Denise Biellmann (55) erinnert sich an den Olympia-Krimi von 1994
Als der Sport eiskalt erwischt wurde

Die besten Drehbücher schreibt nicht Hollywood, sondern das Leben. Wie die Attacke auf Eiskunstläuferin Nancy Kerrigan zeigt.
Publiziert: 07.02.2018 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:25 Uhr
Flavia Schlittler

Am Freitag beginnen offiziell die Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang. Dabei werden fünf Wettbewerbe im Eiskunstlauf ausgetragen. Eine Disziplin, die bis zum 6. Januar 1994, kurz vor den Winterspielen in Lillehammer, Sportlichkeit grossschrieb – und dann eiskalt erwischt wurde. Es geht um die wahre Geschichte der schönen Eiskunstläuferin Nancy Kerrigan (heute 48) aus gutem Haus und ihrer Konkurrentin Tonya Harding (47). Ausgewachsen ist Tonya im Arbeitermilieu mit einer Mutter, die sie bereits im Alter von vier Jahren zu Höchstleistungen zwang. Die Kleine durfte im Training nicht zur Toilette, weil ihre Mutter nur meinte: «Dann fährst du eben nass weiter.» Doch Tonya hat es weit gebracht. Sie war die erste Amerikanerin, die zwei dreifache Axelsprünge in der Kür erfolgreich stand. Geblieben ist bis heute aber dieser 6. Januar 1994, der zu einem der grössten Sportskandale Amerikas wurde. Der Tag, an dem Tonyas Ex-Mann Jeff Gillooly einem Ex-Bodyguard den Auftrag gab, Nancy Kerrigans Knie mit einer Eisenstange zu zertrümmern.

Es gibt immer jemanden, der besser ist

Als die Nachricht um die Welt ging, befand sich Eiskönigin Denise Biellmann (55) in einer Schweizer Eishalle am Trainieren. «Ich war total geschockt, als ich das hörte, konnte es nicht glauben», sagt sie. Am meisten habe sie erstaunt, «dass wir im Spitzensport wissen, dass es immer jemanden geben kann, der besser ist. Entweder man nimmt dies als Ansporn, dies zu toppen, oder lernt, damit umzugehen». Kerrigan, die weniger massiv verletzt wurde, als zuerst angenommen, holte sich in Lillehammer die Silbermedaille. Im Folgejahr trat Biellmann in Washington mit ihr in der gleichen Eisshow auf. «Ich fand Nancy sehr nett. Sie war hübsch und talentiert.» Gesprochen über den Vorfall wurde nicht. «Jede von uns wurde abgeschottet.»

Es zeigt, wie schnell etwas passieren kann

Seit dem Olympia-Krimi von 1994 wird auch keine Auskunft mehr gegeben, welche Eiskunstläuferin in welchem Hotelzimmer ist. Davor war dies transparent, erinnert sich Biellmann. Seit da hat auch sie ihre Schlittschuhe nie mehr unbeaufsichtigt gelassen. «Es hat uns gezeigt, wie schnell etwas passieren kann. Es muss nur jemand mit Schmirgelpapier über die Kufen fahren, und die Kür ist gelaufen.»

Eiskönigin und Weltmeisterin von 1981, Denise Biellmann.
Foto: zvg
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Ein Riesenboom in den USA

Das Drama wurde nun verfilmt. «I, Tonya» läuft ab dem 22. Februar in den Deutschschweizer Kinos. Er zeigt: Wer wissen will, woher das Böse kam, der muss zu den Anfängen zurück. Harding, die durch ihre Verbindung zu dem Attentat lebenslang an Eiskunstlaufmeisterschaften gesperrt wurde, hat erst letzten Monat eingeräumt, dass sie von den Plänen etwas mitgekommen habe, was sie all die Jahre dementierte. Eines habe dieses Sportdrama an Positivem bewirkt, so Biellmann: «In den USA hat es einen Riesenboom im Eiskunstlauf ausgelöst. Davor wurde er eher stiefmütterlich behandelt.» Sie will sich den Film nicht entgehen lassen.

Olympia 2018 in Pyeongchang

Im Februar finden in Südkorea vom 9. bis 25. Februar die 23. Olympischen Winterspiele statt. Hier finden Sie alle wichtigen Informationen rund um das Grossereignis in Pyeongchang: Zeitplan, Sportarten, TV-Übertragung und alle Schweizer Athleten.

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