Schlagerduo plant nächste Tour
Die Amigos wollen noch mit 90 Jahren auf der Bühne stehen

Das Brüderpaar aus Hessen ist das erfolgreichste Schlagerduo Deutschlands. Auch mit über 70 denken die Amigos nicht ans Aufhören. Im Gegenteil: Sie planen weitere Alben und ihr 55-Jahr-Bühnenjubiläum im kommenden Jahr.
Publiziert: 16:12 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Die Amigos sprechen über Erfolg und persönliche Verluste
  • Bernd und Karl-Heinz Ulrich sind Botschafter gegen Kindesmissbrauch
  • Sie geben jetzt nur noch etwa 70 bis 80 Konzerte
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Die Amigos: Karl-Heinz und Bernd Ulrich aus Hessen – das erfolgreichste Schlagerduo Deutschlands.
Foto: THOMAS LUETHI / HEG
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Irene Lustenberger, GlücksPost
Glückspost

Rund anderthalb Stunden vor ihrem Auftritt sitzen Bernd (73) und Karl-Heinz (75) Ulrich backstage, genehmigen sich die eine oder andere Zigarette und geniessen den lauen Sommerabend. Mit uns sprechen die Brüder über ihren späten Erfolg, ihr neues Album und den Tod von Karl-Heinz’ Frau Doris (†71).

GlücksPost: Was verbindet Sie mit der Schweiz?
Bernd Ulrich (BU): Wir haben viele treue Fans in der Schweiz und kommen immer gerne hierher.

Die Amigos gibt es seit 1970, den Durchbruch schafften Sie aber erst 2006. Haben Sie nie daran gedacht, aufzuhören?
Karl-Heinz Ulrich (KHU): Zu Beginn waren wir zu viert unterwegs. Als 1980 ein Musiker ausstieg und unser Keyboarder 1985 an einem Hirntumor starb, dachten wir kurz übers Aufhören nach, fanden dann aber einen Ersatz. 2000 hatte dieser Musikerfreund einen Schlaganfall und lag acht Jahre im Wachkoma. Das war der Punkt, an dem wir dachten: «Wir sind schon so alt, wir lassen es sein.» Unsere Fans haben uns aber ermutigt, weiterzumachen.

Und ein paar Jahre später kam der Durchbruch.
KHU: 1992 begannen wir, eigene Lieder zu schreiben und CDs aufzunehmen. Diese wurden aber von allen Plattenfirmen abgelehnt. Als wir dann 2006 in «Achims Hitparade» Musikantenkaiser wurden, ging es richtig los.

Sie waren Mitte und Ende 50, als sich der Erfolg einstellte. Hat es rückblickend auch Vorteile, dass es so lange ging?
BU: Wir haben uns damals schon überlegt, ob wir unsere Jobs als Lkw-Chauffeur und Bierbrauer aufgeben und voll auf die Musik setzen möchten. Denn wenn man selbständig ist, muss man alles selbst machen und sich selbst versichern. 2007 gingen wir erstmals auf eine Tour mit anderen Künstlern und haben so viel verdient, dass wir ein Jahr lang hätten davon leben können. Ein Jahr später gingen wir auf Solo-Tour und die Hallen waren voll. Da hatten wir keine Bedenken mehr. Bis vor zwei, drei Jahren gaben wir 200 bis 250 Konzerte pro Jahr.
KHU: Ich denke schon, dass es besser gewesen ist, dass wir schon so alt waren. Denn wenn wir mit 25 die Lieder gesungen hätten, die wir heute singen, hätte uns das keiner abgenommen.

Und genau diese Authentizität macht Ihren Erfolg aus?
BU: Genau. Wir hören oft von den Fans, dass sie sich mit den Liedern identifizieren können. Musik soll fröhlich machen, aber Musik kann auch Botschaften übermitteln und Menschen eine Stimme geben, die sonst kein Gehör finden. So kämpfen wir beispielsweise als Botschafter des Weissen Ringes gegen Kindesmissbrauch und haben darüber Titel geschrieben. Denn bei diesem Thema darf man nicht schweigen. Diejenigen, die das einem Kind antun, gehören nicht in die Gesellschaft, sondern hinter Gitter.
KHU: Auf der neuen CD, die am 20. September erschienen ist, ist ein Lied drauf gegen Mobbing in der Schule. Es heisst «Und dann war sie verschwunden».

Was können Sie über das Album «Stimmen der Nacht» sonst noch erzählen?
BU: Im Titelsong geht es darum, dass Stimmen einen dazu auffordern, rauszugehen und etwas zu unternehmen. «SOS im Paradies» handelt von Urlaubsgefühlen, «Nur Sieger stehn im Licht» von der Spielsucht und «Auch im Porsche fallen Tränen» davon, dass man Liebe auch mit viel Geld nicht kaufen kann.

