«Man kann nicht einfach relaxen – es gibt immer Schwierigkeiten»
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Marco Solari:«Man kann nicht einfach relaxen – es gibt immer Schwierigkeiten»

75. Locarno Film Festival
Brunschwig ist der Mann der Zukunft

Der operative Leiter Raphaël Brunschwig ist in Locarno weit mehr als nur Buchhalter und Chef-Organisator. Der Mann, der 2013 in der Sponsoring-Abteilung startete, verkörpert die Zukunft des weltweit bekannten Film-Festivals, das heuer zum 75. Mal stattfindet.
Publiziert: 10.07.2022 um 09:34 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2022 um 09:41 Uhr
Jean-Claude Galli

Nach zwei schwierigen Jahren verströmen die Macher des Locarno Film Festival wieder den gewohnten Enthusiasmus. «Wir kommen gestärkt und voller Elan aus der Pandemie hervor», sagt Präsident Marco Solari (78) zur Jubiläumsausgabe vom 3. bis 13. August. Und nennt auch gleich die Verantwortlichen für diesen Schwung: «Der Erfolg ist der Dynamik der zwei Direktoren zuzuschreiben.»

Während der künstlerische Leiter Giona A. Nazzaro (56) auf der Piazza mit «Bullet Train» mit Brad Pitt (58) und Sandra Bullock (57) startet, ist der operative Leiter Raphaël Brunschwig (38) nicht nur fürs Budget verantwortlich, sondern verkörpert nichts weniger als die Zukunft des weltweit bekannten Events. Die vorgängigen Zahlen stimmen. Brunschwig kann im Vergleich zu 2019 eine Zunahme der Sponsoringbeiträge um 40 Prozent vermelden. «Doch Raphaël ist – bei allem Respekt für Buchhalter – kein Buchhalter, sondern der Gestalter vieler neuer Projekte», schwärmt Solari.

Deren Fülle ist beeindruckend. «Ein Beispiel ist das ‹BaseCamp›, eine künstlerische Residenz während der gesamten Festivaldauer, an der 200 junge Künstler teilnehmen, die das ganze Jahr über zu unserer Entwicklung beitragen», sagt Brunschwig. «In ähnlicher Weise haben wir die Locarno Shorts Weeks eingeführt, ein erstes Projekt zur digitalen Verbreitung von Originalinhalten für ein neues Publikum.»

Raphaël Brunschwig, operativer Leiter des Locarno Film Festival, beim Treffen mit SonntagsBlick im Hotel Bellevue Bern.
Foto: KARL-HEINZ HUG
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Fast wie eine Droge

Brunschwig erwähnt nebst der intensiven Zusammenarbeit mit der Università della Svizzera italiana das Projekt «Residency», bei dem junge Filmemacher ihren ersten Spielfilm entwickeln. Oder einen 24-stündigen Live-Talk mit 24 Gästen auf Twitch über Aufmerksamkeit und die Rolle des Kinos. Und er freut sich über die Angebote für die Jüngsten, «Locarno Kids» und das Kreativlabor «Atelier du Futur», das Kinder zwischen 13 und 15 anspricht.

«Wir haben zwar keine Glaskugel, aber die Sprengkraft der Innovation. Indem wir die Macht der Digitalisierung nutzen, um zeitliche und räumliche Barrieren zu überwinden, können wir die Präsenz und die Wirkung von Locarno über die elf Festivaltage hinaus aufs ganze Jahr ausdehnen», erklärt Brunschwig.

Ein Festival dieser Grössenordnung zu organisieren, sei fast wie eine Droge, sagt der Mann, der in Locarno 2013 als Sponsoring-Koordinator begann und sich kontinuierlich hochgearbeitet hat. Der Ehemann und Vater steht täglich um 5 Uhr auf, führt ein Traum- und Tagebuch und schöpft seine Kraft aus der Meditation. Mit dieser und einem Bad in der kalten Maggia überwindet er jeweils auch die Mini-Depression, die ihn jeweils nach Ende des Festivals ereilt.

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