Bradley Cooper über «American Sniper»
«Mir drehte es den Magen um!»

Bradley Cooper spricht im Interview mit BLICK unter anderem darüber, weshalb er in demselben Stuhl gegessen hat wie der Soldat Chris Kyle, warum er sich stundenlang Videos von ihm ansah, 6000 Kalorien pro Tag reinhaute und drei Stunden Gewichte stemmte pro Tag.
Publiziert: 03.03.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:10 Uhr
Bradley Cooper als Scharfschütze Chris Kyle mit Regisseur Clint Eastwood (r.).
Foto: outnow
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Von Dierk Sindermann

Die Uniform hat er gegen einen blauen Armani­Anzug eingetauscht. Und die zugenommenen 20 Kilo – (fast) alles Muskeln – sind wieder weg. Nur der sehr feste Händedruck zur Begrüssung erinnert noch an die militärische Vergangenheit von Bradley Cooper (40). Er hatte sich in die Rolle des gefährlichen Scharfschützen Chris Kyle († 38) physisch und psychisch hineingesteigert. Ganz so einfach kommt er von der Verkörperung des wirklichen Militärs nicht los.

BLICK: Haben Sie Chris Kyle je getroffen?
Bradley Cooper:
Nein. Ich habe nur einmal mit ihm gesprochen. Unsere Verhandlungen mit ihm begannen im Februar 2011. Er konnte sich nicht entschliessen, sein Buch verfilmen zu lassen. Da habe ich vorgeschlagen, ihn anzurufen.

Was haben Sie ihm gesagt?
Dass ich seine Angst vor Hollywood verstehe. Dass ich ihn aber im rechten Licht darstellen werde. Und dass ich ihn besuchen würde.

Wozu es nie kam, weil er 2013 erschossen wurde.
Richtig, am 2. Februar.

Was haben Sie da empfunden?
Ich habe noch nie eine real existierende Person gespielt. Und nun lebte diese Person nicht mehr. Die Frage war: Wie konnte ich mich nun in ihn hinein versetzen?

Wir sind gespannt auf die Antwort.
Ich bin in sein Haus gegangen, habe in demselben Stuhl gesessen, in dem er immer beim Abendessen sass. Ich habe Zeit mit seinen Kindern verbracht, seinen Eltern und seiner Frau. Teya Kyle war eine grosse Hilfe. Sie hat mir alle Videos gezeigt, die sie vom Familienleben aufgenommen hatte. Sehr viele Stunden Material.

Warum so viele?
Sie wollte so viele Erinnerungen wie möglich haben. Für den Fall, dass ihr Mann einmal nicht von seinen Einsätzen zurückkommen würde.

Wer hat Ihnen die Schusstechnik eines Scharfschützen beigebracht?
Rick Wallace und Kevin Lace. Bei diesen Militärs hatte auch Chris gelernt. Mit einem M4-Gewehr kann ich umgehen, seit ich in «The A-Team» spielte.

Haben Sie Zielschiessen geübt?
Erst wurden nur Platzpatronen verwendet, aber dann musste ich mit echter Munition auf Zielscheiben schiessen.

Und haben Sie getroffen?
Ja. Am Ende konnte ich jederzeit aus 500 Meter Entfernung ins Schwarze treffen.

In der ersten Szene nehmen Sie eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn ins Visier.
Es hat mir den Magen umgedreht. Ich habe Regisseur Clint Eastwood gebeten: Lasst mich den Lauf bitte nicht auf die beiden Schauspieler richten.

Konnte sich die Familie Kyle Sie als Chris vorstellen?
Sein Vater sagte: Du siehst ihm kein bisschen ähnlich, du musst eine Menge Gewicht zulegen. Ich habe ihm versichert, dass ich mein Bestes versuchen werde. Keine leichte Sache. Ich wog damals 83 Kilo und Chris 108.

Mit Junkfood Gewicht zuzulegen ist keine Kunst. Aber Muskeln. Wie haben Sie das gemacht?
Indem ich 6000 Kalorien am Tag reingehauen habe und jeden Tag zweimal eineinhalb Stunden Gewichte gestemmt habe.

Beides dürfte kein Vergnügen gewesen sein.
Ich habe italienische Vorfahren und esse gerne. Aber 6000 Kalorien sind eine andere Grössenordnung. Man hatte mich gewarnt, dass so viel zu essen schwieriger sein würde als Gewichte zu stemmen. Es stimmte. Die ersten zwei Wochen war mir immer schlecht. Mein Bauch war aufgebläht, ich konnte mich kaum mehr hinlegen. Mein Körper stand unter Schock.

Haben Sie sich mit diesem voluminösen Körper gefallen?
In der Rolle schon. Ich brauchte das, um selbst zu glauben, dass ich Chris war. Es verändert dein Leben, mit einer solchen Statur durch die Welt zu laufen. Die Leute behandeln dich ganz anders. Ich muss zugeben, dass ich mich als ziemlich beeindruckenden Kerl empfunden habe.

Wollten Sie eigentlich selbst einmal Soldat werden?
Ja. Nicht so sehr im militärischen Sinne. Aber ich schaute mir schon als Teenager ununterbrochen Filme an. Sie inspirierten mich, vieles sein zu wollen – Cowboy, Feuerwehrmann, Soldat ...

«American Sniper» ist umstritten. Wofür steht der Film für Sie?
Er ist eine Geschichte, mit der sich jeder Soldat in jedem Land der Welt identifizieren kann. Mit dem Tribut, den sie dem Krieg gezollt haben und was sie durchmachen müssen, um sich in das Leben ihrer Familien zu integrieren.

Wie definieren Sie einen Helden?
Jemand, der die Menschheit verbessert.

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