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Das Lied «Stark für dich» ist Karl-Heinz’ Frau Doris gewidmet, die Anfang Jahr an Krebs verstorben ist.
KHU: Das Lied habe ich im Sommer des vergangenen Jahres für Doris geschrieben, als es noch Hoffnung gab. Aber es hat ja leider nichts genützt. Auf der nächsten CD, die 2025 erscheint, singe ich ein weiteres Lied für sie.

Wie geht es Ihnen?
KHU: Wie soll es einem gehen, wenn man fast 45 Jahre verheiratet war und alles vor die Füsse getragen bekommen hat? Ich bin jetzt alleine in unserem Haus, und überall sind Bilder und Erinnerungen. Da wirst du verrückt, da kann es einem nicht gut gehen (er schluckt leer). Ich wollte nach ihrem Tod eigentlich aufhören mit der Musik. Wir haben dann aber entschieden, weiterzumachen. Das wäre auch der Wille meiner Frau gewesen. Und das hilft auch wirklich ein bisschen. Wenn wir unterwegs sind, sind Menschen um mich herum, und das bringt mich auf andere Gedanken. Aber wenn ich dann heimkomme, bin ich alleine.

Nicht nur Ihre Frau ist an Krebs gestorben, sondern auch Ihre Eltern. Haben Sie Angst, dass Sie auch daran erkranken könnten?
KHU: Unser Vater starb mit 62, andere in der Familie waren noch jünger. Vor 20 Jahren dachten wir, wir werden garantiert krank. Wir rauchen seit der Lehre und haben früher auch oft Alkohol getrunken. Eigentlich kann das nicht gut gehen. Aber erfreulicherweise sind wir immer noch da.

Vor Jahren sagten Sie, dass Sie kürzertreten möchten. Sie treten aber immer noch fast jedes Wochenende auf.
BU: Wir geben jetzt nur noch etwa 70 bis 80 Konzerte statt wie früher 250. Wir haben also schon reduziert.

Persönlich: Die Amigos

Zusammen mit zwei Kollegen gründeten Bernd und Karl-Heinz Ulrich 1970 die Amigos. Seit dem Jahr 2000 sind die Brüder zu zweit unterwegs. Den Durchbruch schafften sie 2006, als sie in «Achims Hitparade» den Titel «Musikantenkaiser» gewannen. Mit mehr als 100 Gold- und Platin-Auszeichnungen sind sie mittlerweile das erfolgreichste Schlagerduo Europas. Karl-Heinz heiratete 1979 seine Frau Doris, die Anfang dieses Jahres verstorben ist. Das Paar hat zwei Söhne und fünf Enkel. Bernd ist seit 1993 mit Heike zusammen und seit 2007 verheiratet. Seine Tochter, Schlagersängerin Daniela Alfinito (53), stammt aus einer früheren Beziehung.

Zusammen mit zwei Kollegen gründeten Bernd und Karl-Heinz Ulrich 1970 die Amigos. Seit dem Jahr 2000 sind die Brüder zu zweit unterwegs. Den Durchbruch schafften sie 2006, als sie in «Achims Hitparade» den Titel «Musikantenkaiser» gewannen. Mit mehr als 100 Gold- und Platin-Auszeichnungen sind sie mittlerweile das erfolgreichste Schlagerduo Europas. Karl-Heinz heiratete 1979 seine Frau Doris, die Anfang dieses Jahres verstorben ist. Das Paar hat zwei Söhne und fünf Enkel. Bernd ist seit 1993 mit Heike zusammen und seit 2007 verheiratet. Seine Tochter, Schlagersängerin Daniela Alfinito (53), stammt aus einer früheren Beziehung.

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Sie wollen also auch mit 80 noch auf der Bühne stehen?
BU: Wenn es geht, mit 90 noch! Wir machen es wie die Rolling Stones. Auf dem Album, das 2025 erscheint, singen wir das Lied «Wir hören niemals auf».

Nächstes Jahr feiern Sie Ihr 55-jähriges Bühnenjubiläum. Haben Sie – ausser einem Album – bereits Pläne?
BU: Wir werden auf Tour gehen und auch ein Konzert in Sursee geben. Alles andere wissen wir noch nicht.

Haben Sie noch Träume oder Wünsche?
BU: Wir sind stolz auf alles, was wir erreicht haben. Jeder Wunsch, den wir jetzt noch hätten, wäre unverschämt.

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