahren sehe ich nur zufriedene Gesichter um mich herum. Ich durfte tun, was ich liebte, und wurde erst noch reich dabei. Ich bin ein verdammter Glückspilz.

Wie viel von Ihrer Karriere war tatsächlich Glück?
Viel. Aber ohne Talent bringt auch alles Glück der Welt nichts.

Wären Sie gerne nochmals jung?
Nein. Das Geschäft ist heute anders als damals, als ich, David Bowie, Elton John und die Rolling Stones anfingen. Keiner von uns wollte reich oder berühmt werden, wir wollten singen, Girls abschleppen und Spass haben. Dennoch wurden wir riesig. Das ist heute kaum mehr vorstellbar. Alles ist so schnelllebig geworden, die Menschen sind ungeduldiger. Klar hatte auch ich meine Schlachten zu kämpfen, aber die haben sich immer gelohnt. Ich bezweifle, dass mein Leben heute nochmals so glatt verlaufen würde.

Legendär ist auch Ihr Privatleben: Sie haben acht Kinder von fünf Frauen.
Sie sind mein ganzer Stolz! Die älteren haben sich in der Welt zurechtgefunden, sie leben nicht einfach nur von Papas Geldbeutel. Das imponiert mir. Für Eltern ist es eine grosse Herausforderung, die Kinder nicht zu sehr zu verwöhnen, denn damit verdirbt man sie bloss.

Haben Sie Regeln zu Hause?
Ja. Essen wir zusammen, muss jeder sein Handy weglegen. Ich finde es unerträglich, wenn alle immer nur auf diese kleinen Geräte starren. Konversation, eine leider aussterbende Kunstform, ist mir sehr wichtig. Sechs meiner acht Kinder leben nicht mehr zu Hause, sie sind in aller Welt zerstreut. Nächste Woche feiern wir grosse Reunion in unserem Ferienhaus in Florida. Ich kann es kaum erwarten!

Ihr Nachbar dort ist 
Donald Trump.
Seit er Präsident ist, macht es nicht mehr so viel Freude, wenn er in der Nähe ist. Die ganzen Strassen werden abgesperrt. Ich muss jeweils einen Riesenumweg fahren, um mir im Starbucks einen Kaffee zu holen.

Ist Trump ein guter Nachbar?
Als Typ ist er sehr umgänglich. Zu mir war er schon früher immer nett. Meine Kumpels durften bei ihm auch schon Golf spielen. Über Trumps Politik mag ich aber nicht sprechen.

Können Sie einfach so ins Starbucks gehen?
Klar, Menschen sind in der Regel ja freundliche Wesen. «Hello, Mister Stewart, was können wir heute für Sie tun?», sagen sie. Oder sie klopfen mir liebevoll auf die Schultern. Der Rummel ist heutzutage nicht mehr so überwältigend wie in den 60er- und 70er-Jahren.

Vermissen Sie die alten 
Zeiten?
Ich erlebte super Zeiten! Aber deswegen mag ich nicht dauernd über die alten Tage nachdenken. Bringt ja auch nichts. Ich war schon immer ein Typ, der vor allem in der Gegenwart lebt. Gewisse Entwicklungen stinken mir allerdings schon.

Welche?
Diese Obsession, dauernd politisch so verdammt korrekt sein zu müssen. In den 70ern konnte man einer Frau noch liebevoll einen Klaps geben, heute würde man für diese Geste gesteinigt. Ich will nicht wie ein alter Macho tönen. Gleichberechtigung – auf jeden Fall! Gute Manieren – ja sicher! Aber warum müssen alle immer gleich ausrasten, wenn ein Mann einer Frau ein Kompliment macht?

Was bereuen Sie?
Dass ich in meiner Vergangenheit ein paar Frauen enttäuscht habe. Ich habe sie zu schnell verlassen, weil ich die Konfrontation scheute. Der alte Rod war nicht immer ein Gentleman. Ich habe einige gebrochene Herzen zu verantworten, ich habe einigen Menschen, die mir lieb waren, wehgetan. Das tut mir leid.

Was stimmt Sie nachdenklich?
Das Drama, das sich gegenwärtig im vom Zyklon verwüsteten Mosambik abspielt. Kinder mit Hasenscharten, ihre Eltern, die von Cholera dahingerafft werden. Mein Gott, auch ich hätte dort zur Welt kommen können! Das Leben ist ungerecht, das denke ich mir oft.

Noch Träume?
Nur einen: gesund zu bleiben. Alle andere Träume haben sich erfüllt. So, jetzt brauche ich aber langsam meine Medizin. Ich habe etwas Halsweh.

Persönlich

Rod Stewart kam 1945 in London zur Welt. Er wollte Fussballer werden, entschied sich dann aber für die Musik. Mit Ronnie Wood (71), der später zu den Rolling Stones wechselte, spielte er bei den Faces. Ende der 60er-Jahre nahm er sein erstes Soloalbum auf. «Maggie May» wurde 1971 sein erster Hit, es folgten «Sailing» (1975), «Baby Jane» (1983), «Downtown Train» (1989) und viele mehr. 
In den 90ern erkrankte er an Schilddrüsenkrebs und musste nach der Therapie das Singen neu erlernen. Stewart ist in dritter Ehe mit Ex-Model Penny Lancaster (48) verheiratet. 

Rod Stewart kam 1945 in London zur Welt. Er wollte Fussballer werden, entschied sich dann aber für die Musik. Mit Ronnie Wood (71), der später zu den Rolling Stones wechselte, spielte er bei den Faces. Ende der 60er-Jahre nahm er sein erstes Soloalbum auf. «Maggie May» wurde 1971 sein erster Hit, es folgten «Sailing» (1975), «Baby Jane» (1983), «Downtown Train» (1989) und viele mehr. 
In den 90ern erkrankte er an Schilddrüsenkrebs und musste nach der Therapie das Singen neu erlernen. Stewart ist in dritter Ehe mit Ex-Model Penny Lancaster (48) verheiratet. 

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