Colin Farrell über das Wichtige im Leben
«Nur meine Kinder zählen»

Er gehört zu den bekanntesten Schauspielern Hollywoods. Aber er hat auch ein Privatleben. Und erzählt nun, was wirklich wichtig ist.
Publiziert: 22.01.2023 um 21:02 Uhr
Interview: Patricia Danaher

Er selbst nennt «The Banshees of Inisherin» einen «kleinen, sehr typisch irischen Film». Von wegen klein! Colin Farrell (46) steht dank der schwarzen Tragikomödie um eine zerbrochene Freundschaft vor dem Höhepunkt seiner Karriere. Nachdem er sich gerade einen Golden Globe als Bester Hauptdarsteller sicherte, wird sein Name nun auch bereits als heisser Oscar-Kandidat gehandelt.

Was hat Sie an der Rolle am meisten fasziniert?
Colin Farrell: Ich habe bereits mit Regisseur Martin McDonagh und Schauspieler Brendan Gleeson in «Brügge sehen ... und sterben?» zusammengearbeitet. Das war vor einiger Zeit …

Im Jahr 2008!
Ist das wirklich schon 14 Jahre her? Mann, das sind die Momente, an denen ich meine Sterblichkeit an die Tür klopfen höre. Auf jeden Fall haben wir seitdem immer wieder darüber geredet, dass wir noch einmal zusammen drehen wollen. Und dann kam dieses aussergewöhnlich gute Drehbuch für «Banshees» und die Sache war für mich klar.

Alte Bekannte: Brendan Gleeson und Colin Farrell (r.) in «The Banshees of Inisherin».
Foto: DUKAS
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Ihr Filmheld Pádraic lebt auf der fiktiven irischen Insel Inisherin und wird plötzlich scheinbar grundlos von seinem lebenslangen Freund und Trinkgefährten Colm ignoriert. Die Social-Media-Generation nennt das Ghosting. Ist Ihnen das auch schon mal passiert?
Sie meinen in Bezug auf Trennungen oder Beziehungen? Sorry, zu diesem Thema will ich mich nicht äussern. Weil wir sonst hier noch eine sehr, sehr lange Zeit sitzen würden (lacht). Ich finde das Ghosting im Film aber schon eine reife Leistung. Das muss man erst einmal hinbekommen, einem anderen auf einer kleinen Insel völlig aus dem Weg zu gehen.

Sie müssen als Schauspieler viel reisen. Wie schaffen Sie es, Ihre Freundschaften aufrechtzuerhalten?
Gute Frage. Natürlich hilft Technologie, in Kontakt zu bleiben. Allerdings telefoniere ich sehr ungern und Nachrichten zu schreiben ist auch nicht wirklich mein Ding. Das Gute ist, dass ich die meisten meiner Freunde bereits seit meiner Kindheit aus Dublin kenne. Und diese Freundschaften musst du nicht aufrechterhalten, sie bleiben bestehen. Da kann man sich auch mal ein Jahr oder länger nicht sehen und dennoch machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben.

Persönlich

Colin Farrell (46) ist das jüngste von vier Kindern eines irischen Fussballspielers. Schon früh verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit Werbespots. Zu seinen bekanntesten Filmen gehören «Miami Vice» (2006), «Brügge sehen ... und sterben?» (2008) und «Batman» (2022). Farrell war einmal verheiratet und hat zwei Kinder. Er war jahrelang stark alkohol- und drogenabhängig, ehe er sich 2006 in eine Entzugsklinik begab.

DUKAS

Colin Farrell (46) ist das jüngste von vier Kindern eines irischen Fussballspielers. Schon früh verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit Werbespots. Zu seinen bekanntesten Filmen gehören «Miami Vice» (2006), «Brügge sehen ... und sterben?» (2008) und «Batman» (2022). Farrell war einmal verheiratet und hat zwei Kinder. Er war jahrelang stark alkohol- und drogenabhängig, ehe er sich 2006 in eine Entzugsklinik begab.

Mehr

Heutzutage schreiben sich Leute oft lieber, als persönlich miteinander zu reden. Ist es dadurch schwieriger geworden, tiefe Beziehungen herzustellen oder beizubehalten?
Ich bin der Meinung, dass Gespräche von Angesicht zu Angesicht wichtig sind. Wir leben in einem Zeitalter von Videoschnipsel auf Social Media. Von dort holen sich viele ihre Informationen, anstatt mit anderen Menschen eine Unterhaltung zu führen und sich zu informieren. Wenn du mit deinem Gegenüber Gedanken austauschst, dann sind beide Seiten eher bereit, sich zu öffnen. Wenn du aber deine Meinung online teilst, kann das gefährlich werden.

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Wieso?
Weil andere Leute es sich zur Aufgabe machen, deine Meinung zu werten. Es geht nicht mehr um einen ehrlichen Austausch, sondern darum, andere zu verurteilen, die nicht genau deine Ansichten haben. Und schnell wird man dann in unserer Cancel Culture regelrecht gelöscht.

Im Film macht sich Pádraics Freund Gedanken um sein berufliches Vermächtnis, ob man sich nach seinem Tod an ihn erinnern wird. Macht man sich als legendärer Schauspieler auch darüber Gedanken, ob man in die Hollywood-Historie eingeht?
Nein. Ich sehe mich nicht als legendär. Für mich sind meine Söhne, die ich bisher 13 und 19 Jahre grossgezogen habe, das einzige wichtige Vermächtnis für mich. Allein meine Kinder zählen.

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